Der Zyklon „Chido“ sorgte auf der Insel Mayotte für eine Katastrophe: Tausende Häuser wurden zerstört, Hunderte Menschen kamen ums Leben. Doch wo liegt Mayotte überhaupt?

Die Meldung sorgt aktuell für Bestürzung: Ein schrecklicher Zyklon hat Mayotte verwüstet, unzählige Menschen wurden verletzt, vermutlich kamen Hunderte ums Leben. Schlimme Nachrichten. Aber so manch einer wird sich gefragt haben: Was ist Mayotte überhaupt – und wo ist es? Dabei ist uns die Inselgruppe im Indischen Ozean, gelegen zwischen dem weitaus größeren Inselstaat Madagaskar im Osten und der Küste Mosambiks im Westen, trotz der fast 8000 Kilometer Entfernung näher, als man glauben mag.

Denn Mayotte, immerhin 327 Quadratkilometer groß und damit etwa dreimal größer als Sylt, ist ein Übersee-Département Frankreichs. Die Insel mit den weißen Stränden und dem dichten Urwald gehört also als offizielle französische Region zur EU, Zahlungsmittel dort ist der Euro. Die Amtssprache ist Französisch – viele der rund 300.000 Einwohner sprechen aber im privaten Umfeld entweder Shimaore, eine dem westafrikanischen Swahili ähnliche Sprache, oder Kibushi, das mit dem Madagassischen verwandt ist. 

Ein Paradies mit Schattenseiten

In den vergangenen Jahren hat das wirtschaftlich eher schwach aufgestellte Land zunehmend den Tourismus für sich entdeckt. Mayotte lockt mit seinem tropischen Klima, einer beeindruckenden Natur, im warmen Meerwasser können Taucher und Schnorchler zwischen Korallen die Unterseewelt beobachten oder mit Meeresschildkröten schwimmen, an Land können Touristen exotischen Vögeln und seltenen Lemuren wie dem putzigen Braunen Maki begegnen. 

Ein Brauner Maki auf Mayotte

Der französische Parfümeur Pierre-François Guerlain hatte ein Haus auf der Insel, das man inzwischen besichtigen kann. Bis heute werden auf Mayotte die Ylang-Ylang-Pflanzen angebaut, die das Unternehmen für seine Düfte nutzt. Ansonsten werden auf den dortigen Plantagen oft Kaffee, Vanille und Kokospalmen angebaut, wild und in den Gärten blühen unzählige Orchideenarten. 

Mayotte kämpft mit wirtschaftlichen Problemen

In vielerlei Hinsicht ist die Insel ein kleines Paradies. Allerdings eines mit Schattenseiten: Aufgrund seiner geringen Größe ist Mayotte zur Versorgung seiner Einwohnerinnen und Einwohner mit Nahrung und sonstigen Bedarfsartikeln auf Importe aus Frankreich angewiesen, was die Preise in die Höhe treibt. Die meisten Arbeitsplätze im Land finden sich allerdings im Agrarsektor, auf den Plantagen, und diese Jobs werden meist nur gering entlohnt. 

Der französische Premier Emmanuel Macron zu Gast auf Mayotte

Im Jahr 2018 hatten rund 42 Prozent der Bevölkerung nur 260 Euro im Monat zur Verfügung, während die Lebensmittelpreise in den Supermärkten etwa so hoch sind wie die in Deutschland. Würde man denselben Standard für Armut ansetzen, der in Frankreich gilt, dann fallen gut 83 Prozent der Menschen auf Mayotte in diese Kategorie. Zudem ist die Inselgruppe der Komoren – zu der Mayotte geografisch, allerdings nicht politisch, selbst zählt – nur einen Steinwurf entfernt. Nach Jahrzehnten politischer Unruhen, autoritärer Regierung und Putsche gelten die Komoren als eines der ärmsten Länder der Welt. Immer wieder flüchten Menschen von dort nach Mayotte, oftmals illegal, ohne Papiere.

Eine Inselgruppe auf dem Weg in die Zukunft

Eine Insel also, irgendwo zwischen EU und Afrika, zwischen Vergangenheit und Moderne, zwischen Paradies und Armenhaus, jetzt auch noch gebeutelt von einer massiven Naturkatastrophe. Sollten die Folgen des verheerenden Wirbelsturms „Chido“ eines Tages, so gut es eben geht, repariert und verwunden sein, dann ist vielleicht eine gute Gelegenheit, dieses unbekannte Fleckchen Erde einmal zu besuchen und so auf seinem Weg zu einer wirtschaftlich unabhängigeren Touristendestination zu unterstützen.