Schokolade, Lebkuchen, Glühwein – das alles gehört zu Weihnachten. Doch die Lebensmittelindustrie schummelt auch hier. Sebastian Lege deckt im ZDF die perfidesten Tricks auf.
„Bei diesem kleinen Freund aus Schokolade lacht nicht nur das Herz der Kinder, sondern auch das Herz des Produzenten“, sagt Sebastian Lege mit einem Schoko-Weihnachtsmann in der Hand und grinst breit in die Kamera.
In einer Extra-Ausgabe seiner Sendung „Besseresser“ im ZDF widmet sich der Fernsehkoch den Tricks der Lebensindustrie zur Weihnachtszeit. Dabei deckt der 46-Jährige aber nicht nur Schummeleien bei Schoko-Weihnachtsmännern auf – sondern auch bei Lebkuchen, Domino-Steinen und Glühwein.
Süß, aber hohl: Schoko-Weihnachtsmänner
Was wäre die Weihnachtszeit ohne Schoko-Santas? Mehr als 100 Millionen Exemplare der süßen Weihnachtsmänner werden jährlich produziert. In ihnen steckt eigentlich das Gleiche wie in einer Tafel Schokolade – vor allem viel Zucker und Fett.
Zudem setzen die Produzenten der Schokolade Lecithin aus Soja zu, heißt es in der ZDF-Sendung. Das sorge dafür, dass sie flüssiger und damit leichter zu verarbeiten ist. „Zucker und Fett sollen sich lieb haben. Und das ist der Trauredner“, scherzt Sebastian Lege über Lecithin und macht die Rezeptur der Industrieware in seinem Studio nach.
Dabei versucht er, den Hohlraum der Schoko-Weihnachtsmänner, der seit Jahrzehnten üblich ist, mit einer Karussell-artigen Maschine zu erzeugen. Doch ihm gelingt nur ein unversehrtes Exemplar. Durch das hohle Innere sparen die Hersteller an Produktionskosten. Dennoch stiegen die Preise für Schoko-Weihnachtsmänner laut ZDF in fünf Jahren um 36 Prozent.
Eine echte Chemie-Bombe: Lebkuchenherzen
Auch Lebkuchenherzen sind in der Adventszeit beliebt und feste Bestandteile auf Weihnachtsmärkten. Mit Blick auf die 22 verschiedenen Zutaten der Herzen wirkt Lege entsetzt: „Das ist nicht euer Ernst, oder?“ Es sei die „krasseste Zutatenliste“, die er seit Langem gesehen habe.
Im Gegensatz zu handwerklich hergestelltem Lebkuchen liege der Nussanteil bei industriellem Oblaten-Lebkuchen nur bei sieben Prozent. Und Lebkuchen ohne Oblate muss gar keine Nüsse enthalten. Gesetzliche Vorgaben lassen hier viel Spielraum.
Doch das ist nicht das einzige Problem mit den Lebkuchenherzen. Denn sie werden zusätzlich mit gesundheitsschädlichen Azofarbstoffen bemalt. Vor den Stoffen warnt Dr. med. Stefan Kabisch, Ernährungsforscher an der Charité Berlin, in der Sendung. Dem Experten zufolge können sie eine Hyperaktivität auslösen, besonders bei Kindern.
„Zum anderen sind es einfach sehr komplexe chemische Verbindungen, die unserem Körper normalerweise nicht bekannt sind“, so Kabisch weiter. Menschen, die viele Allergien haben, rate er daher auch vom Konsum der Azofarbstoffe ab.
Legaler Marzipan-Pfusch bei Domino-Steinen
Eigentlich enthalten Domino-Steine Marzipan, doch die Hersteller der Lebensmittelindustrie verwenden stattdessen gerne Persipan. Das besteht aus Aprikosenkernen und erspart im Vergleich zu echtem Marzipan etwa 20 Prozent der Kosten.
„Es wird wirklich jedes kleine Schlupfloch ausgenutzt“, sagt Dr. Britta Schautz von der Verbraucherzentrale Berlin in der ZDF-Sendung. „Und der Hersteller spart natürlich bares Geld, wenn er zusätzlich zu dem Marzipan, mit dem er vorne präsent wirbt, auch noch Persipan einsetzt, was viel günstiger ist.“
Dahinter steckt jedoch ein legaler Trick: Aprikosen ersetzen nicht die Mandeln im Marzipan, sondern die Mandeln im Lebkuchenteig. Man sollte daher auf die Formulierung auf der Packung achten, empfiehlt Schautz: „Feinste Domino-Steine“ müssen demnach ausschließlich Marzipan enthalten. Einfache Domino-Steine nicht.
Qualität des Glühweins? Egal!
Zu guter Letzt nimmt sich Sebastian Lege einen bekannten Glühwein aus Nürnberg vor. Der Hersteller gibt nicht an, woher der dafür verwendete Rotwein kommt. Aus dem Kleingedruckten eines Gastrogroßhändlers wird Lege schlauer: Er stammt Italien. „Ich dachte, das ist ein regionsgeschütztes Produkt“, sagt der TV-Koch und lacht. Der Anbau in Italien spare Zeit und Geld.
Handwerklich hergestellter Glühwein und Industrieware konkurrieren auf dem Weihnachtsmarkt. „Wenn mir wichtig ist, dass der Wein in meinem Glühwein auch wirklich aus Deutschland kommt, dann sollte ich Winzer-Glühwein kaufen“, sagt Dr. Britta Schautz. „Der Begriff Winzer-Glühwein ist rechtlich geschützt und der stellt sicher, dass die Trauben von dem Betrieb kommen, mit dem geworben wird. Und dass dieser Wein auch nur auf diesem Betrieb hergestellt wurde.“