Das Ausmaß des Wasserrohrbruchs an Silvester in Berlin war außergewöhnlich. Marode sei das Netz der Hauptstadt aber nicht, betonen die Wasserbetriebe.

Trotz des spektakulären Wasserrohrbruchs am Silvesterabend auf der Berliner Seestraße bewerten die Berliner Wasserbetriebe das Versorgungsnetz der Hauptstadt als stabil. Lediglich rund 500 Wasserrohrbrüche gebe es im Schnitt pro Jahr, sagte Sprecher Stephan Natz. „Das ist ein historisch niedriger Stand“, zur Zeit der Wiedervereinigung in den Jahren 1989 und 1990 wären es noch dreimal so viele Wasserrohrbrüche gewesen. Ganz vermeiden ließen sich solche Notfälle nie.

Auch für Fachleute ein außergewöhnlicher Fall

Doch das Ausmaß des Rohrbruchs am Silvesterabend war außergewöhnlich. Eine wichtige Hauptleitung für Trinkwasser, die vom Wasserwerk Tegel bis in die Innenstadt führt, war unter der Seestraße im Stadtteil Wedding geborsten. Die Wassermassen drangen schnell an die Oberfläche und überfluteten die Straße. Der Straßenbahnverkehr war unterbrochen. Hunderttausende Haushalte in mehreren Bezirken waren für rund eine Stunde wegen des abfallenden Wasserdrucks ohne Wasser. 

„Das sehen auch Fachleute nicht so oft“, sagte der Sprecher der Wasserbetriebe. Die Experten hätten schnell reagiert und die Leitung vor und hinter der Bruchstelle abgeriegelt. Nach etwa einer Stunde habe sich der Druck in sämtlichen Haushalten wieder aufgebaut. Betroffen waren unter anderem die Stadtteile Wedding, Frohnau, Charlottenburg, Wilmersdorf, Mitte und Kreuzberg. 

Betroffenes Rohr war 97 Jahre alt

Glück im Unglück sei gewesen, dass der Rohrbruch unter einer Grünanlage lag und das Wasser direkt nach außen treten konnte. Wäre das Rohr nur wenige Meter weiter westlich unter der Straßendecke gebrochen, hätten erheblich größere Schäden gedroht, betonte Natz. 

Bei dem betroffenen Rohr habe es sich um eine 97 Jahre alte Leitung aus sogenanntem Grauguss gehandelt. Grauguss gelte zwar als robust, aber auch als anfällig für Bewegungen, sagte der Sprecher. Auf der vielbefahrenen Seestraße könnten die Erschütterungen über die Jahre zur Materialermüdung geführt haben. Mit letztendlicher Sicherheit lasse sich die Ursache aber wahrscheinlich nie feststellen, hieß es.

Wasserverluste bei rund drei Prozent

Rückschlüsse auf den Zustand des Berliner Wassernetzes lassen sich aus dem Vorfall aber nicht ziehen, sagte der Sprecher. Die Haupt- und Versorgungsleitungen des rund 19.000 Kilometer langen Netzes sind den Wasserbetrieben zufolge im Schnitt rund 58 Jahre alt. Angelegt sind die Rohre für eine Lebensdauer von um die 100 Jahre. 

Die Wasserverluste, etwa durch Rohrbrüche, lägen zwischen drei und vier Prozent. Das sei deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt. Gemeint ist der Saldo zwischen den Mengen, die die Wasserwerke verlassen und denen, die am Ende abgerechnet werden.

Offene Fragen rund um die anstehende Sanierung

Wann Rohre saniert werden, entscheiden die Wasserbetriebe Natz zufolge nicht primär nach dem Alter. Vielmehr werde stets geschaut, aus welchem Material die Leitungen bestehen, in welcher Bodenart sie verlegt und welchen Belastungen sie ausgesetzt sind. „Es gibt viel jüngere Leitungen, die wir austauschen und ältere“, sagte Natz. 

Offen ist nun, in welchem Umfang das Rohr auf der Seestraße saniert wird. Eine Entscheidung wird am Nachmittag erwartet. Davon ist auch abhängig, wie lange etwa der Straßenbahnverkehr gesperrt ist.