„Blut ist ein ganz besondrer Saft“ – das wusste schon Goethes Mephisto. Auch Bestandteile können Leben retten. Blutplasma etwa ist zunehmend gefragt. Doch wie animiert man Spender?

Vom Immundefekt über die Bluterkrankheit bis zu Krebs – viele Tausend chronisch kranke Menschen sind in Deutschland auf Medikamente angewiesen, die aus Blutplasma hergestellt werden. Doch auch nach Unfällen oder bei Operationen wird Plasma benötigt. Weltweit besteht dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) zufolge ein großer Mangel. In privaten Spenderzentren wie dem neu eröffneten CSL Plasma Center Karlsruhe erhalten Spender eine Aufwandsentschädigung. Das halten Experten für gerechtfertigt. Mit Geld zum Spenden motivieren will aber niemand. Dafür gibt es gute Gründe.

Wie geht Plasmaspenden?

Plasma ist der flüssige Bestandteil des Blutes. Es besteht zu 90 Prozent aus Wasser und übernimmt als Transport- und Speichermedium im Körper lebenswichtige Aufgaben. Im Gegensatz zur normalen Blutspende zerlegt beim Plasmaspenden ein spezielles Gerät das Blut in Komponenten. Nicht benötigte Bestandteile (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten) werden dem Spender wieder zugeführt – nur das Plasma, eine gelbliche Flüssigkeit, wird entnommen. Je nach Körpergewicht sind das laut DRK zwischen 650 und 850 Milliliter.

Da feste Blutbestandteile in den Blutkreislauf zurückgehen, müssen nicht so lange Abstände zur nächsten Spende eingehalten werden wie bei der Vollblutspende. Nach Angaben des DRK-Blutspendedienstes sind bis zu 60 Plasmaspenden pro Jahr möglich. Die Plasmaentnahme ist wegen der Trennung aufwendig und dauert in der Regel zwischen 30 und 45 Minuten. 

Wofür braucht man Blutplasma?

Plasma sei für Medikamente bei chronischen Erkrankungen, Immundefekten oder bestimmten Autoimmunerkrankungen von großer Bedeutung, so das baden-württembergische Gesundheitsministerium. Es werde nicht nur zur Behandlung der sogenannten Bluterkrankheit (Hämophilie) oder zur Rhesusprophylaxe eingesetzt, erläutert Professor Richard Schäfer, der Ärztliche Leiter Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Freiburg. Plasma werde in Kliniken bei vielen Eingriffen auch gebraucht, um bei starkem Blutverlust oder Verbrennungen den Blutdruck aufrechtzuerhalten.

„Nahezu jeder Mensch benötigt in seinem Leben Medikamente, die aus Blutplasma hergestellt wird“, heißt es auch aus dem Klinikum Stuttgart. Auf Plasmaspenden angewiesen seien Patienten bei langwierigen Chemotherapien und Stammzellentransplantationen. Aber auch in der Herz- und Unfallchirurgie oder der Orthopädie werden Spenden benötigt.

Wie ist die Situation?

Blut und Blutprodukte sind unverzichtbar in der medizinischen Versorgung. Doch nur 3,5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland spendet nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) regelmäßig Blut. Rund ein Drittel könnte das aber grundsätzlich tun. Das bei der Vollblutspende entnommene Plasma kann nicht den notwendigen Bedarf decken. Dringend gebraucht werden dem DRK-Sprecher Patric Nohe zufolge daher auch Plasmaspender. Doch davon gibt es noch zu wenige.

Die alternde Bevölkerung bereitet dem Arbeitskreis Blut beim Bundesgesundheitsministeriums zusätzliche Sorgen. 55 Prozent der regelmäßigen Vollblutspender sind demnach über 45 Jahre. Zudem sank der Erstspenderanteil in den vergangenen zehn Jahren vor allem bei jungen Erwachsenen. „Das stellt die stabile Versorgung mit Blut- und Blutprodukten zukünftig vor besondere Herausforderungen“, so die Experten.

