Die Bamberger Symphoniker sind viel unterwegs – 2025 geht es wieder nach Asien. Wie das international renommierte Orchester versucht, trotzdem nachhaltig und klimaschonend zu reisen.

Asien, USA, zahlreiche Auftritte in Europa – die Bamberger Symphoniker geben gut zwei Drittel ihrer Konzerte außerhalb ihrer Heimatstadt. Und seit einigen Jahren geht es bei der Reiseplanung auch um den Klimaschutz. „Die Mobilität des Orchesters ist bei uns der größte Posten, auch was die CO2-Emissionen anbelangt, weil wir als Reiseorchester international unterwegs sind. Das heißt für uns: Wir wollen die Emissionen, die wir auf unseren internationalen Tourneen verursachen, freiwillig kompensieren durch verschiedene Mittel“, sagte Intendant Marcus Rudolf Axt der Deutschen Presse-Agentur.

Konkret bedeutet das: Die Symphoniker pflanzen beispielsweise Bäume in Zielländern. Ziel sei es, Projekte zu finden, die von NGOs und Freiwilligen unterstützt werden. „So sehen wir: Das Geld kommt an“, sagte Axt. „Was wir jetzt ganz neu im Portfolio haben, ist die Idee unsere Emissionen zu kompensieren, indem wir CO2-Zertifikate in Europa vom Markt nehmen. Wenn wir irgendwo hinreisen, wo es kein offensichtliches Projekt vor Ort gibt, bedeutet das, dass wir Zertifikate aufkaufen, die dann ungenutzt stillgelegt werden.“

Mit dem Zug von Boston nach New York

Und wo es möglich ist, geht es per Zug zum Zielort und nicht per Flugzeug. „Spannend war es auf der USA-Tournee im Frühjahr 2024, weil dort das Thema noch nicht so stark in der Bevölkerung verwurzelt ist, wie wir das in Europa erleben. Wir waren, glaube ich, das erste Orchester, das von Boston nach New York nicht mit dem Flugzeug gereist ist, sondern sich in den Zug gesetzt hat und dann in mit der U-Bahn zu Carnegie Hall gefahren ist.“

Eine Orchester-Reise zu planen, ist ohnehin schon ein großer logistischer Aufwand, wie Axt schilderte: „Es reisen nicht nur ungefähr 130 Musikerinnen und Musiker, sondern auch 40 bis 50 Kubikmeter Instrumentenfracht. Dann kommen Dinge wie Visaanträge hinzu, Dokumente für die Instrumente bis hin zu Zertifikaten zum Washingtoner Artenschutzabkommen, wenn Bauteile und Materialien der Instrumente betroffen sind.“ Seit einigen Jahren nun seien noch die Themen Nachhaltigkeit, Klimafreundlichkeit und Kompensation dazu gekommen. „Das ist ein weiterer Baustein in der Entscheidungsfindung, wie so eine Reise aussieht und mit welchen Verkehrsmitteln sie dann am Ende stattfindet.“

Asien-Tournee im Frühjahr

Aktuell ist für den Frühling eine Asien-Tournee geplant, hier laufen derzeit die Überlegungen, wie man kompensieren könnte. Klimafreundliches Reisen und klassische Musik der Spitzenklasse schließen sich hierbei nicht aus, betonte Axt: „Wir können schon ein wenig stolz darauf sein, weil wir als erstes Orchester eine Art Flagship-Funktion einnehmen beim Thema Klimaneutralität – und wir trotzdem eine Tournee haben mit einer ausverkauften Carnegie Hall.“ 

Die künstlerische Qualität habe immer Priorität, betonte der Intendant. „Es wird immer abgewogen, aber eben mit dieser Prämisse: Wenn es künstlerisch geht und zeitlich sinnvoll ist, dann schauen wir, dass wir mit Bus und Bahn unterwegs sind.“

„Musikalische Qualität ist unbestritten“

Die Initiative zu mehr Nachhaltigkeit bei den Tourneen sei aus dem Orchester selbst bekommen. Anfangs habe er befürchtet, man könne das Engagement der Bamberger fürs Klima falsch verstehen, als Ablenkung von der Kunst. „Aber das ist Gott sei Dank überhaupt nicht so: Die musikalische Qualität ist unbestritten. Wir sind klimaschonend unterwegs, es gefährdet aber nicht unseren künstlerischen Ruf als Spitzenorchester. Da hat sich auch im Mindset in der Branche, auch bei den Veranstaltern, bei den Konzerthäusern, bei den Agenten einiges geändert. Wir sind jetzt mittlerweile Teil einer großen und vielfältigen Community von Kulturschaffenden, die sich auch dieses Thema auf die Fahne geschrieben haben.“

In der Tat gibt es vielerorts Initiativen und Bewegungen für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Orchesterbetrieb. Musikerinnen und Musiker haben sich im Sommer 2020 zur Initiative Orchester des Wandels zusammengeschlossen. Sie setzen einerseits bei sich selbst an, um Emissionen zu senken. Andererseits geben sie „Klimakonzerte“, um Menschen für das Thema zu sensibilisieren und Spenden für Klimaschutzprojekte zu sammeln. „Klima-, Natur- und Artenschutz sehen wir als Teil unseres Kulturauftrags“, schreiben die Verantwortlichen des Vereins.