In „Landman“ spielt Billy Bob Thornton den Problemlöser einer Ölfirma und kämpft gegen Unfälle und Korruption. Obendrein setzt ihm seine verführerischen Ex-Frau zu.

Staub und Ölplattformen – das ist die Welt der Paramount-Serie „Landman“. Billy Bob Thornton spielt Tommy Norris, den Problemlöser einer texanischen Ölfirma. „Die Öl- und Gasindustrie macht täglich drei Milliarden Dollar an reinem Gewinn“, sagt Thornton zu Beginn. „Aber bevor man dieses Geld verdient, muss man das Land sichern und die Menschen verwalten. Das ist mein Job. Der erste Teil ist ziemlich einfach, der zweite Teil kann einen das Leben kosten.“

Die amerikanische Öl-Renaissance

„Landman“ erzählt die düstere Geschichte des Ölgeschäfts in den Boomtowns von West-Texas. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Podcast über die Ölförderung im Permbecken. Dort begann der aktuelle Ölboom der USA, als man anfing, aus den bereits erschöpften Feldern durch Fracking wieder den wertvollen Rohstoff zu fördern.

Thorntons Norris ist ein Veteran im Ölgeschäft, der schon bessere Zeiten gesehen hat. Er war reich, verheiratet mit der strahlenden Angela (gespielt von der ehemaligen Scream-Queen Ali Arter) bis ein plötzlicher Preisverfall beim Öl ihm alles nahm: das Haus, das Konto, den Wagen. Und dann, als er an der Flasche hing, auch die Familie. Inzwischen ist er laut eigener Definition ein „trockener Alkoholiker“, der sich mit Bier statt Hochprozentigem über die Runden hilft.

Norris‘ neuer Job ist nicht so strahlend wie ehedem. Er ist eine Mischung aus Sheriff und Hausmeister der Ölplattformen und steht in der Hierarchie zwischen dem großen Geld und den Arbeitern, die in staubigen Baracken hausen und hier ihr Glück suchen. Denn nur auf den Feldern kann ein ungelernter Arbeiter mit Vorstrafenregister mehr als 100.000 Dollar im Jahr verdienen. Es ist hart verdientes Geld: Dem einen wird die Hand zerquetscht und eine ganze Crew verbrennt, als wegen ihrer Unachtsamkeit eine Plattform abfackelt.

Norris‘ Aufgabe ist es, Abfindungen für die Frauen und Kinder herauszuschlagen. Manchmal hat er Glück. Weil die Tochter von Big Boss Monty Miller (Jon Hamm, bekannt als Don Draper aus „Mad Men“) gerade einen Wettbewerb gewonnen hat, werden die Abfindungen locker durchgewunken. Aber was, wenn sie verloren hätte?

Zeit für einen Neubeginn? Norris und seine Frauen
© Paramount

„Landman“ vereint zwei Welten

Norris lebt nicht in einer Baracke, sondern mit zwei Männern in einem schmucken Fertighaus, das mitten im Niemandsland abgeladen wurde. Dieses Männer-Idyll des Problemlösers, eines verrückten Ingenieurs und eines akribischen Rechtsanwalts gerät ins Schwanken, als sich Ex-Frau Angela meldet. Sie hat den strauchelnden Norris verlassen und erneut sehr reich geheiratet. Doch für die Video-Calls mit ihrem Ex bevorzugt sie provokante Lingerie, damit dieser auch sieht, was ihm entgeht. 

Angela lädt die gemeinsame Tochter Ainsley bei Norris ab. Der verführerische Teenie, gespielt von Michelle Randolph als blonder Traum von einer Highschool-Queen, taucht zuerst in der Männerbude auf, später folgt die Mutter – und sofort beginnt die Luft zu brennen. Damit gelingt der Serie ein kluger Split. Neben die harte und düstere Welt der Felder tritt die angeschlagene Ehe von Norris, aufgeladen mit Witz, Sexyness und Thorntons trockenem Humor, der sich seinem Schicksal – seinen beiden Blondinen – ergibt.

Yellowstone19.30

 Keine Gemeinsamkeiten

„Landman“ wurde von Taylor Sheridan entwickelt, dem Seriengott von dem aktuell „Tulsa King“ mit Sylvester Stallone und die düstere Frauen-Actionserie „Special Ops: Lioness“ (Zoe Zaldana) laufen, der aber vor allem durch das Universum der „Yellowstone“-Serien weltberühmt wurde. Da lag die Erwartung nahe, dass „Landman“ lediglich eine weitere Variante des „Yellowstone“-Motivs sei. Schon allein, weil mit Billy Bob Thornton ein Hollywoodschwergewicht die Hauptrolle spielt.

Doch die Klasse von Sheridan zeigt sich schnell, denn abgesehen davon, dass die Familie im Zentrum steht, hat „Landman“ überhaupt nichts mit „Yellowstone“ gemeinsam. Es fehlt die historische Perspektive, Gewaltorgien wie in der Film-noir-Pferdeoper gibt es nicht und die Familie von Thornton ist zwar angeschlagen, doch kein Vergleich zur mörderischen, dysfunktionalen Sippe um Kevin Costner. „Landman“ schafft es, den düsteren Realismus des Ölgeschäfts mit einer Beziehungskomödie zu vereinen. In der „Yellowstone“-Welt gegen gibt es dagegen nichts zu lachen.

„Landman“ reift beim Schauen 

„Landman“ sollte man etwas Zeit geben. Bei „Yellowstone“ ziehen die Landschaftsaufnahmen jeden Zuschauer sofort in den Bann. Diesen Effekt hat die dürre Kargheit von Texas nicht. Die Serie ist vollgepackt mit hochkarätigen Schauspielern wie Demi Moore, die in den ersten Folgen noch gar nicht zum Tragen kommen. Und sämtliche Figuren entwickeln mehr Tiefe, als man beim ersten Auftritt erwartet. So ist Norris‘ Sohn Cooper (Jacob Lofland) mehr als ein verstörter Nerd, den es auf Papas Ölplattformen verschlagen hat. Und Mutter und Tochter wirken zunächst wie ein kreischendes Blondinenduo aus einer Highschool-Komödie – aber Angela hat einen Plan, und der eigentlich so abgebrühte Tommy Norris wirkt wie Wachs in ihren Händen.

Bei „Landman“ schreitet nicht allein die Handlung voran, das Universum der Serie entfaltet sich von Folge zu Folge mehr. Die Geschichte wächst heran – das hält den Zuschauer in Bann. Wenn irgendwie möglich, sollte man Billy Bob Thornton im Originalton hören. Nebenbei erhält man erstaunlich viele und erstaunlich korrekte Informationen über das Ölgeschäft.

Am Sonntag, dem 17.11, liefen die ersten beiden Folgen bei Paramount+, im Wochenrhythmus kommt eine hinzu.