Lukas Podolski kennt man vor allem vom Fußball, doch er ist mittlerweile auch ein umtriebiger Unternehmer. Gemeinsam mit Eventmanager Markus Krampe hat er sogar ein Musikfestival gegründet. Ein Gespräch über Erfolg und die richtige Arbeitseinstellung.
Als Nationalspieler war Lukas Podolski nicht nur für seine fußballerischen Qualitäten bekannt, er galt auch als Spaßvogel. Mittlerweile ist aus „Prinz Poldi“ aber „Prinz Business“ geworden. Er mehrt sein Geld in Dönerläden, Eiscreme, Soccerhallen, Klamotten und nun auch mit einem Festival. Gemeinsam mit dem Eventmanager Markus Krampe veranstaltet der Ex-Fußballer im September zum zweiten Mal das „Glücksgefühle Festival“. Mit dem stern sprechen die beiden über Erfolg, Arbeitseinstellung und Liebe.
Herr Podolski, Herr Krampe, Ihr Festival heißt Glücksgefühle – was löst bei Ihnen Glücksgefühle aus?
Podolski: Familie auf jeden Fall und natürlich Fußball. Essen löst bei mir auch Glücksgefühle aus. Es ist ja eine Emotion, die durch viele Dinge ausgelöst werden kann. Auch Musik, Konzerte, Sport allgemein, dieses Gefühl ist nicht begrenzt. Richtig glücklich macht es mich auch, Leute durch meine Stiftung zu treffen, andere Menschen glücklich zu machen und zu helfen.
Krampe: Da geht es mir ähnlich wie Poldi, wir sind ja beide Familienväter. Das Vaterdasein verändert die ein oder andere Wahrnehmung. Früher hat bei mir die größten Glücksgefühle ausgelöst, mit den Jungs unterwegs zu sein. Jetzt ist es die Familie. Aber wir beiden haben auch großes Glück, dass wir im Leben das Privileg haben, Beruf und Spaß verbinden zu können. Das macht das Leben schon glücklicher. Wir beide sind nicht montagmorgens schon verbittert und denken: „Boah, jetzt wieder arbeiten die ganze Woche“ – wir machen das, was wir machen, gerne.
Essen macht glücklich – wie entstand die Idee, die Döner-Kette „Mangal Döner LP10“ aufzumachen?
Podolski: Das war zu der Zeit, als ich in Istanbul gespielt habe. Durch die türkische Community kam mir die Idee, außerdem habe ich immer selbst gerne Döner gegessen. Mit meinem Geschäftspartner zusammen hatte ich die Vision, den Döner neu zu erfinden. Lifestyliger zu machen, mit einem guten Konzept, Social Media und Marketing. Weg von der einfachen Imbissbude. Es sind bereits fast vierzig Läden.
Wie kamen Sie darauf, ein Festival zusammen zu kreieren?
Podolski: Wir kennen uns schon eine Weile. Markus ist ja Profi beim Thema Eventmanagement. Aber das Besondere ist: Bevor wir uns dazu entschlossen haben, ein Festival ins Leben zu rufen, hat keiner von uns je ein Festival besucht. Uns ist die Idee durch Corona gekommen. Als gar nichts mehr im Land ging, haben wir uns gedacht: „Komm, lass uns danach mal etwas ganz Großes machen“.
Krampe: Und irgendwie schwirrte immer die Zahl 100.000 durch den Raum. Groß heißt dann 100.000, dachten wir uns. Aber wo machst du ein Festival mit so vielen Menschen? Da kam uns der Hockenheimring in den Kopf. Und der Name fand sich, als ein Fußballkommentator während eines Corona-Geisterspiels sagte: „Was sind das für Glücksgefühle, wenn hier wieder Zuschauer im Stadion sind?“. Damit war der Name geboren. Nachts um zwei Uhr schickte ich die Namensidee meinen Mitarbeitern, die checken mussten, ob der Name noch frei ist.
Welchen Festivalbedarf haben Sie in Deutschland gesehen?
