Einfach mal mit jemandem reden oder Hilfe suchen mitten in der Krise – auch über die Feiertage gibt es verschiedene Angebote. Anonym und kostenlos.

Hilfetelefone erwarten über die Weihnachtsfeiertage eine teils deutliche Zunahme der Anrufe. Beim Silbertelefon, einem anonymen und kostenlosen Telefonangebot für Menschen ab 60 Jahren, gehen zu dieser Zeit etwa 20 Prozent mehr Anrufe ein, wie der Verein Silbernetz e.V. auf dpa-Anfrage mitteilte. Auch beim Muslimischen Seelsorgetelefon gebe es erfahrungsgemäß ein etwas erhöhtes Aufkommen, teilte der Verein Mutes mit. 

Einfach mal Reden

Zu den häufigsten Anliegen beim Silbertelefon gehören das Bedürfnis, einfach mal zu reden sowie physische Beschwerden und Einsamkeit. „Die Themen der Gespräche über die Feiertage unterscheiden sich kaum von den Themen in den anderen Monaten, oftmals werden die Gefühle über die Feiertage jedoch noch stärker empfunden“, teilte Silbernetz-Sprecherin Amira Mahdi mit. Im vergangenen Jahr klingelte das Silbertelefon ihr zufolge zwischen Weihnachten und Neujahr etwa 5.000 Mal. 

„Oft haben wir Menschen in der Leitung, die seit mehreren Tagen mit niemandem mehr gesprochen haben“, berichtet Mahdi. Über die Feiertage sei dies ausgeprägter, da das öffentliche Leben ruhe und Geschäfte geschlossen seien. Für viele Anrufer ersetze das Silbernetz die Familie. 

2024 gingen bis Ende November nach Angaben des Vereins mehr als 172.000 Anrufe am Silbertelefon ein. Rund 80 Prozent der Anrufenden seien Frauen. Während der Feiertage seien rund um die Uhr geschulte Haupt- und Ehrenamtliche zu erreichen. Im vergangenen Jahr gingen 20 Prozent der Anrufe zwischen 22.00 und 8.00 Uhr ein. 

Zwischenmenschliche Beziehungen

Beim Muslimischen Hilfstelefon gehe es oft um zwischenmenschliche Beziehungen. An die ausgebildeten muslimischen Ehrenamtlichen kann sich jeder mit jedem Anliegen wenden, wie der Verein mitteilt. Dort gingen bis Ende November 4.740 Anrufe ein, die Rückmeldungen seien durchweg positiv, heißt es. Die Menschen hätten die Möglichkeit, rund um die Uhr niedrigschwellig und anonym ihre Themen zu besprechen. 

Niedrigschwellig soll auch der Krisenchat sein, der sich an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahren wendet. Dort werden psychosoziale Fachkräfte wie Psychologinnen und Psychologen, Psychotherapeutinnen und Soziologen erreicht. Durchschnittlich wenden sich täglich rund 160 Menschen per Whatsapp oder SMS an die Mitarbeitenden von Krisenchat, wie eine Sprecherin der Initiative mitteilt. 

Streit in der Familie

Häufig gehe es um selbstverletzendes Verhalten, Suizidalität, familiäre Konflikte und depressive Symptomatik. Einsamkeit und Streitigkeiten in der Familie spielen demnach an den Feiertagen eine größere Rolle. Bis Ende November gab es rund 41.000 Beratungen. Alle Angebote sind kostenlos und anonym.