Wo wird gespendet?

Blut und Plasma wird durch Spendedienste des DRK, in Kliniken und von privaten Diensten gewonnen. Ein wichtiges Standbein für Plasma sind Unternehmen wie CSL, das Mitte Oktober in Karlsruhe das 15. Plasma Center in Deutschland eröffnet hat. Allein in Baden-Württemberg gibt es dem Ministerium zufolge derzeit vier Unternehmen, die Blutplasma weiterverarbeiten. Die Versorgungsstruktur habe sich bewährt, so Kliniken und DRK. 

Blutspendedienste allein können den Bedarf weltweit an Plasma nicht decken. Das bei rund 35.000 Blutspenden jährlich gewonnene Plasma am Klinikum Stuttgart wird meist zur Versorgung der eigenen Patienten gebraucht. Deshalb sind zusätzlich private Plasma-Zentren nötig.

Wie ist der Bedarf?

Laut CSL Plasma benötigt allein ein Patient mit Immundefekt etwa 130 Plasmaspenden pro Jahr, ein Hämophilie-Patient 1.200. Nach Schätzung des Unternehmens sind rund 20.000 chronisch kranke Menschen in Deutschland auf Medikamente angewiesen, die aus Blutplasma hergestellt werden. Der Bedarf nehme stetig zu. 

Allein am Städtischen Klinikum Karlsruhe werden täglich etwa 10 bis 20 Patienten mit aus Plasma gewonnenen Medikamenten behandelt. „Global besteht zurzeit ein großer Mangel an Plasma, daher ist jeder Tropfen eine Hilfe für kranke Patientinnen und Patienten in Deutschland und auf der ganzen Welt“, sagt Nohe vom DRK-Blutspendedienst. 

Werden Spenden vergütet?

Nach dem Transfusionsgesetz soll die Spendeentnahme „unentgeltlich“ erfolgen. Eine Entschädigung kann demnach gleichwohl gewährt werden – je nach Aufwand und Spendeart. Beim Klinikum Stuttgart erhalten Spender so Fahrtkostenersatz, beim DRK eine kleine Mahlzeit. Weil eine Plasmaspende länger dauert, gibt es dabei eine Aufwandsentschädigung. Bei CSL liegt diese bei einer Abgabemenge von 750 Millilitern bei 24 Euro. 

Warum werden Spender nicht mit Geld motiviert?

Der Grundsatz der Unentgeltlichkeit soll nach Angaben des Gesundheitsministeriums gewährleisten, dass der menschliche Körper und seine Bestandteile nicht zum Handelsobjekt werden. Dieser europaweite ethische Grundsatz sollte aus Sicht der DRK-Blutspendedienste auch bleiben. Monetäre Anreize könnten dazu führen, dass falsche Angaben im Anamnesebogen gemacht werden. Das könnte Qualitätsstandards und auch die Gesundheit der Spender gefährden. 

Welche Anreize sind möglich?

Land und Bund setzen angesichts des demografischen Wandels bereits auf mehr Öffentlichkeitsarbeit. Es müsse ein Verständnis der Spende als gesamtgesellschaftliche Aufgabe etabliert werden. Für den Arbeitskreis Blut wären zudem nicht-materielle Anreize denkbar wie ein Gesundheitscheck oder Auszeichnungen für eine bestimmte Anzahl an Spenden. 

Was speziell die Plasmaspende angeht, sieht man bei CSL die Herausforderung, diese bekannter zu machen. „Grundsätzlich kommt jeder gesunde Mensch ab 18 Jahren dafür infrage.“ Ob Vollblut- oder Plasmaspende – DRK-Experte Nohe hofft auf Solidarität und Einsicht: „Jeder könnte schnell auf die Spende eines anderen Menschen angewiesen sein.“