Nach dem Fund von bislang 44 toten Kegelrobben an der Ostküste Rügens sind die Ursachen nach Polizeiangaben weiterhin unklar. Ein zuletzt in der Öffentlichkeit diskutierter Zusammenhang mit einer Fischreuse könne „trotz aufwändiger Untersuchungen weder eindeutig belegt noch vollständig ausgeschlossen werden“, teilten das Landeswasserschutzpolizeiamt Mecklenburg-Vorpommern in Waldeck und die Staatsanwaltschaft in Stralsund am Donnerstagabend mit.

Die Ermittlungen würden „daher auch unter Berücksichtigung anderer Versionen fortgeführt“, erklärten die Behörden. Die Polizei arbeite mit Fachbehörden und anderen Stellen mit entsprechender Expertise zusammen. Ziel sei es zunächst, die Ursache des Robbensterbens festzustellen. Im nächsten Schritt könne geklärt werden, ob es in diesem Zusammenhang zu strafrechtlich konkret zurechenbarem Handeln oder Unterlassen gekommen sei.

Seit Anfang Oktober war nach Angaben von Behörden und Umweltschützern an der östlichen Seite der Ostseeinsel Rügen eine ungewöhnliche Häufung von toten Kegelrobben entdeckt worden. Die insgesamt 44 Tiere befanden sich demnach in gutem Allgemeinzustand, laut Landesumweltministerium ergaben Obduktionen keine Hinweise auf natürliche Todesursachen oder Krankheiten.

Vor etwa zwei Wochen teilte das Umweltministerium mit, dass es auch für einen Zusammenhang mit Bauarbeiten im Meer oder Fischereiaktivitäten „derzeit keine belastbaren Nachweise“ gebe. Auch ein Fischfangreuse vor Thiessow sei durch die Fischereiaufsicht unter anderem durch den Einsatz von Unterwasserkameras „ergebnislos“ kontrolliert worden. Dem Ministerium zufolge gab es 2017 eine ähnliche Häufung von Totfunden. Damals hätten die konkrete Ursachen des Robbensterbens nicht aufgeklärt werden können.

Umweltschutzgruppen forderten von der Landesregierung in den vergangenen Tagen verstärkte Anstrengungen zur Aufklärung ein und rückten dabei vor allem den Verdacht eines Zusammenhangs mit Fischereiaktivitäten in den Vordergrund. Der BUND-Landesverband startete eine Petition und erklärte: „Es deutet vieles auf einen Ertrinkungstod – vergleichbar mit dem von Tieren aus einem Beifang – hin.“ Er erwarte , dass die Ermittlungen „mit aller Ernsthaftigkeit“ sowie „solider Spurensicherung“ erfolgten.

Laut Norddeutschem Rundfunk stellten mehrere Institutionen in dem Fall Strafanzeigen, darunter das Biosphärenreservat Südost-Rügen, di Stiftung Deutsche Meeresmuseum in Stralsund sowie die Umweltgruppen BUND und Sea Shepherd. Der Sender zitierte auch die Kuratorin der Stiftung des Meeresmuseum mit der Aussage, bei der Obduktion von drei Robben seien Verletzungen aufgefallen, die typisch für Verfangen unter Wasser seien.

Kegelrobben sind die größten heimischen Raubtiere und streng geschützt. Die bis zu 300 Kilogramm schweren Tiere wurden durch Umweltzerstörung und intensive Jagd fast ausgerottet, in den vergangenen Jahrzehnten stieg ihre Zahl aufgrund von Schutzmaßnahmen aber wieder. Laut Naturschützern kehrten sie in den 90er Jahren an die Küsten von Nord- und Ostsee zurück.