Ein brasilianischer Richter hat angeordnet, einen Adele-Song vom Markt zu nehmen. Die britische Künstlerin ist nicht der erste Superstar, dem Plagiat vorgeworfen wird.

Schlechte Nachrichten Anfang der Woche für Adele: Wegen einer Plagiatsklage des brasilianischen Komponisten Toninho Geares hat ein Richter in Brasilien der Britin die Wiedergabe ihres Liedes „Million Years Ago“ von 2015 untersagt.

Adele-Song soll geklaut sein

Geares wirft Adele vor, sie habe für „Million Years Ago“ die Melodie seines Samba-Klassikers „Mulheres“ (Frauen) kopiert, den der berühmte brasilianische Sänger Martinho da Vila für ein Album aufnahm, das 1995 zum Verkaufserfolg wurde. Geares fordert unter anderem ihm entgangene Lizenzgebühren und umgerechnet 158 Millionen Euro Schadenersatz.

The Verve vs. Rolling Stones

Plagiatsvorwürfe wie der gegen Adele sind in der Musikbranche keine Seltenheit. 2019 sorgte eine Entscheidung für Aufsehen, die einen Jahrzehnte andauernden Streit ad acta legen sollte. Richard Ashcroft, Sänger der Band The Verve, war 1997 verklagt worden. Der Grund: Die Streicher-Melodie in „Bitter Sweet Symphony“, dem berühmtesten Lied der Gruppe, beruhte auf einer Version des Rolling-Stones-Songs „The Last Time“ von Andrew Loog Oldham. Das Sampling hatte The Verve eigentlich im Vorfeld abgesprochen und die Erlaubnis dazu erhalten, dennoch klagte der Rechteinhaber, Stones-Manager Allen Klein, die Urheberrechte ein, bekam recht – und Ashcroft und seine Bandkollegen verdienten über viele Jahre keinen müden Penny an ihrem größten Hit.

2019 folgte die Wende: Mick Jagger und Keith Richards gaben die Rechte an dem Song zurück an Ashcroft. Er dankte Jagger und Richards in einem Statement und erklärte, dass die beiden „damit einverstanden sind, dass ihre Namen nicht im Text genannt werden und dass alle Tantiemen, die sie für den Song erhalten, an mich weitergegeben werden“. 

Bis er die Rechte von den Stones-Legenden zurückbekam, verdiente Ashcroft seinem Manager zufolge nur 1000 Dollar an seinem größten Hit.

George Harrison vs. The Chiffons

Ein weiterer Plagiatsfall, der für großes Aufsehen sorgte, war der von Beatles-Star George Harrison. 1970 feierte er als erster Beatle nach dem Aus der Band einen Riesenerfolg mit seinem Song „My Sweet Lord“. Doch es dauerte nicht lange, da fiel Hörern eine Ähnlichkeit zu einem anderen Welthit auf. 

Das Lied erinnert stark an den Song „He’s So Fine“ von The Chiffons, den die Girlband 1962 auf den Markt gebracht hatte. Harrison wurde von der Bright Tunes Music Corp. verklagt, die die Rechte an „He’s So Fine“ hielt. Es folgte ein lange andauernder Rechtsstreit, den Harrison letztlich verlor. Er wurde dazu verpflichtet, eineinhalb Million Dollar Schadenersatz zu zahlen. 

Der Streit um den Song ging dennoch einige Jahre weiter, nachdem sich der ehemalige Beatles-Manager Allen Klein (ja, derselbe, der auch Manager der Stones war und schon The Verve verklagt hatte) einmischte und Bright Tunes die Rechte abkaufen wollte. Das Gericht urteilte jedoch, er dürfte aus seiner Arbeit mit Harrison keinen finanziellen Vorteil ziehen. 

Oasis vs. The New Seekers

In den Neunzigerjahren standen die Britpop-Legenden Noel und Liam Gallagher im Fokus. Zuerst, weil sie mit ihrer Band und dem Song „Shakermaker“ einen großen Hit landeten. Wenig später weil ihnen vorgeworfen wurde, die erste Zeile des Liedes geklaut zu haben – von einem Werbesong der Band The New Seekers, den diese für Coca-Cola geschrieben hatte. 

„I’d Like To Teach The World To Sing“ hieß das Lied. Nach einem längeren Streit einigten sich die beiden Bands auf einen Vergleich, angeblich mussten die Gallagher-Brüder eine halbe Million Dollar bezahlen. 

Später ließen sie wissen, sie tränken beide lieber Pepsi als Coke. 

Lana Del Rey vs. Radiohead

Auch in der jüngeren Vergangenheit gibt es einige Beispiele, bei denen Künstler ihre Werke verteidigen mussten. 2018 warf die Band Radiohead Sängerin Lana Del Rey vor, ihr Lied „Get Free“ ähnele dem Kulthit „Creep“. Del Rey sagte damals, sie habe der Band angeboten, Teile der Tantiemen an sie abzugeben, woraufhin die Mitglieder von Radiohead gesagt hätten, sie wollten 100 Prozent der Einnahmen. Nun sei sie verklagt worden.

Die Darstellung stimme nicht, so das Radiohead-Management kurz darauf. Zu einer Klage kam es dem Management zufolge nicht, stattdessen verhandelten die Anwälte beider Parteien außergerichtlich. 

Robin Thicke und Pharrell Williams vs. Marvin Gayes Erben

Robin Thickes Song „Blurred Lines“, den er mit Pharrell Williams und Rapper TI aufnahm, sorgte seinerzeit für einen handfesten Skandal. Grund waren Sexismusvorwürfe und Songzeilen, in denen sexueller Missbrauch verherrlicht werden soll. Aber damit nicht genug: Wenig später beklagte die Familie des verstorbenen Musikers Marvin Gaye, das Lied erinnere stark an Gayes Hit „Got to Give it Up“. 

Zwei Jahre dauerte der Gerichtsstreit. Am Ende wurde der Familie von Gaye ein Schadenersatz von 7,4 Millionen Dollar zugesprochen. Thicke hatte in Interviews vorher erzählt, beim Schreiben des Songs seien er und Pharrell Williams von Gayes Hit inspiriert gewesen. Vor Gericht ruderte er zurück und sagte, er habe „Blurred Lines“ gar nicht mitgeschrieben. Der Streit um das Lied löste eine Debatte über die Frage aus, wie sehr sich Künstler von ihren Idolen und Vorgängern inspirieren lassen dürften und ab wann eine Inspiration als Diebstahl gelte. 

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