Ein Häftling türmt bei einem bewachten Ausgang, monatelang fehlt jede Spur von ihm. Dann wird er fernab von Deutschland gefasst – nun werden Vorwürfe gegen einen möglichen Komplizen konkret.
Gut ein Jahr nach der Flucht eines verurteilten Mörders bei einem bewachten Ausgang in Rheinland-Pfalz hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen mutmaßlichen Helfer erhoben. Der 45 Jahre alte Mann soll in die Pläne des Häftlings aus der Justizvollzugsanstalt Bruchsal (Baden-Württemberg) eingebunden gewesen sein, teilte die Staatsanwaltschaft Landau (Pfalz) mit. Die Anklage wegen der Flucht am 30. Oktober 2023 am Sollachsee in Germersheim laute auf Gefangenenbefreiung und Vollstreckungsvereitelung. Der Fall hielt die Öffentlichkeit monatelang in Atem.
Der Beschuldigte aus dem Kreis Germersheim soll am fraglichen Tag an einem verabredeten Treffpunkt gewartet haben. Nachdem es dem damals 43 Jahre alten Gefangenen gelungen war, den beiden JVA-Bediensteten zu entkommen und sich zu der vereinbarten Stelle zu begeben, soll ihn der Mann in seinem Auto durch Tschechien nach Polen gebracht haben.
Der geflohene Strafgefangene wurde nach Fahndungsmaßnahmen der Staatsanwaltschaft Pforzheim und des Landeskriminalamts Baden-Württemberg am 28. Juli in der südosteuropäischen Republik Moldau festgenommen. Der Mann muss eine lebenslange Haftstrafe verbüßen, auch die besondere Schwere der Schuld war beim Prozess 2012 vom Landgericht Karlsruhe festgestellt worden. Er hatte einen Menschen erwürgt.
Der mutmaßliche Fluchthelfer sitzt seit dem 3. August in Untersuchungshaft. Das Schöffengericht Landau entscheidet nun über die Eröffnung des Hauptverfahrens.