Tennis-Spektakel in Berlin. Auch ohne die Superstars Novak Djokovic und Rafael Nadal soll der Laver Cup eine große Show werden. Lokalmatador Alexander Zverev kontert Kritiker.

Mehr Kitsch geht kaum. Die Sonne hinter dem Brandenburger Tor ging gerade unter und der Himmel über Berlin färbte sich orange, als Alexander Zverev gemeinsam mit einigen der besten Tennisspielern der Welt Autogramme schrieb und für Fotos posierte. Die Veranstalter des Laver Cups machten mit den stimmungsvollen Bildern fleißig Werbung, um die Fans weltweit auf das Teamevent am Wochenende in der deutschen Hauptstadt einzustimmen. 

Und auch Zverev geriet bei dem Gedanken ins Schwärmen, vor 17.000 Fans und an der Seite des spanischen Wimbledon-Siegers Carlos Alcaraz Doppel spielen zu können. „Normalerweise sitzt man in der Umkleide und möchte jeden Gegner schlagen und auf einmal sind sie deine Mannschaftskollegen. Das ist das einzige Turnier auf der Welt, wo du fünf Top-Ten-Spieler als deine Mannschaftskollegen hast“, sagte der Deutsche. Es fehlen unter anderem Novak Djokovic und der italienische Weltranglistenersten Jannik Sinner.

Üppiges Preisgeld 

Beim von Tennis-Legende Roger Federer mitinitiierten Showevent können zwar keine ATP-Punkte gesammelt werden. Neben Antrittsgagen, die von der Position in der Weltrangliste abhängig sind, winken jedem Spieler des Siegerteams aber zusätzliche 250.000 US-Dollar. 

Das Format gleicht dem Ryder Cup im Golf: In zwölf Matches und über drei Tage trifft ein Team Europa auf eine Weltauswahl. Um zu gewinnen, muss ein Team 13 Punkte erzielen, wobei gewonnene Spiele am Freitag einen Punkt, am Samstag zwei Punkte und am Sonntag drei Punkte zählen. So soll Spannung bis zum Schluss garantiert sein.

Größer als ein Showturnier

Für Kritiker ist der Laver Cup in einem ohnehin schon vollen Turnierkalender nur ein bedeutungsloses Spaßwochenende, das insgesamt mit mehr Preisgeld dotiert ist als die meisten WTA- und ATP-Turniere. Für die Spieler ist es mehr. Zumindest behaupten sie das.

Alcaraz sprach von einem ernstzunehmenden Prestige-Wettbewerb. „Wir müssen Europa so gut wie möglich vertreten“, stellte der Spanier klar. Und auch Zverev widerspricht den Kritikern entschieden. „Für mich ist es kein Showturnier. Wenn es kein ernstes Turnier wäre, würden wir nicht zwei, drei Stunden am Tag trainieren und uns so vorbereiten, wie wir uns vorbereiten“, begründete er seine bereits fünfte Teilnahme und scherzte: „Ich bin jetzt so etwas wie der Veteran, oder?“. 

Zverev lässt Davis-Cup-Start offen

Rund zwei Wochen nach dem bitteren Viertelfinal-Aus bei den US Open kehrt Zverev vor Heimpublikum zurück auf die große Bühne. Der Team-Gedanke und das Gefühl, Seite an Seite mit den sonstigen Rivalen um den Titel zu kämpfen, machen den Wettbewerb für den Deutschen besonders. Den Einzug seines Davis-Cup-Teams in die Finalrunde – ebenfalls ein Mannschaftswettbewerb – hatte Zverev in der Vorwoche noch verpasst. Einen Start bei den Finals in Málaga Ende November ließ der 27-Jährige vorerst offen. 

Erst einmal voller Fokus auf den Laver Cup. Bis zu 17.000 Zuschauer sollen die Uber Arena in einen Hexenkessel verwandeln. Die Multifunktionshalle im Berliner Osten hat sich rausgeputzt, der dunkle Tennisplatz wirkt edel. 

Nadal und Djokovic fehlen

Die Fans müssen allerdings nicht nur auf Djokovic und Sinner verzichten, auch der weiterhin angeschlagene Publikumsliebling Rafael Nadal ist nicht dabei. Im Team World von Teamkapitän John McEnroe ist US-Open-Finalist und Zverev-Bezwinger Taylor Fritz der prominenteste Name.

Für den 20-maligen Grand-Slam-Champion Federer sind die Rollen daher recht klar verteilt. „Ich glaube, dass das Team Europa sehr stark ist, es ist sehr gut besetzt“, sagte der Schweizer, der sich vor allem auf die Auftritte von Zverev freut. „Ich denke, das wird eine tolle Sache für ihn sein, so wie es für mich war, als ich in Genf in der Schweiz gespielt habe.“