FDP-Chef Christian Lindner ist bei einem Wahlkampfauftritt in Greifswald mit Schaum beworfen worden. Eine junge Frau trat am Donnerstag von hinten an Lindner heran und traf ihn im Gesicht, wie auf einem von Lindner selbst veröffentlichten Video im Onlinedienst X zu sehen ist. Medienberichten zufolge soll es sich um eine künstliche Torte aus Rasierschaum gehandelt haben. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nannte den Angriff „ungehörig und gefährlich“.

Lindner sagte nach dem Vorfall in dem Video: „Es war leider nicht Sahne, sondern nur Seife. Wenigstens das hätten Sie besser machen können, dann hätte ich auch was davon gehabt.“ Er wischte sich den Schaum mit Servietten aus dem Gesicht und sagte: „Ich trage diese Kampfspuren mit Stolz.“ Anschließend setzte er seine Rede fort.

Die Polizei in Anklam teilte mit, dass eine 34-Jährige beschuldigt werde. Die Kriminalpolizei ermittle gegen sie unter anderem wegen Körperverletzung und Beleidigung von Personen des politischen Lebens.

Die Linkspartei in Mecklenburg-Vorpommern teilte dazu mit, dass es sich bei der Frau „der aktuellen Berichterstattung zufolge“ um ein Linken-Mitglied handle. Solche Aktionen seien aber „konsequent abzulehnen“, erklärte Landes-Parteichef Hennis Herbst. „Unser Ziel ist es, die inhaltliche Debatte mit der politischen Konkurrenz, auch mit der FDP, zu führen.“ Störaktionen bei Wahlkampfauftritten gehörten nicht dazu und „tragen nicht zum Vorbringen berechtigter Kritik an der Politik der FDP bei“.

Kanzler Scholz schrieb nach dem Vorfall auf X: „Angriffe auf Politikerinnen und Politiker sind kein Ausdruck demokratischen Verhaltens.“ Hier gelte „die Solidarität unter Demokratinnen und Demokraten“. Es sei gut, dass Lindner „souverän“ reagiert habe.

Vizekanzler und Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck schrieb auf X, „tätliche Angriffe jedweder Art haben im Ringen um die besten Lösungen für dieses Land nichts zu suchen“. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kritisierte die Aktion ebenfalls. Auf X schrieb er: „Gewalt gegen Politiker ist nie zu tolerieren. Es fängt mit der Torte an und niemand weiß, wo es endet.“ Lindner habe seine „volle Solidarität“. Gewalt in der Politik sei ein „Angriff auf die Demokratie“.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) nannte den Angriff „unanständig und undemokratisch“. Faeser schrieb weiter auf X: „Attacken jeder Art und Einschüchterungsversuche haben in einer demokratischen Debatte nichts verloren.“ Ähnlich äußerte sich FDP-Generalsekretär Marco Buschmann. „Erst vor wenigen Wochen haben sich die demokratischen Parteien auf ein Fairness-Abkommen für den Wahlkampf verständigt“, schrieb er auf X. „Solche Angriffe haben in unserer Demokratie nichts verloren.“

Der frühere Bundesfinanzminister Lindner ist Spitzenkandidat der FDP bei der vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar.