Das Motto „Dabei sein ist alles“ gilt für Deutschlands Handball-Teams bei den Olympischen Spielen nicht. Um eine Medaille zu holen, müssen sowohl Neulinge als auch erfahrene Anführer liefern.
Für Deutschlands Handball-Teams steht am Sonntag die Generalprobe für die Olympischen Spiele an. Die DHB-Frauen wollen gegen Brasilien die Revanche für die Niederlage aus der Vorwoche (15.00 Uhr), die Männer testen gegen Gruppengegner Japan (17.30 Uhr). Die Rollen in beiden Teams sind klar verteilt. Die Deutsche Presse-Agentur präsentiert die stillen Anführer und unbekümmerten Jungstars, auf die es beim Saison-Höhepunkt in Frankreich ankommt.
Juri Knorr
Deutschlands Spielmacher steht wie bei jedem Großturnier im Fokus. Bei der Heim-EM im Januar scheiterte der Schlüsselspieler an seinen eigenen hohen Erwartungen. Der Druck wird in Paris nicht geringer. „Wir erwarten viel von ihm und hoffen auf ein stabiles Turnier“, sagte Bundestrainer Alfred Gislason. Für eine erfolgreiche Medaillen-Mission braucht das DHB-Team die genialen Momente des Dirigenten Juri Knorr: seine Übersicht, seine Tore aus dem Rückraum und seine brillanten Anspiele.
Der deutsche Nationaltorhüter weiß, wie man Olympia-Medaillen gewinnt. Als Deutschland 2016 in Rio Bronze holte, stand Wolff schon im Tor. Der 33-Jährige ist inzwischen der vielleicht beste Keeper der Welt – auch, weil er einen langen Reifeprozess durchlief. Aus dem impulsiven Hitzkopf ist ein ausgeglichener Routinier geworden. Mit all seiner Erfahrung soll der Bundesligaprofi seinen jungen Mitspielern auch in Druck-Situationen Stabilität verleihen. Auf seine herausragenden Paraden ist ohnehin fast immer Verlass.
Marko Grgic
Die Anspannung ist enorm bei einem Turnier wie Olympia. Umso wichtiger sind junge Spieler, die mit ihrer Unbekümmertheit für die nötige Lockerheit sorgen. Für „Frechdachs“ Marko Grgic (20), wie Wolff den Jungstar taufte, sind die Spiele in Paris das erste Großevent mit dem Nationalteam. Sein Spielwitz und seine Unbeschwertheit können der gesamten Mannschaft guttun. „Er bringt etwas, was uns schon ein bisschen gefehlt hat. Er macht sich nicht allzu viel Kopf und keinen Stress“, lobte Gislason.
Viola Leuchter
Das, was Marko Grgic im Männer-Team ist, ist Viola Leuchter bei den Frauen. Bei ihrer ersten WM-Teilnahme im Dezember wurde die wurfgewaltige Linkshänderin zur besten Nachwuchsspielerin des Turniers gewählt. Nach ihrer Knieverletzung ist die 20-Jährige rechtzeitig zu Olympia wieder fit. „Sie hat eine gute Unbekümmertheit und ist mit ihrer Wurfkraft etwas Besonderes für uns. Ich bin froh, dass ich sie habe“, sagte Bundestrainer Markus Gaugisch. Gerade beim Olympia-Auftakt gegen die kleinen Südkoreanerinnen kann Leuchters Wucht aus dem Rückraum ausschlaggebend sein.
Alina Grijseels
Die Verantwortung im Team der deutschen Handballerinnen ist auf zwei Schultern verteilt. Seit 2021 bilden Emily Bölk und Alina Grijseels das Kapitäninnen-Duo. Während Bölk sich oft von ihren Emotionen treiben lässt, gilt Grijseels als stille Anführerin. Ihre Leistung verleiht ihr die nötige Autorität. Für Gaugisch und das deutsche Team ist die 28-Jährige unverzichtbar. An guten Tagen erreicht die Führungsspielerin Weltklasseniveau. Ohne eine Top-Leistung der Rückraumspielerin scheint der Einzug ins Olympia-Viertelfinale fast unmöglich.
Katharina Filter
Die Chancenverwertung ist oft ein Manko im Spiel der deutschen Handballerinnen. Umso wichtiger ist eine Torhüterin, die Schwächephasen wettmachen kann. Schon bei der WM im Dezember hatte Schlussfrau Katharina Filter ihr Team ein ums andere Mal im Spiel gehalten. Auch gegen Ungarn sorgte die 25-Jährige am Freitag dafür, dass sich Deutschland zum Sieg zittern konnte. Ihre Ruhe und Lockerheit kommt aus dem Sand. „Beim Beachhandball sind alle ein bisschen entspannter. Das hilft mir, in entscheidenden Situationen ruhig zu bleiben“, berichtete Filter, die für beide Nationalteams spielt.