Ein Baustoffhersteller plant den Abbau von Gips im großen Stil in Unterfranken. Naturschützer warnen vor Auswirkungen auf das Trinkwasser der Würzburger. Der Versorger ist alarmiert.

Der Würzburger Wasserversorger WVV bezweifelt, dass das vom Baustoffhersteller Knauf geplante Gips-Bergwerk nahe der Mainstadt keinen Einfluss auf das Trinkwasser haben wird. „Wir können der Aussage der Firma Knauf, dass hier kein Risiko fürs Trinkwasser besteht, nicht zustimmen“, sagte der Vorstand der Stadtwerke Würzburg und Geschäftsführer der Trinkwasserversorgung Würzburg, Armin Lewetz, der „Main-Post“. Auch Naturschützer haben seit Jahren Bedenken gegen das Projekt.

Lewetz zufolge ging es etwa in Gesprächen mit Experten der Firma zuletzt nicht mehr um die Frage, ob Wasser in die Stollen eindringen könnte, sondern nur um die Menge. Nach Berechnungen der WVV-Experten könnten bereits bei einem kleinen Spalt von einem halben Millimeter 25 Liter pro Sekunde ins Bergwerk gelangen. Diese Wassermenge, die jeden Tag abgepumpt werden müsste, würde der täglichen Trinkwassermenge von 18.000 Menschen entsprechen, schreibt das Blatt. Eine WVV-Sprecherin bestätigte diese Angaben. 

Bis zu 21 Prozent der Wassermenge der Quelle in Zell am Main (Landkreis Würzburg) könnte so verloren gehen. Das sei nicht tolerierbar, sagte Lewetz. Seit 1898 beziehen die etwa 60.000 Würzburger ihr Trinkwasser unter anderem aus den Zeller Quellen.

Baustoffhersteller möchte ab 2027 Gips abbauen 

Knauf hatte in der vergangenen Woche ein unabhängiges Gutachten veröffentlicht, wonach keine nachteiligen Auswirkungen auf die Trinkwassergewinnungen sowohl in mengenmäßiger als auch in qualitativer Hinsicht zu erwarten seien. 

Das Unternehmen aus Iphofen (Landkreis Kitzingen) möchte das Bergwerk in der sogenannten Altertheimer Mulde errichten und 2027 mit dem Abbau beginnen. Das Bergwerk soll sich über ein Gebiet von etwa 7,5 Quadratkilometern erstrecken. „Im Bereich der Altertheimer Mulde rechnen wir mit Gipsvorkommen von 70 bis 75 Millionen Tonnen, etwa die Hälfte kann abgebaut werden“, teilte Knauf mit. Der Rohstoff werde unter anderem für den Bau von Wohnungen und Büros benötigt. 

Knauf will anfänglich rund 300.000 Tonnen Gipsgestein jährlich abbauen. In der Spitze seien bis zu einer Million Tonnen jährlich möglich. Die Arbeiten sollen in 70 bis 130 Metern Tiefe erfolgen, ohne sichtbare Auswirkungen an der Oberfläche.

Bergamt entscheidet letztlich

Ob das Unternehmen das Bergwerk errichten darf, entscheidet das bei der Regierung von Oberfranken angesiedelte Bergamt Nordbayern. Nach dessen Angaben wird, sobald Knauf seine Antragsunterlagen eingereicht hat, ein Anhörungsverfahren durchgeführt. Behörden, Kommunen und Verbände werden am Prozess beteiligt, ebenso die Öffentlichkeit. Das Bergamt rechnet derzeit damit, dass die Projektunterlagen im November ausgelegt werden können.