Krampe: Wir haben bei der Recherche festgestellt, dass die bis dahin vorhandenen Festivals alle ihre spezielle Nische hatten. Spezialisten-Festivals: Die einen hören Heavy Metal und gehen dementsprechend zu Wacken, dann gibt es EDM, das ist hier Parookaville oder halt Rock-Festivals. Wir wollten eine Mischung aus EDM und Pop, das gab es bis dahin nicht. Alle aus unserer Umgebung rieten uns jedoch davon ab. Es gab Sprüche wie „Denkt doch mal drüber nach, warum es das nicht gibt. Das wird nicht funktionieren.“ Wir haben einfach unseren Musikgeschmack genommen und ein Festival daraus kreiert.
Das Glücksgefühle Festival war mit 135.000 Besuchern das größte deutsche Festival in 2023. In 2024 findet es vom 12.-15.09. wieder am Hockenheimring statt. Auf 3 Bühnen treten zahlreiche deutsche und internationale Künstler und Bands auf darunter Fanta 4, Jan Delay, Vincent Weiss, Tokio Hotel, Alvaro Soler. Headliner sind die Backstreet Boys. Es werden 200.000 Besucher erwartet.
© Dennis Kuhnle
Das heißt, Sie, Herr Podolski, hören privat die Backstreet Boys „Quit Playing Games (with My Heart)“?
Podolski: Ja, immer mal wieder. Ich war in Japan auch auf einem Konzert der Backstreet Boys und freue mich schon sehr auf ihren Auftritt beim Glücksgefühle Festival.
Viele Frauen lieben die Backstreet Boys – und Sie. Zu Ihrer Fußball-Hochzeit hatten Sie sehr viele Verehrerinnen. Wie sind Sie damit umgegangen?
Podolski: Beim Training war immer viel los, bis heute bekomme ich Briefe mit Fotos oder Autogrammwünschen, eigentlich bin ich damit immer mit Humor umgegangen. Meistens beantworte ich sie auch oder jemand aus dem Verein. Aber so eine Nummer wie: „Hey Poldi hier ist meine Nummer und wir treffen uns im Hotel“ gab es nicht. Ich war daran auch nie interessiert.
Sie sind schon 20 Jahre mit ihrer Frau zusammen, gibt es da ein Geheimnis für die ewige Liebe?
Podolski: Nein, ein Geheimnis gibt es nicht. Es gibt nicht das eine Ding, wo man sagen kann, wenn du das machst, dann hast du eine glückliche Ehe. Kinder verbinden sehr, man muss Spaß haben, den Alltag auch genießen. Auch miteinander Zeit zu verbringen.
Krampe: In der Liebe gibt es ja keine Geheimformel, aber respektvoll miteinander umzugehen ist definitiv die halbe Miete. Was natürlich auch unsere Frauen manchmal nicht so freut, ist, dass Poldi und ich definitiv mehr arbeiten als dass wir Freizeit haben.
Lukas Podolski (links) ist ehemaliger deutscher Nationalspieler und Fußball-Weltmeister. Aktuell lässt er in seine Karriere im Geburtsland Polen beim Verein Górnik Zabrze ausklingen, doch die vielen verschiedenen Unternehmen, die der 39-Jährige gründete, sind längst sein neues Standbein. Markus Krampe ist erfolgreicher Eventmanager für Großveranstaltungen und sehr bekannt in der Künstler- und Veranstaltungsbranche. Außerdem ist er Manager und Berater von bekannten Größen aus Entertainment, Musik und Sport.Die beiden sind seit langer Zeit befreundet und riefen gemeinsam erstmalig 2023 das „Glücksgefühle Festival“ ins Leben.
© MK-LP-Berlin
Haben Sie ein Lebensmotto?
Podolski: Es kütt wie et kütt
Krampe: Ich mache nichts für Geld – auch wenn mir das vielleicht niemand von außen abnehmen würde.
Wie kann ich das verstehen?
Krampe: Viele Veranstalter rechnen immer erst, dann habe ich so und so viele Einnahmen und so wenig Kosten und sind nachher überrascht, dass es doch anders kommt. Ich kenne einfach wenige Leute, die Dinge nur für Kohle machen und am Ende glücklich sind. Natürlich haben wir wie jeder Arbeitnehmer auch nicht nur rosige und spaßige Tage, aber wir ziehen durch und vergessen den Spaß nicht bei der Sache.
