Stille Nächte auf den Weihnachtsmärkten im Land: Gema-Gebühren ziehen Live-Auftritten den Stecker. Was das für das Programm bedeutet – und welche Alternativen es gibt.
Auf manchen Weihnachtsmärkten im Land könnte es in diesem Jahr stiller zugehen: Mancherorts wie in Trier wird das Musikprogramm reduziert. Grund sind die Gema-Gebühren, die bei Live-Musikauftritten von Künstlern anfallen. Eine bisherige Kulanzregelung bei der Berechnung der Gebühren gebe es in diesem Jahr nicht mehr, sagte der Sprecher des Trierer Weihnachtsmarktes, Thomas Vatheuer.
Dies hätte in Trier eine Verdopplung der Gebühren zur Folge gehabt, was den finanziellen Rahmen gesprengt hätte. Daher habe man nun die Zahl der Live-Musikauftritte auf zwei reduziert. 2023 habe es noch neun Veranstaltungen gegeben.
Zeit der Kulanz vorbei
„Die Gema berechnet jetzt die komplette Veranstaltungsfläche“, erklärte der Sprecher und meinte damit in Trier den Domfreihof und den Hauptmarkt, die zusammen eine Fläche von rund 6.000 Quadratmetern ausmachten. Zuvor war bei der Berechnung aufgrund von Kulanz nur der Domfreihof als Fläche veranschlagt worden, wo auch die Bühne steht.
Konkret bedeute dies nun pro Veranstaltungstag eine Steigerung des Betrags von einer dreistelligen Summe auf eine niedrige vierstellige Summe. Bei Weihnachtsmusik aus den Lautsprechern an Karussells gelte ein anderer Tarif, der günstiger sei.
Damit es nicht zu leise wird, wird es ein Alternativprogramm geben. „Wir lassen die sogenannte Weihnachtakademie wieder aufleben“, sagte Vatheuer. Es gebe Veranstaltungen vom Vorlesen von Weihnachtsgedichten über das Singen von Gema-freien Liedern wie „Stille Nacht, heilige Nacht“ und dem Basteln von Weihnachtsbaumschmuck bis hin zu Führungen über den Weihnachtsmarkt.
Weniger Bühnenprogramm in der Landeshauptstadt
Auch in Mainz, wo der Weihnachtsmarkt am 28. November startet, wurde das Bühnenprogramm reduziert. Selbst mit dem verringerten Programm – jeweils von Donnerstag bis Sonntag – hätten sich in diesem Jahr die Gema-Gebühren gegenüber früheren Jahren versechsfacht, erklärte Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU).
„Die unschöne Debatte zu den enormen Gebührenforderungen seitens der Gema für die Musik auf dem Weihnachtsmarkt hat sich leider nicht in beiderseitigem Einvernehmen lösen lassen – dies gilt für viele Weihnachtsmärkte der Republik“, sagte Matz. „Ich bezweifle, dass diese bedauerliche harte Haltung des Verbandes zu einem positiven Finale führen wird.“ Sie sprach von einer „weitreichenden Gesprächsverweigerung“, die zulasten regionaler Musikgruppen gehe.
Nur Hintergrundmusik in Koblenz
In Koblenz erfordern die Gebühren dieses Jahr keine Umstellung: „Der Koblenzer Weihnachtsmarkt hat sich schon vor Jahren auf die Vorgaben der Gema eingestellt“, teilte Jan Moryson von der Koblenz-Touristik GmbH mit. „Daher wird es, wie in den Vorjahren schon, nur etwas Hintergrundmusik über wenige Lautsprecher geben. Dafür wird ein mittlerer vierstelliger Betrag an Gebühren fällig.“
2023 hatten sich zahlreiche Kommunen über deutlich gestiegene Gema-Rechnungen für die Musik auf Weihnachtsmärkten beschwert. Die Gema hatte dazu mitgeteilt, dass sich die Berechnungsgrundlage nicht geändert habe. Allerdings hätten einzelne Weihnachtsmärkte deutlich zu kleine Veranstaltungsflächen gemeldet, seit 2022 würden diese erstmals überprüft. Aufgrund dieser „Unsicherheiten bei der Tarifanwendung“, hieß es von der Gema, habe man nun alle Veranstalterinnen und Veranstalter frühzeitig über die Musiknutzung auf ihren Weihnachtsmärkten informiert.
Gema-Gebühr immer dann, wenn Musik öffentlich genutzt wird
2023 lizenzierte die Gema nach eigenen Angaben die Musiknutzung auf rund 4.000 Weihnachtsmärkten in Deutschland. Diese hätten in der Regel eine Fläche von 100 bis 3.000 Quadratmetern gehabt, in Einzelfällen bis zu 10.000 Quadratmetern.
Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) ist ein Verein mit Sitz in München. Sie vertritt rund 95.000 Musiker, Songwriter, Komponisten und Texter. Grundsätzlich wird immer dann eine Gema-Gebühr fällig, wenn Musik öffentlich genutzt wird, etwa bei Veranstaltungen.
Ob sich trotz weniger Musik genügend Menschen für Glühwein, Bratwurst und Co. auf die Weihnachtsmärkte begeben, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. In Trier und Koblenz starten die Weihnachtsmärkte am Freitag, in Mainz in der kommenden Woche. In Ludwigshafen sind die Stände bereits seit vergangener Woche offen.