Die Skisaison geht los. Und obwohl unser Autor weiß, dass Skiurlaub und Klimaschutz nicht recht zusammenpassen, zieht er Jahr für Jahr seine Schwünge in den Schnee.

Die Vorfreude beginnt im Grunde schon am letzten Urlaubstag. Wenn mein Vermieter bei der Verabschiedung fragt: „Und? Welche Woche soll ich für nächstes Jahr vormerken?“ Dann stelle ich mir die Frage, OB ich denn nächstes Jahr wieder Skiurlaub mache, gar nicht erst. Und natürlich haben mein Bruder und ich uns schon überlegt, welche Woche im Februar des kommenden Jahres es werden soll.

Spätestens ab November schalte ich morgens vor der Arbeit dann im Fernsehen gerne vom „Morgenmagazin“ auf das „Alpenpanorama“ um: Wo liegt schon Schnee? Und vor allem: Liegt in meinem Urlaubsort schon Schnee? Natürlich sehe ich dann auch, dass ab einstelligen Plus-Graden die Schneekanonen laufen. Mir ist klar, dass da eine Menge Ressourcenfür mein Freizeitvergnügen draufgehen und dass dieser Urlaub nicht unbedingt klimafreundlich ist. Gondeln, Lifte und Schneekanonen verbrauchen viel Energieund auch Wasser. Letzteres wird zwar von vielen Skigebieten in Becken gesammelt, fehlt ja aber trotzdem dem natürlichen Kreislauf.

STERN PAID Skigebiet Dolomiten 15.15 Und mein eigenes Verhalten macht es nicht besser. Seit ich einmal in einer Vollsperrung auf der Brenner-Autobahn stand und für die letzten 200 Kilometer ins Skigebiet 15 Stunden gebraucht habe, fliege ich in die Alpen. Ich habe für mich entschieden: Vier Tage An- und Abreise von Hamburg aus stehen bei sechs Skitagen in keinem Verhältnis.

Mit dem Nachtzug in den Skiurlaub?

Die eine Woche Skiurlaub rechtfertige ich vor mir mit meinem sonstigen Lebenswandel: Ich habe kein Auto, innerhalb Deutschlands fahre ich immer Bahn und innerhalb Hamburgs mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Nahverkehr. Selten leihe ich mir mal ein Auto. Im Sommerurlaub geht es für mich meist zum Segeln an die Ostsee. Start- und Zielhafen erreiche ich natürlich mit der Bahn. In Sachen Klimaschutz habe ich garantiert Luft nach oben, aber wer in Deutschland hat das nicht?

Ski-Urlaub retten20.11

Ich schaue in den letzten Jahren auch immer wieder nach Nachtzügen. Mit dem ÖBB Nightjet von Hamburg nach Innsbruck würde ich gerne mal fahren – nicht nur aus Klimaschutz, sondern auch, weil ich diese Art des Reisens mag. Für meine Skiwoche habe ich geschaut und nur noch Plätze im Privatabteil gefunden (was angesichts des Geschnarches von meinem Bruder und mir für alle Mitreisenden wahrscheinlich eh besser wäre). Preis pro Strecke und Person: 348 Euro. Der Preis für Hin- und Rückflug pro Person: 298 Euro. Auch, wenn es wahrscheinlich Augenwischerei ist: Selbst mit dem zusätzlich gebuchten CO2-Ausgleich zahlen wir für den Flug nur etwa die Hälfte des Bahnpreises. Für die geringen Steuern auf Flugbenzin kann ich ja nichts. Trotzdem werde ich im kommenden Jahr wieder nach einem Nachtzug in die Alpen schauen – nur eben früher im Jahr.

Freude übertrumpft Klimaschutz

Es gibt viele gute rationale Argumente gegen Skiurlaub. Für mich überwiegt aber ein irrationales: die Lebensfreude, die ich empfinde, wenn ich meine Schwünge in eine frisch präparierte Piste ziehe. Und auf das Gefühl freue ich mich schon wieder, sobald ich die Ski am letzten Urlaubstag abgeschnallt habe.