Nach einem konservativen Intermezzo bringt der Ex-Lehrer die Linke in dem Land wieder an die Macht. Radikale Veränderungen werden nicht erwartet. Uruguay gilt als demokratisches Musterland.
Der Linkskandidat Yamandú Orsi ist bei der Stichwahl in Uruguay zum nächsten Präsidenten des kleinen südamerikanischen Landes gewählt worden. „Ich werde ein Präsident sein, der immer wieder zum nationalen Dialog aufruft, um die besten Lösungen zu finden“, sagte der frühere Verwaltungschef des Departments Canelones. Der ehemalige Lehrer kam nach der Auszählung fast aller Stimmen auf knapp 50 Prozent, sein konservativer Konkurrent Álvaro Delgado auf etwa 46 Prozent der Stimmen.
Der scheidende konservative Präsident Luis Lacalle Pou schrieb auf der Nachrichtenplattform X, er habe Orsi angerufen, um ihm zum Wahlsieg zu gratulieren. Sein unterlegender Parteifreund Delgado sagte laut der Zeitung „El Observador“ vor seinen Anhängern: „Traurig, aber ohne Schuldgefühle, können wir demjenigen gratulieren, der gewonnen hat – aufrichtig und aus vollem Herzen.“
Orsi hatte angekündigt, die Armut zu bekämpfen und entschlossen gegen Korruption vorzugehen. Er werde für eine Gesellschaft einstehen, in der niemand zurückgelassen werde, sagte er nach seinem Wahlsieg vor seinen Anhängern.
Im von starker Polarisierung, politischer Gewalt und autoritären Tendenzen gezeichneten Lateinamerika gilt Uruguay mit seinen knapp 3,5 Millionen Einwohnern als demokratisches Musterland. Seit der Rückkehr zur Demokratie vor 40 Jahren wechseln sich Mitte-Rechts- und Mitte-Links-Regierungen ab.