Abstieg, Führungskrise, Fankrawalle: Hinter Hansa Rostock liegen turbulente Monate. All das soll am Sonntag bei gleich zwei Mitgliederversammlungen aufgearbeitet werden.
Der FC Hansa Rostock steht vor einem turbulenten Wochenende. Einen Tag nach der Heimspiel-Premiere des neuen Trainers Daniel Brinkmann gegen Arminia Bielefeld (Samstag, 14.00 Uhr/MagentaSport) finden am Sonntag von 11.00 Uhr an gleich zwei Mitgliederversammlungen statt: eine außerordentliche zur Wahl von drei neuen Aufsichtsräten. Und zuvor die turnusmäßige, bei der die Vereinsführung um Vorstandschef Jürgen Wehlend die teils dramatische Entwicklung der vergangenen Monate erklären muss.
Der FC Hansa steckt in einer sportlichen Krise, einer Führungskrise und einer massiven Imagekrise zugleich. Allein in die vergangenen Monate fielen: der Abstieg aus der 2. Fußball-Bundesliga, die Trennung vom langjährigen Vorstandschef Robert Marien, die Kündigung des Hauptsponsors und der Überfall von Rostocker Fans auf einen Zug mit Anhängern des Drittliga-Gegners Rot-Weiss Essen.
Als Konsequenz daraus traten im Oktober fünf langjährige Aufsichtsräte zurück. Zwei Mitglieder blieben in dem Kontrollgremium, zwei Ersatzmitglieder rückten nach. Deshalb müssen am Sonntag in der Rostocker Stadthalle drei weitere Aufsichtsräte und bis zu vier potenzielle Nachrücker gewählt werden, um das Gremium bis zu einer regulären Mitgliederversammlung im November 2025 zu komplettieren.
Einer von 15 Kandidaten für drei Aufsichtsrats-Posten ist der Hansa-Investor Rolf Elgeti. Der Finanz- und Immobilienunternehmer unterstützt den FC Hansa seit 2015. Unter anderem löste Elgeti damals rund 20 Millionen Euro Schulden des Clubs ab und sicherte sich im Gegenzug über seine Investmentfirma Obotritia Capital KGaA 45 Prozent der Anteile an der ausgegliederten Spielbetriebsgesellschaft F.C. Hansa Rostock GmbH & Co. KGaA.
15 Kandidaten für drei Aufsichtsrats-Posten
Elgetis Kandidatur für den Aufsichtsrat wird unter den rund 28.000 Mitgliedern des größten Sportvereins in Mecklenburg-Vorpommern sehr kontrovers gesehen. Gleiches gilt für die Personalie Sebastian Eggert, der im Oktober vom Mitbegründer und ehemaligen Vorsänger der Fan-Vereinigung „Suptras“ zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats aufstieg.
Ist Eggerts Position ein Zeichen für den starken Einfluss der organisierten Fanszene auf den Club? Oder steht er umgekehrt eher dafür, dass noch ein Austausch zwischen beiden Seiten möglich ist? Solche Fragen werden die Mitgliederversammlung bestimmen.
Zu den weiteren Kandidaten der Aufsichtsrats-Wahl zählen unter anderem John Alms, ein Arzt und Sohn des früheren Hansa-Profis Gernot Alms. Und Axel Giere, der im Trainer- und Scoutingbereich bereits für die Rostocker, den FC Schönberg und den VfB Lübeck arbeitete.