Der Bruch der Ampel-Koalition hat eine positive Folge: Die Menschen in NRW zeigen verstärkt Interesse an der Mitgliedschaft in Parteien. Dennoch schrumpfen einige Parteien weiter.

Das Aus der Ampel-Koalition in Berlin hat den Parteien in Nordrhein-Westfalen seit November Zulauf beschert. Allerdings bedeutet das nicht bei allen Parteien, dass sie im Saldo auch mehr Mitglieder haben.

CDU als einzige Partei über 100.000

Einen Zuwachs verzeichnet 2024 die CDU in Nordrhein-Westfalen. Mit fast 111.000 Mitgliedern (Stichtag 30.11) ist sie weiterhin die einzige Partei im bevölkerungsreichsten Bundesland mit einer sechsstelligen Mitgliederzahl. Seit Ende 2023 gewannen die Christdemokraten in NRW nach Parteiangaben im Saldo rund 1.450 Mitglieder hinzu. 

Von Januar bis November 2024 wurden demnach insgesamt 6.223 Eintritte registriert, davon 1.445 allein im November. Das sei die höchste Zahl an Neueintritten seit fast 25 Jahren, hieß es. Gleichzeitig verlor der CDU-Landesverband im Jahr 2024 mehr als 4.600 Mitglieder, davon rund 1.850 Personen durch Tod

„Das Jahr 2024 markiert einen Wendepunkt in der Mitgliederentwicklung der CDU Nordrhein-Westfalen„, sagt CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak. „Wir sind entschlossen, diesen Aufschwung langfristig zu erhalten.“

SPD mit leichtem Mitgliederschwund

Bei der SPD scheint der Abwärtstrend dagegen nicht gestoppt. Die Sozialdemokraten hatten in ihrem einstigen Stammland Ende November noch knapp 86.500 Mitglieder – 500 weniger als Ende 2023. Allerdings seien noch Verzögerungen beim Aufnahmeverfahren zu berücksichtigen, hieß es. 

Auch die SPD spricht von spürbar mehr Neumitgliedern seit November. Allein in den ersten sieben Tagen nach dem Bruch der Ampel-Koalition hätten rund 350 Personen einen Online-Mitgliedsantrag in NRW gestellt. Mehr als 3.400 Neueintritten seit Anfang 2024 stehen nach Parteiangaben allerdings rund 3.900 Austritte gegenüber. Wie bei der CDU ist auch bei der SPD ein großer Teil auf den Tod von Mitgliedern zurückzuführen. 

SPD-Generalsekretär Frederick Cordes nannte die Massenproteste gegen die AfD Anfang des Jahres, das Ampel-Aus in Berlin, die Demonstration von 32.000 Menschen gegen die Sozialkürzungspläne der schwarz-grünen Landesregierung sowie die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten als Gründe für die Politisierung vieler Menschen und die Parteieintritte. „Es zeichnet sich ab, dass wir im Jahr 2024 rund doppelt so viele Neueintritte wie im Vorjahreszeitraum verzeichnen können“, sagt Cordes. 

Grüne jubeln über Mitgliederrekord

Einen Rekord von erstmals mehr als 30.000 Mitgliedern vermelden die Grünen in NRW. Allein seit dem Aus der Ampel-Koalition seien 4.000 Menschen in den Landesverband NRW eingetreten. Mitte Dezember hatten die Grünen rund 30.620 Mitglieder – das waren 4.860 mehr als Ende 2023. 

„Wir erleben gerade einen historischen Mitgliederzuwachs“, sagt der Politische Geschäftsführer der NRW-Grünen, Raoul Roßbach. „Unsere Partei ist damit so groß und so stark wie noch nie.“ 

FDP schrumpft etwas

Geschrumpft ist dagegen die nordrhein-westfälische FDP, obwohl auch bei den Liberalen seit dem Bruch der Ampel-Regierung mehr als 500 Mitgliedsanträge eingegangen seien. Gleichzeitig haben nach Parteiangaben aber etwa 300 Personen ihren Austritt erklärt. Ende 2024 hatte die FDP NRW rund 17.500 Mitglieder – rund 1.000 weniger als Ende 2023.

FDP-Landeschef Henning Höne sieht den Kurs der Liberalen in Berlin dennoch bestätigt. „Viele Menschen entscheiden sich in diesen Tagen für eine Mitgliedschaft bei den Freien Demokraten – und belohnen damit unsere klare Haltung in einer herausfordernden Lage“, sagte Höne. „Der Mut und das konsequente Handeln unserer Bundesminister und der Bundestagsfraktion werden von vielen Menschen gesehen und geschätzt.“

AfD wächst weiter

Die AfD verzeichnete nach Parteiangaben seit Ende 2023 einen Zuwachs um rund 1.500 auf etwa 7.000 Mitglieder Ende 2024. Auch nach dem Ampel-Aus sei der Zulauf ungebrochen. Etwa 1.500 Mitgliedsanträge würden noch bearbeitet. 

AfD-Landeschef Martin Vincentz sagte, seit seinem Amtsantritt vor knapp drei Jahren habe die AfD NRW rund 4.000 Mitglieder hinzugewonnen. „Die AfD NRW hat in den letzten Jahren sehr viel richtig gemacht, und unser Kurs kommt bei der Bevölkerung an“, sagte Vincentz. 2025 werde „ein AfD-Jahr“. 

Linke freut sich über viele junge Neumitglieder

Auch die nicht im Landtag vertretene Linke NRW wächst. Seit Ende 2023 stieg die Mitgliederzahl im Saldo um mehr als 1.260 auf 8.664. Seit dem Ampel-Aus beobachte die Linke einen besonders starken Zuwachs: So verzeichnete die Partei allein seit Anfang November bis Anfang Dezember 1.855 Eintritte.

„Besonders erfreulich ist, dass vor allem junge Menschen zwischen 17 und 26 Jahren den Weg zu uns finden“, sagt Landessprecher Sascha H. Wagner. Das bringe „frischen Wind in unsere Partei“. 

Auch das Anfang 2024 neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht fasst in NRW Fuß. Im bevölkerungsreichsten Bundesland hat das BSW nach Parteiangaben rund 140 Mitglieder.