Er lernte das Geschäft früh kennen und war das Gesicht eines traditionsreichen Bankhauses: Friedrich von Metzler ist weit über Frankfurt hinaus bekannt. Nun ist er im Alter von 81 Jahren gestorben.

Ein Mäzen? Nein, so wollte sich Friedrich von Metzler nicht verstanden wissen, obwohl der Bankier mit großzügigen Spenden an vielen Stellen der Stadt Frankfurt Spuren hinterlassen hat: Städel, Senckenberg, Universität. „Wir sind Gestalter. Wir gestalten gerne. Wenn wir sehen, dass etwas nötig ist oder etwas prima wäre, dann machen wir gerne mit“, sagte von Metzler anlässlich seines 75. Geburtstag am 23. April 2018 der Deutschen Presse-Agentur. Nun ist der beliebte Bankier von Metzler, der viele Jahre das gleichnamige Bankhaus führte, im Alter von 81 Jahren gestorben.

Schon früh ließ Frankfurt dem gebürtigen Dresdner („Ich habe mich immer als waschechter Frankfurter gefühlt“) eine besondere Ehre zuteil werden: Er wurde Ehrenbürger. „Als ich mit 61 Jahren Ehrenbürger wurde, fragten mich die Leute: „Ach, bist Du schon 80?“ Das hat mich natürlich gefreut, dass die Stadt so klug ist, mich noch relativ jung in die Pflicht zu nehmen, noch viel für Frankfurt zu tun“, sagte er später.

Bürger aus Überzeugung

Die große Bühne suchte von Metzler, den sie in der Bank schlicht „FM“ nannten, allerdings nicht: „Wir wollen nicht angeben mit unserem Geld. Ich bin gemeinsam mit meiner älteren Schwester absolut normal und bescheiden aufgewachsen. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, für Gegenstände wie eine Uhr oder ein Auto viel Geld auszugeben.“

Bürger aus Überzeugung, Bankier aus Tradition: Seit 1674 ist die Familie im Geschäft, das Bankhaus B. Metzler seel. Sohn & Co. ist die älteste Privatbank in Deutschland in ununterbrochenem Familienbesitz. Beim Mittagessen habe sein Vater oft von der Bank erzählt, erinnerte sich von Metzler. „Besonders aufschlussreich war es, wenn er sich über etwas geärgert hatte, da hat man besonders viel gelernt.“

Nach der Schule huschte der junge Friedrich von Metzler über die mit dicken Teppichen bedeckten Flure, vorbei an Biedermeiermöbeln und Ölgemälden mit den Porträts seiner Vorfahren. „Wir haben ja im 6. Stock der Bank gewohnt, und wenn ich aus der Schule kam, bin ich oft in die Büros gegangen. Da bin ich zu meinem Onkel, meiner Tante, meinem Vater gegangen, aber auch zu den Nicht-Familienmitgliedern, und habe mir erklären lassen, was sie machen“, erinnerte er sich.

Ausbildung in Großbritannien, den USA und Frankreich

Auch den Wirtschaftsteil der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ habe er schon als Gymnasiast „mit großer Freude und großem Interesse“ gelesen. „Ich wusste deswegen schon in der Schule, dass ich eine große Freude haben würde, später mal in der Bank zu arbeiten.“

Ausgebildet in den 1960er Jahren überwiegend bei Investment- und Kreditbanken in Großbritannien, den USA und Frankreich, trat von Metzler 1969 in das Bankhaus Metzler ein und wurde 1971 persönlich haftender Gesellschafter des Instituts, das sein Geschäft unter anderem in der privaten Vermögensverwaltung und dem Pensionsmanagement für Unternehmen macht.

Ebenso leidenschaftlich wie Kultur und soziale Projekte – etwa Stipendien für arbeitsuchende Akademiker aus Südeuropa über die Metzler-Stiftung – fördert die Familie den Finanzplatz Frankfurt. In den 1980er und 1990er Jahren war Friedrich von Metzler maßgeblich beteiligt an der Umwandlung der Frankfurter Wertpapierbörse in die Deutsche Börse AG, später saß er lange im Aufsichtsrat des Konzerns.

Jüngster Sohn entführt und ermordet

Abgeschottet haben sich von Metzler und seine Frau Sylvia auch nicht nach der Entführung und Ermordung ihres jüngsten Sohnes Jakob (11) im Herbst 2002. Viele bewundern die Würde, mit der die Bankiersfamilie das durch diverse Klagen des Kindermörders immer wieder aufgewühlte Leid ertrug und erträgt. Öffentlich äußerte sich die Familie nicht zu dem Verbrechen. Ein persönliches Anliegen jedoch war ihr die zum zehnten Jahrestag ausgestrahlte ZDF-Verfilmung „Der Fall Jakob von Metzler“: Um zu zeigen, wie sehr sich die Polizei eingesetzt hat – auch mit einer umstrittenen Folterdrohung gegen den Mörder.

Wo immer er in den vergangenen Jahren auftrat, sah man Friedrich von Metzler lächeln. Ein Kaufmann, der sich selbst als „Menschenfreund“ beschrieb, gut zuhören konnte, gerne lachte und genießen konnte – zum Beispiel den hauseigenen „Metzler-Rauchtee“ aus einer Goldrandtasse mit aufgeprägtem „M“.

Woher er seine Lebensenergie nahm, war für ihn leicht zu beantworten: „Das Wichtigste im Leben sind Frau, Kinder und Beruf. Wenn das alles stimmt, dann ergibt sich auch die Kraft.“ Aus dem Tagesgeschäft in der Bank hatte sich Friedrich von Metzler bereits vor Jahren zurückgezogen, sein Sohn und seine Tochter arbeiten mittlerweile im Bankhaus. Zu seinem 75. sagte von Metzler: „Wenn ich morgen nicht mehr da bin, läuft die Bank normal weiter.“