Platz zwei in der Bundesliga, Platz eins in der Torjägerliste: Die Zwischenbilanz von Eintracht Frankfurt ist bemerkenswert. Lohn dafür ist jetzt eine ganz besondere Woche.

Es ist eine spannende Frage, wo es in den kommenden Tagen lauter wird: Am Donnerstagabend in Istanbul, wo es die Fans von Besiktas mit ihrem Lärm beim Torjubel sogar schon einmal in das Guinness-Buch der Rekorde geschafft haben? Oder am Sonntag im Frankfurter Stadion, wenn die Eintracht als Tabellenzweiter den Spitzenreiter Bayern München empfängt?

Erst die Europa League und dann ein richtiges Topspiel in der Fußball-Bundesliga: Das ist das Programm der Frankfurter Eintracht in dieser Woche. Oder wie es Trainer Dino Toppmöller nach dem noch mit zwei oder drei Toren zu gering ausgefallenen 4:2 (1:1) bei Holstein Kiel formulierte: „Wir freuen uns sehr auf die zwei Highlight-Spiele, die jetzt vor uns liegen. Die Mannschaft und der Club haben sich das verdient, dass wir am nächsten Sonntag ein absolutes Topspiel vor der Brust haben.“

Die Entwicklung der Eintracht ist bemerkenswert. Noch im Frühsommer fiel die Freude über das Erreichen der Europa League sehr bescheiden aus, weil die spielerischen Leistungen auf dem Weg dorthin so dürftig waren. Mittlerweile aber sieht man dieser Mannschaft selbst in Braunschweig, Wolfsburg oder Kiel gern beim Kicken zu. Auch wenn, oder gerade weil, die Frankfurter das eigene Team phasenweise schwindelig spielen.

Aufsteiger Kiel zum Beispiel hat in nur fünf Bundesliga-Spielen schon 17 Gegentore kassiert. Trainer Marcel Rapp aber wand sich aus einer für ihn sehr unangenehmen Diskussion heraus, indem er einfach eine Eloge auf den Frankfurter Torjäger Omar Marmoush hielt.

„Er spielt jetzt bei Eintracht Frankfurt. Aber er wird wahrscheinlich mal in einem ganz anderen Verein spielen“, sagte er. „Wir wissen vor dem Spiel nicht, ob er rechts, links oder in der Mitte spielt. Und dann ist er einfach ein überragender Spieler. Den komplett aus dem Spiel zu nehmen, ganz ehrlich: Das sehe ich nicht.“

Mehr Saisontore als Harry Kane

Nach seinen Saisontoren fünf und sechs in Kiel führt der 25 Jahre alte Ägypter die Torjägerliste der Bundesliga nun sogar vor Bayern Münchens 100-Millionen-Euro-Stürmer Harry Kane an. Und nur so dahingesagt war Rapps Einschätzung über Marmoush auch nicht.

Bereits in diesem Sommer wollten ihn die ersten Clubs aus der englischen Premier League verpflichten. Nur war das noch nicht die Kategorie Manchester United oder Tottenham, sondern bloß Nottingham Forest. Und das zu einer Preisvorstellung (rund 20 Millionen Euro), die Marmoushs Fähigkeiten in keiner Weise entspricht.

Also bekannte sich der Stürmer Ende August nicht bloß zur Eintracht, sondern „er fühlt sich sehr wohl im Verein, sehr wohl in der Gruppe“, wie Toppmöller sagt. „Das ist erstmal der Schlüssel, um eine Topleistung bringen zu können.“

„Das sind geile Spiele“

In Istanbul oder spätestens gegen die Bayern soll auch Marmoushs kongenialer Sturmpartner Hugo Ekitiké wieder fit sein. Der Franzose setzte in Kiel wegen Sprunggelenkproblemen aus.

Zu den Qualitäten des Frankfurter Kaders gehört, nahezu jedes Profil im Angriff abdecken zu können. Es gibt einen Sprinter wie Marmoush, einen Künstler wie Ekitiké, einen Brecher wie Igor Matanovic oder ein Toptalent wie Can Uzun. Im Vergleich zu dem choreographierten Pressing-Stil der meisten Bundesliga-Teams hat das Spiel der Eintracht für viele Beobachter eine erfrischend individuelle Note.

Nationalspieler Robin Koch brachte das neue Frankfurter Selbstvertrauen am Ende gut zum Ausdruck. „Ich würde nicht sagen, dass wir da als Favorit reingehen“, sagte er über das Bayern-Spiel. „Aber wir sind momentan sehr gut drauf. Wir freuen uns extrem auf Istanbul und auf das Bayern-Spiel. Das sind geile Spiele. Und wenn es um die Tabellenführung geht, dann ist es noch ein Tick geiler.“