Seit dem Sommer sind Cannabis-Anbauvereine zugelassen. Als erster in MV hatte ein Verein in Greifswald eine Genehmigung. Nun ist dort der Anbau gestartet – nach vielen Hindernissen.

Der Greifswalder Verein soChill Green Cannabis Club hat mit dem genehmigten Anbau von Cannabis begonnen. In Mecklenburg-Vorpommern ist er damit mindestens einer der Ersten. Etwa 600 Cannabis-Pflanzen seien am vergangenen Wochenende geliefert worden, sagte Vereinschef Marc Thalus der Deutschen Presse-Agentur. Er rechne damit, dass er die Pflanzen in ein bis zwei Wochen in die Blüte schicken könne. Schätzungsweise im Februar oder März könne dann geerntet und das Cannabis zum Konsum an die 201 Mitglieder des Vereins abgegeben werden.

Drei Monate nach der Freigabe von Cannabis für Erwachsene und des privaten Anbaus mit zahlreichen Vorgaben trat zum 1. Juli eine zweite Stufe bei der Cannabis-Teillegalisierung in Deutschland in Kraft. Seitdem können nicht kommerzielle Anbauvereinigungen mit bis zu 500 Mitgliedern an den Start gehen.

Drei genehmigte Anbauvereine in MV

In Mecklenburg-Vorpommern hat die zuständige Genehmigungsbehörde nach eigenen Angaben bislang drei entsprechende Genehmigungen erteilt. Weitere Anträge laufen demnach, einer wurde abgelehnt. Thalus‘ Verein hatte als erster eine Genehmigung.

Von den zwei weiteren genehmigten Vereinen hat einer laut Behörde wie vorgeschrieben ebenfalls über den Anbaustart informiert. Ob dieser tatsächlich gestartet ist, war zunächst unklar. 

Aufnahmestopp für Mitglieder

Thalus sagt, 90 Prozent der Mitglieder seines Vereins stünden im Arbeitsleben. „Wir haben Politiker, Apotheker, und die haben halt gar keine Zeit, um hier zu unterstützen.“ Die Aufnahme sei schon vor einiger Zeit gestoppt worden. Es gebe eine Warteliste. Die Mitglieder zahlen laut Thalus pro Monat fünf bis zehn Euro Mitgliedsbeitrag. Für das Cannabis selbst sollen sie ebenfalls zahlen. Das ermögliche eine flexiblere Abnahme als etwa bei einem Abo-Modell.

Der Preis für das Cannabis soll dabei deutlich unter dem liegen, was auf dem Schwarzmarkt für vergleichbare Qualität fällig wäre. Die Teillegalisierung soll laut Befürwortern unter anderem den Schwarzmarkt bekämpfen.

Viel zu tun für Vereinschef

Thalus hat nach eigener Aussage gut zu tun. Vergangene Woche habe er 110 Stunden gearbeitet, um die Anlage fertigzustellen. Dazu gehören spezielle Lampen und eine Belüftungsanlage. Der Pflanztisch sei etwa 40 Quadratmeter groß. Die Bewässerung läuft bislang nicht automatisch. „Im Moment, muss ich sagen, laufe ich echt noch mit der Gießkanne rum.“ Der Verein ist am Greifswalder Stadtrand in einer Immobilie mit mehreren Unternehmen untergebracht. Man verfüge hier über 180 Quadratmeter, sagte Thalus.

Neben der Berufstätigkeit der Mitglieder erschweren auch strenge Auflagen die Mithilfe durch Vereinsmitglieder. Jeder, der mit den Pflanzen hantiere, müsse der Genehmigungsbehörde genannt werden. Eigentlich war schon ein deutlich früherer Anbaustart geplant. Die Suche nach einem Standort, der den gesetzlichen Auflagen entspricht, politischer Widerstand aus Teilen der Greifswalder Bürgerschaft, aber auch Lieferprobleme bei der Technik haben laut Thalus den Anbau verzögert. „Es ist sehr anstrengend mittlerweile.“