Korvettenstützpunkt, Marinekommando, Marinearsenalwerft, ein neues strategisches Hauptquartier: die Hansestadt Rostock ist auch Marine-Stadt. Das bedeutet viele Arbeitsplätze, birgt aber auch Risiken.

Rostocks Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger sieht die Eröffnung eines neuen Nato-Führungszentrums bei der Deutschen Marine in der Hansestadt mit gemischten Gefühlen. „Die Deutsche Marine und die damit verbundenen Industrien schaffen in unserer Region wichtige Arbeitsplätze. Mit der Marine befinden wir uns als Wohn- und Lebensort der Mitarbeitenden in einem Austausch“, sagte die Linken-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings sehe sie die zunehmende Bedeutung militärischer Strategien und Kapazitäten mit Sorge. „Natürlich auch, weil aktuelle Debatten über Rostock als Angriffsziel Ängste verursachen. Diese Ängste begegnen mir überall in der Stadt.“

Als Oberbürgermeisterin sei sie in Entscheidungen zum Ausbau des Marinestandortes als Nato-Führungsstelle nicht eingebunden gewesen. „Aufrüstung allein ist keine Antwort auf die drängenden Fragen in der internationalen Politik. Ich wünsche mir weiterhin eine Außenpolitik, die auf internationale Zusammenarbeit, Deeskalation und Frieden abzielt, um militärische Konflikte zu verhindern“, so Kröger weiter. 

CDU-Abgeordnete begrüßen neues NATO-Hauptquartier

Die CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Julia Müller und Kenny Grafenhorst hatten die neue Einrichtung zuvor begrüßt. „Das neue NATO-Hauptquartier in Rostock ist ein klares Zeichen für den Schutz unserer Freiheit und Sicherheit. Gerade angesichts der aktuellen sicherheitspolitischen Lage in Europa ist die Präsenz und Koordination der NATO in der Ostsee unerlässlich. Als Rostockerin freue ich mich besonders über diesen Schritt, der unsere Stadt als strategisch wichtigen Standort bestätigt“, betonte Müller.

Grafenhorst bezeichnete das neue Hauptquartier als entscheidenden Baustein für die Verteidigungsfähigkeit der Nato. Es ermögliche eine engere Zusammenarbeit zwischen den deutschen Soldatinnen und Soldaten und den Verbündeten.

Pistorius eröffnet das Hauptquartier am Montag

Das Hauptquartier auf dem Gelände der Hanse-Kaserne wird von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am Montag offiziell eröffnet. Im Bündnis stellt Deutschland die größte Marine in der Ostsee und hat nach Angaben des Ministeriums zum 1. Oktober eine regionale Führungsrolle übernommen. Das neue Hauptquartier CTF Baltic („Commander Task Force Baltic“) führt ein maritimes Lagebild und koordiniert Marineaktivitäten der Verbündeten in dem Seegebiet. 

CTF Baltic ist ein nationales Hauptquartier mit Beteiligung anderer Staaten. Es wird nach Angaben des Ministeriums durch einen deutschen Admiral geführt. Die Position seines Stellvertreters werde zunächst mit einem polnischen Admiral besetzt, die des Chefs des Stabes mit einem schwedischen Stabsoffizier. Auch nachgeordnete Führungspositionen seien multinational besetzt.