Vor zwei Monaten beginnt der FC St. Pauli ein für den Profifußball einmaliges Finanzierungs-Experiment. Aus Sicht der Verantwortlichen ist die Genossenschaft ein Erfolg. Das erste Ziel sei nah.

Die Kampagne für die Genossenschaft des Fußball-Bundesligisten FC St. Pauli wird um zwei Monate bis zum 31. März verlängert. Grund dafür ist nach Angaben der Genossenschafts-Vorstände Miriam Wolframm und Andreas Borcherding, dass in den vergangenen Wochen noch zahlreiche Anträge bearbeitet werden mussten.

So blieb keine Zeit, intensiver bei weiteren Zielgruppen wie Fanclubs und Interessierte außerhalb Hamburgs, jüngeren Menschen oder wirtschaftlichen Partnern zu werben. Um Anträge schneller zu bearbeiten, sollen Anteile von Mitte Januar an digital gezeichnet werden. 

Zwei Monate nach dem Start der Verkaufsphase sammelte der Verein bisher etwa 18,338 Millionen Euro ein. Vor allem in den ersten Tagen nach dem Beginn am 10. November 2024 war der Run groß. Nach drei Tagen hatte der Verein schon 13 Millionen Euro eingenommen.

St. Pauli-Genossenschaft mit Superlativ

Circa 14.500 Genossinnen und Genossen zeichneten bis Anfang Januar Anteile, wie Vorstandschef Borcherding und seine Stellvertreterin Wolframm sowie Club-Präsident Oke Göttlich mitteilten. „Nach unserer Erkenntnis gibt es keine Genossenschaft, die jemals innerhalb von 60 Tagen so viel Geld eingesammelt hat“, sagte Borcherding. 

Der Finanzierungsweg ist bislang einmalig im deutschen Profifußball. Die vom Verein gegründete FCSP eG wird sich mehrheitlich an der Stadiongesellschaft beteiligen, die Anteilseigner werden somit Mitbesitzer am Millerntor-Stadion. Unabhängig von der Zahl der Anteile hat jeder Genosse und jede Genossin nur eine Stimme. 

Erstes Ziel ganz nah

Mit knapp über 20 Millionen Euro würde die Genossenschaft die Mehrheit und das erste Ziel erreichen. Vor dem Start im November hatten die Verantwortlichen 30 Millionen Euro als Wunsch genannt. Pro Anteil müssen Interessierte 850 Euro zahlen, davon sind 100 Euro Gebühren. Laut Göttlich haben sich andere Clubs wie beispielsweise der FC Schalke 04 bereits nach dem Modell erkundigt. 

„Die erste Phase war ganz klar, hier den Kosmos des Vereins abzuholen. Die Postleitzahlenanalyse zeigt das auch ganz genau. Man kann eigentlich hier so einen Kreis um dieses Stadion ziehen“, sagte Borcherding. „Das heißt, wir haben überwiegend Personen aus dem Umfeld des Vereins gewonnen.“ Nun soll der Kreis erweitert und Menschen verstärkt über soziale Medien wie Instagram oder bei Heim- und Auswärtsspielen angesprochen werden. 

Genossenschafts-Modell als Botschaft

„Diese Genossenschaft ist eine, die Partizipation und demokratische Mitbestimmung lebt“, wiederholte Präsident Göttlich die Botschaft hinter dem Modell. „Und ich sage ganz ehrlich, das ist etwas, was wir in diesen Zeiten mehr denn je brauchen.“

Am Freitag wird Göttlich persönlich bei einer besonderen Personengruppe im Verein werben: Dann spricht er zur Bundesliga-Mannschaft. Einige Spieler sind laut Göttlich schon Genossen.