Influencer, Follower, Likes: Diese Begriffe sind „Tatort“-Kommissar Thiel fremd. Gemeinsam mit Boerne taucht er in die Welt von Social Media ein, um den Mord an einer jungen Mutter aufzuklären.

4 von 5 PunktenEin bisschen Krimi, viel Klamauk: Das Münsteraner Duo Boerne und Thiel ermittelt auch in diesem Fall nach bewährter Formel

Worum geht’s?

Auf den ersten Blick scheint im Leben von Evita Vogt (Laura Louisa Garde) alles perfekt: riesiges Haus, charmanter Mann (Golo Euler), zwei süße Kinder. Die Mittdreißigerin verdient ihr Geld als Influencerin und hat sich eine riesige Fangemeinde aufgebaut. Unter dem Namen „MagicMom“ teilt sie mit ihren Followern jedes Details aus ihrem Alltag als Mutter. Doch dann wird Vogt erhängt in ihrer Küche aufgefunden. Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) finden heraus, dass es kein Suizid war. Wer also hatte die erfolgreiche Geschäftsfrau auf dem Gewissen? Thiel und Boerne stoßen auf eine eifersüchtige Nachbarin, eine konkurrierende Influencerin und zahlreiche Hater, mit denen es Evita Vogt im Netz zu tun bekam. Zudem kommt heraus, dass es auch in der Ehe der Vogts gekriselt hat.PAID Tatort-Blues 18.25

Warum lohnt sich der „Tatort: MagicMom“?

Gesellschaftskritische, düstere, schwere Themen: Viele „Tatorte“ taugten zuletzt nicht für einen entspannten Sonntagabend. Das Münsteraner Duo ist da seit jeher anders. Wie Boerne und Thiel dieses Mal auf ihre eigene Art das Internet und die Social-Media-Welt entdecken, macht Spaß. Thiel etwa versteht nicht, was die ganzen Videos bringen sollen, die Evita Vogt auf ihrem Profil gepostet hat. Sein Assistent Mirko Schrader (Björn Meyer) erklärt es ihm ziemlich simpel: „Geld.“ Und dass der Begriff „Beef“ nicht für Rindfleisch, sondern für einen handfesten Streit steht, ist Thiel auch völlig neu. Boerne hingegen wittert mit seinem riesigen Ego selbst schon die große Karriere als Influencer. Regisseurin Michaela Kezele und Drehbuchautorin Regine Bielefeldt schufen dafür TikTok ähnliche Clips, in denen Boerne direkt zum Zuschauer spricht und seine Weisheiten zum Besten gibt. Ein Stilmittel, das zur Thematik passt und für Abwechslung sorgt.

Was stört?

So modern der Film in Sachen Internet und Social Media sein will, so altbacken kommt er leider bei manchen Kommentaren zum Thema Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung daher. Boerne ätzt, dass sich wohl keine Frau mit Physik auskennen würde. Assistent Schrader nennt eine Verdächtige „Bitch“ und Thiel geht das ganze Gendern „auf den Sack“. Dass Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) einen Posten für eine Sensibilitätsbeauftragte schaffen will, rechtfertigt die ganzen Sprüche nicht wirklich. Man hätte es auch einfach lassen können.Das Beste aus 1000 Folgen „Tatort“ 15.40

Die Kommissare?

Thiel und Boerne sind wie ein altes Ehepaar. Seit über 20 Jahren ermitteln sie schon gemeinsam. In ihrem neuen Fall läuft es vergleichsweise harmonisch zwischen den beiden, auch wenn Boerne gelegentlich vorprescht und unerlaubt Ermittlungsinterna ausplaudert. Zur Versöhnung gibt’s dann ein Eis am Münsteraner Hafen. Der entscheidende Hinweis zu Lösung des Falls kommt am Ende aber nicht von den zwei Männern, sondern von Boernes Assistentin Silke Haller (ChrisTine Urspruch).

Ein- oder ausschalten?

Leichte Kost am Sonntagabend: Der „Tatort“ aus Münster liefert anderthalb Stunden Eskapismus – schalten Sie gerne ein.

Die „Tatort“-Folge „MagicMom“ wurde erstmals am 5. März 2023 ausgestrahlt. Die ARD wiederholt den Film am Sonntag, 22. Dezember 2024, um 21.45 Uhr.