Pekings erstes U-Boot der neuen Zhou-Klasse ist noch vor der Indienststellung untergegangen. Satellitenbilder zeigen die Bergung am Pier der Werft.

Chinas neuestes atomgetriebenes Angriffs-U-Boot ist im Frühjahr gesunken. Direkt am Pier der Werft. Der Vorfall ereignete sich Ende Mai oder Anfang Juni, berichtet das „Wall Street Journal“. Satellitenbilder zeigen das Boot. Sie bestätigen nun eine Vermutung, denn schon im Juni wurde eine unübliche Aktivität von Bergungskränen an der Werft festgestellt.

China baut sein Militär massiv aus und darunter vor allem die Flotte. Ihr kommt eine entscheidende Rolle bei einem möglichen Konflikt im Südchinesischen Meer oder um Taiwan zu. Laut Pentagon verfügte China Ende 2022 über 48 dieselbetriebene Angriffs-U-Boote und sechs atomgetriebene Angriffs-U-Boote.

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Dämpfer für den Bau der Atom-U-Boote

Der Vorfall wird Chinas Vorhaben, seine Atom-U-Boot-Flotte zu vergrößern, verlangsamen, sagte Brent Sadler, pensionierter Atom-U-Boot-Offizier der US Navy, dem Blatt.

Die Indienststellung des ersten Bootes der Klasse wird sich signifikant verzögern. Nach der Bergung muss es gereinigt werden. Alle Systeme müssen überprüft werden, und teilweise wird man sie austauschen müssen. Über den Hergang ist nichts bekannt, aber es ist anzunehmen, dass eine Unachtsamkeit auf der Werft zu einem Wassereinbruch führte und nicht das Design des Bootes an sich verantwortlich ist.

Zhou-Klasse noch nicht im Dienst

Über die Zhou-Klasse ist bislang wenig bekannt. Bislang wurde nur an einem Boot gebaut, und das ist vor einer echten Fahrt untergegangen. Als es sank, wurde es noch ausgestattet. In der Werft war das Heck mit dem Antrieb abgedeckt. Anstelle des typischen kreuzförmigen Querschnitts soll es eine X-Form haben. Das X-Heck-Design bietet eine bessere Manövrierfähigkeit und eine geringere Geräuschsignatur.

Vermutlich handelt es sich bei Zhou-Klasse um ein Modell zwischen den klassischen Bauformen Angriffs-U-Boot beziehungsweise Jagd-U-Boot (SSN) und strategischem U-Boot mit ballistischen Raketen (SSBN). Also eine schnelle, manövrierfähige, kampfstarke Einheit, die zusätzlich über eine Sektion mit vertikalen Startern verfügt. In der Zeit des Kalten Krieges waren die ballistischen Raketen der strategischen U-Boot-Flotte für den großen Nuklearschlag ausgelegt. Bewegliche Ziele wie feindlichen Schiffe hätte man mit diesen Waffen nicht treffen können. Das ist heute ganz anders. Heute können Raketen hoher Reichweite und Geschwindigkeit auch zu Präzisionsangriffen genutzt werden. Daher reichen die klassischen horizontalen Abschussrohre für Kampf-U-Boote nicht mehr aus, es besteht der Bedarf nach einer Startmöglichkeit für größere Raketen.

Wie ein 30 Jahre altes U-Boot eine US-Trägergruppe versenkt hat

Name eines Herrscherhauses

Benannt ist die Klasse nach der Zhou-Dynastie. Keine Dynastie herrschte länger als die Zhou über China. Am Ende der Dynastie entstanden die Philosophien Konfuzianismus, Taoismus und Legalismus, die China bis heute prägen. Aus der Zhou-Ära stammt auch die Vorstellung der Herrschaft als Mandats des Himmels.

Das gesunkene U-Boot ist sicher eine Blamage für die Marine der Volksbefreiungsarmee, aber damit steht sie nicht allein. Fehler und Nachlässigkeiten führen regelmäßig zu Schäden. 2020 geriet die „USS Bonhomme Richard“, ein kleiner Träger für Landungsoperationen, bei Wartungsarbeiten in Brand und musste danach verschrottet werden. Der Maschinenraum des indischen U-Boots  „INS Arihant“ lief voll Wasser, weil jemand vergessen hatte, eine Luke zu schließen.