Es gibt viele Wege ins ganz persönliche Unglück. Das Feiern von „maskuliner Energie“ ist einer davon – und Meta-CEO Mark Zuckerberg schickt seine Jünger auf genau diese Mission.
Haben Sie Lust, sich so richtig schön den Tag zu verderben? Dann gehen Sie einfach mal auf Instagram und vergleichen sich dort mit irgendeinem Promi Ihrer Wahl. Vergleichen Sie Ihren Körper mit den glänzenden Muskeln auf den Fotos. Ist die Laune noch nicht ruiniert genug? Dann ist die Zeit gekommen, nun dem spirituellen Kauderwelsch gewisser Intelligenzallergiker auf der App zu frönen.
Genau das scheint Meta-CEO Mark Zuckerberg ausgiebig getan zu haben, bevor er darüber schwadronierte, Unternehmen bräuchten mehr „maskuline“ Energie. Was Zuckerberg damit meint, schob er im Podcast mit Joe Rogan gleich hinterher: Statt „kulturell kastrierter“ Unternehmen (wie es die SZ übersetzte), heiße er lieber eine Firmenkultur willkommen, die die Aggression ein wenig mehr feiere.
Ah ja, ein wenig mehr Aggression und Konkurrenzdenken, das ist also „maskulin“.
Instagram, der Hort maskuliner Energie
Genau das also, was Millionen Menschen auf Zuckerbergs Plattformen tagtäglich tun: vergleichen, verurteilen, interpretieren und für sich selbst das vermeintlich Beste herausholen gegen die Konkurrenz. Das eint übrigens Frauen, Männer und nicht binäre Menschen.
Allerdings entsteht nur bei ganz ausgeprägt „maskulin“ aufgeladenen Menschen diese besonders bittere Enttäuschung über die eigenen (vermeintlichen) Unzulänglichkeiten, auf die ein ausgiebiger Frust folgt, der sich in Form verbaler Aggression genau dort entlädt, wo er entsteht: auf Instagram, Facebook & Co.
Zuckerberg für mehr Maskulinität 12:56
Leidtragende der „energetisch maskulin“ aufgeladenen Menschen sind meist Frauen, die die Urteile solcher Menschen in den Kommentarspalten über sich ergehen lassen müssen. Oder halbdunkle Bilder unverlangt gesandter Körperteile eben jener in ihren Direktnachrichten finden. Oder auch einfach mal eine Morddrohung bekommen, nur weil sie ihre Meinung kundtun.
Doch wieso dieser ganze Unfug, ganz gleich, ob am Arbeitsplatz oder privat? Wem ist das dienlich, wenn es doch auch anders geht? Wenn man sich einfach nicht vergleicht, nicht urteilt, nicht interpretiert und die Menschen nimmt, wie sie sind – denn andere gibt es nicht. Ganz ohne ein unnötiges Urteil darüber, was denn nun „maskulin“ und was „feminin“ sein soll.
Mark Zuckerbergs Meinung dient nur ihm
Wenn wir wollen, ist das ist möglich, liebe „maskuline“ Leserinnen und Leser, und es ist so viel entspannter, als den ganzen Tag mit Selbstzweifeln und Frauenhass zu verbringen. Nur ein Mark Zuckerberg will das nicht – denn ihm ist das nicht dienlich. Sein Interesse ist nämlich die Aggression der Menschen, weil ausgeglichene Vertreter unserer Spezies in der Regel Besseres zu tun haben, als ihren Frust in seiner digitalen Traumwelt abzulassen. Unzufriedene Instagram-Nutzer sind lukrative Instagram-Nutzer.
Wer also mit Anlauf ins Unglück hechten will, bitte. An alle anderen: Lassen Sie sich nicht von diesem Geschwafel von maskuliner und femininer Energie vergiften. Egal, ob es von Zuckerberg, Trump oder Tate kommt. Und wer weiß: Vielleicht liegt das echte Glück genau dort, wo Aggressionen, Konkurrenzkampf und Instagram gar nicht hinkommen.