Der FC St. Pauli erspielt sich viel Respekt beim 0:1 gegen den FC Bayern München. Doch bei aller Zufriedenheit gab es für Trainer Alexander Blessin auch unerfreuliche Themen.

Trainer Alexander Blessin hätte zufrieden sein können – hätte! Zwar hatte sein FC St. Pauli mit 0:1 gegen Bayern München verloren. Doch immerhin waren die Bundesliga-Aufsteiger gegen den übermächtig erscheinenden deutschen Fußball-Rekordmeister wie so viele andere Mannschaften nicht untergegangen.

Im Gegenteil: Die Hamburger erhielten viel Lob für ihre starke Defensiv-Leistung gegen das Star-Ensemble aus dem Süden um Jamal Musiala, Harry Kane, Joshua Kimmich oder Manuel Neuer. „Der FC St. Pauli hat ein exzellentes Spiel gemacht. Dieses 5:4:1, mit dieser Aktivität – die haben Meter geklaut“, sagte Ex-Nationalspieler Thomas Müller. 

Dennoch – in der Zufriedenheit über den Auftritt seiner Spieler mischten sich bei Blessin auch Sorge und Ärger: Sorge um den überragenden Abwehrchef Eric Smith, der kurz vor dem Ende mit Problemen am hinteren Oberschenkel vom Platz musste. Und Ärger über die Schiedsrichter.

Sorge um Smith

„Er hatte ein Ziehen hinten im Oberschenkel gespürt. Jetzt hoffe ich natürlich nicht, dass er – das wäre der Worst Case – länger ausfällt“, berichtete Blessin über Smith. „Ich hoffe, dass es nur eine Verhärtung wird. Sonst wäre es echt bescheiden.“ Schon jetzt fehlen in Philipp Treu, Elias Saad, Scott Banks und Connor Metcalfe Spieler mit Startelf-Potenzial. Ihre Rückkehr ist noch offen. 

Smith gehört beim FC St. Pauli in die Kategorie „unersetzlich“. Er ist einer der Anführer auf und neben dem Spielfeld. Der 27 -jährige Schwede hat bislang alle zehn Bundesliga-Spiele gespielt. In der vergangenen Saison war er einer der Garanten für den Aufstieg, obwohl er immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte.

Ärger wegen Kim

Erzürnt war Blessin über die Gelbe Karte durch den Unparteiischen Timo Gerach aus Landau und dem Vierten Offiziellen René Rohde aus Rostock. Auslöser war ein heftiges Foul von Bayerns Minjae Kim im Mittelfeld gegen St.-Pauli-Angreifer Morgan Guilavogui in der 66. Minute. Kim erhielt ebenfalls Gelb, aber auch St. Paulis Manolis Saliakas, weil er den Einsatz des Videoschiedsrichters forderte. 

„Ich finde es schon, dass es jemanden zusteht, bei solchen Aktionen Emotionen zu zeigen“, sagte Blessin. „Ob ich dann mit der Hand wedele oder nicht oder einen Meter aus der Coaching-Zone bin, da braucht es auch ein bisschen Fingerspitzengefühl.“ 

Für ihn sei Kims Aktion schon „dunkelgelb“ gewesen. „Wenn er so mit dem offenen Fuß reingeht, nimmt er billigend in Kauf, dass wir wieder eine Verletzung haben. Wir haben das dieses Jahr schon mal gehabt. Das muss auch dementsprechend bestraft werden“, sagte Blessin.

Auch nach einem weiteren Foul von Kim in der 83. Minute hätte es nach seiner Ansicht erneut Gelb geben können. Er wolle nicht über einen Bayern-Bonus reden, meinte der 51-Jährige. „Ich bin mir aber sicher, dass wir Gelb-Rot dafür bekommen hätten.“

Zufrieden mit der eigenen Mannschaft

Blessins Urteil für seine Mannschaft viel wesentlich milder aus als das über die Schiedsrichter. Zwar warten die Hamburger weiter ohne Heimtor und somit auch ohne Heimsieg. „Doch das, was mich positiv stimmt, ist, dass wir alles auf dem Platz gelassen und gegeben haben. Deswegen kann ich der Mannschaft auch keinen Vorwurf machen“, sagte er. 

Seine Spieler hatten nur das Traumtor von Jamal Musiala (22.) zugelassen. Ansonsten kamen die Bayern trotz Überlegenheit kaum zu Abschlussmöglichkeiten. „Klar, mit dem geringsten aller Ergebnisse zu verlieren, ist natürlich bitter. Aber es war Bayern München, es war ein Champions-League-Teilnehmer“ sagte Blessin. „Wenn man dann sieht, was für eine Qualität von der Bank kommt, dann haben wir schon vieles richtig gemacht. Aber die Punkte müssen wir woanders holen.“