Lukas Podolski und Markus Krampe haben die gleiche Arbeitseinstellung
Wie definieren Sie Erfolg?
Podolski: Ich glaube, dass man nur erfolgreich sein kann, wenn man auch hart daran arbeitet. Sei es, dass uns eine Idee nachts um zwei Uhr kommt und man dann brainstormt. Man muss arbeiten, dafür kämpfen und das, was man macht, mit Herzblut tun. Ich halte nichts von dieser Vier-Tage-Woche, Homeoffice und so weiter. Heutzutage will ja keiner mehr arbeiten und malochen. Alle wollen dauernd nur der nächste Influencer und YouTube-Star werden. Ich bin zum Glück eine andere Generation, egal ob Fußball oder Business, ich habe alles gegeben. Kindheit aufgegeben, ich habe dafür gearbeitet, ich habe dafür meine Freizeit geopfert. Ich bin stolz darauf, was ich erreicht habe.
Krampe: Ich stimme Poldi da in vielen Bereichen zu. Wir tauschen uns auch nachts um zwei Uhr über Künstler für das Festival aus. Ich glaube, dass die Menschen sich durch die Corona-Zeit zu sehr daran gewöhnt haben, zu viel Freizeit zu haben. Auch ich als Arbeitgeber stelle fest, die wollen einfach nicht mehr fünf Tage die Woche acht Stunden in ein Büro, wenn sie bemerkt haben, wir können auch im Park liegen und arbeiten.
Meinen Sie, dass das Konsequenzen haben wird?
Podolski: Ich glaube ja, die Leute kriegen irgendwann auch die Quittung. Wenn sie auf die 30 oder 40 zugehen, werden sie sich fragen: „Puh, hätte ich das damals doch anders gemacht, ein bisschen mehr Gas gegeben.“
Krampe: Die Leute sind nicht mehr leistungsbereit. Früher war bei einem Einstellungsgespräch eine wichtige Frage: „Wie viel Urlaub habe ich?“ oder „Wie viel verdiene ich?“ Das ist ja normal, aber heutzutage wollen die Leute wissen: „Wie ist das mit Homeoffice, denn ich habe einen Hund oder ich habe eine Wasserschildkröte, der muss ich den Panzer polieren zweimal am Tag.“ Ich glaube, das tut uns in Deutschland nicht gut. Es gibt zu viele Menschen, die das Homeoffice ausnutzen.
Podolski: Ja und dann hört man aus der Politik, dass die Leute überlastet sind, am besten nur noch Vier-Tage-Woche. Ich komme aus Polen, meine ganze Familie hat acht bis zehn Stunden in der Grube untertage gearbeitet. Da wurde hart für das Geld gearbeitet, dagegen ist das hier alles Luxus und das Paradies.
Krampe: Ich hatte auch mal ein Einstellungsgespräch mit einem 19-Jährigen, der ein Jahr zuvor Abi gemacht hatte. Da fragte ich: „Was hast du denn das Jahr bis jetzt gemacht?“ Und er antwortete: „Na, manchmal muss man doch auch einfach mal chillen.“ Ein Jahr lang. Aber das Problem liegt nicht nur bei den jungen Menschen, auch das, was vorgelebt wird zuhause ist entscheidend. Wenn man was werden will im Leben, muss man was dafür tun.
Herr Podolski, was geben Sie in diesem Kontext Ihrem 16-jährigen Sohn mit?
Podolski: Natürlich ist es heutzutage auch eine andere Generation als damals, also ich kann ihm nicht sagen, dass er was cool finden soll, was ich in seinem Alter cool fand, Zeiten ändern sich. Aber ich sage ihm, wenn etwas in seiner Einstellung nicht passt und wir vermitteln den Kindern Disziplin. Ich bin in einer Zeit vor Smartphone, Social Media und ohne reiche Eltern auf der Straße groß geworden und diese Werte versuche ich auch weiterzugeben. Manchmal sieht er Videos von mir von früher und fragt mich: „Papa, war das echt so früher?“ Ich glaube, dass ich kein schlechtes Vorbild bin.