Die Austragung des ESC ist teuer, aber auch lukrativ für eine Stadt. Doch in Basel geht es nicht allein um Geld – das Wort Blasphemie steht im Raum. Nun soll abgestimmt werden.

Auf Initiative einer kleinen christlich-fundamentalistischen Partei stimmen die Bürger der Schweizer Stadt Basel am Sonntag über die Finanzierung des Eurovision Song Contest (ESC) im kommenden Jahr in der Stadt ab. Die Gegner kritisieren eine „pure Verschwendung“ öffentlicher Gelder für eine „blasphemische“ Musikveranstaltung. Basel hat Zuschüsse in Höhe von 35 Millionen Schweizer Franken (37,6 Millionen Euro) für den Wettbewerb eingeplant. Hat das Referendum Erfolg, würde das Event im Mai 2025 deutlich kleiner ausfallen.

„Die auf zehn Tage angelegte Veranstaltung müsste dann auf eine große Fernsehshow am Samstagabend reduziert werden“, sagt ESC-Sprecher Edi Estermann. Das gesamte Rahmenprogramm abseits der Hauptbühne müsste gestrichen werden. „Und das würde natürlich eine weitaus geringere Wertschöpfung für die Stadt und die ganze Schweiz bedeuten“, warnt Estermann.

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Mobilmachung gegen den ESC

In diesem Jahr hatte der nicht-binäre Schweizer Künstler Nemo beim ESC im schwedischen Malmö gewonnen, weshalb die Schweiz im kommenden Mai nun zum dritten Mal den Wettbewerb ausrichten darf, der regelmäßig ein riesiges internationales Publikum anzieht. Basel setzte sich gegen andere Schweizer Städte als Austragungsort durch.

Doch einigen Schweizern ist der Eurovision Song Contest ein Dorn im Auge. Die ultrakonservative Eidgenössisch-Demokratische Union der Schweiz (EDU) machte gegen den ESC mobil und erzwang mit den von ihr gesammelten Unterschriften das Referendum. Bei der Abstimmung können die Basler am Sonntag entscheiden, ob die Stadt die vorgesehenen 35 Millionen Franken für den Wettbewerb ausgeben soll.

Eurovision Song Contest sei pure Geldverschwendung

In erster Linie finanziert die Europäische Rundfunkunion (EBU) den Wettbewerb. Die Austragungsorte müssen sich jedoch auch an den Kosten beteiligen, vor allem an den Ausgaben für die Sicherheit.

„Das erste Argument ist ein finanzielles“, sagt Philippe Karoubi vom Parteivorstand der EDU. „Das ist eine völlig unverhältnismäßige öffentliche Ausgabe, eine pure Verschwendung.“ Das Problem sei, dass Steuergeld verwendet würde, während die finanziellen Vorteile hauptsächlich privaten Unternehmen wie Hotels zugutekämen.

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Läuft es ähnlich wie bei den Wettbewerben in Malmö und im englischen Liverpool, kann Basel mit Einnahmen in Höhe von etwa 60 Millionen Schweizer Franken durch den ESC rechnen. Laut EBU hat Malmö seit dem ESC im Mai „eine große Anzahl internationaler Besucher in der Stadt verzeichnet, die während ihres Aufenthalts großzügig Geld ausgeben“.

Ultrakonservative EDU stößt sich an „blasphemischen Darbietungen“

Doch der kleinen religiösen Partei geht es nicht nur ums Geld. Der ESC vermittle „Ideologien, die eindeutig gegen die westlichen jüdisch-christlichen Werte und die der Schweiz im Besonderen verstoßen“, sagt Karoubi und stößt sich besonders an der seiner Ansicht nach propagierten „Transgender-Ideologie“ und „Wokeness“. Außerdem gebe es bei dem Gesangswettbewerb „blasphemische Darbietungen“, von denen einige an „Okkultismus“ grenzten. Der Auftritt von Bambie Thug aus Irland in diesem Jahr beispielsweise sei beinahe eine „Art schwarze Messe“ gewesen, wettert Karoubi.

Stimmt eine Mehrheit der Basler am Sonntag gegen die ESC-Millionen, stehen die Organisatoren vor einem Problem. Einen Plan B haben sie bislang nicht. Theoretisch könnte der Wettbewerb in eine andere Schweizer Stadt verlegt werden, „aber das müsste gut überlegt werden, denn die Vorbereitungen in Basel sind bereits weit fortgeschritten“, warnt Estermann.