Ein wahnsinniger Rechtsextremer erschießt wahllos Kinder in einem Sommercamp. Kirsten Boie lässt die jungen Helden in „Skogland brennt“ das erleben. Nicht leicht, aber wichtig.
Die Geschichte, die die Hamburger Schriftstellerin Kirsten Boie ihrem neuen Jugendbuch „Skogland brennt“ zugrunde gelegt hat, hat vor mehr als zehn Jahren international für Entsetzen gesorgt. Im Juli 2011 tötete Rechtsterrorist Anders Behring Breivik in einem Jugendsommerlager auf der Insel Utøya 69 Menschen.
Boie holt dieses Massaker nun in ihr fiktives Skogland. Der dritte Band der Reihe spielt weitgehend in den Monaten vor der Horror-Gewalttat, aber auch mittendrin. Das ist hart für die Lesenden, aber auch wichtig. Denn „Skogland brennt“ zeigt den Mut mancher, den Unmut vieler, die Wahnvorstellung eines einzelnen Menschen – und die Optionen für eine bessere Gesellschaft ohne Fremdenhass.
Boie selbst schreibt in ihrem Vorwort, dass sie mit ihrem Buch nicht den Schmerz oder das Leid reproduzieren wolle. „Vielmehr sehe ich in der Fiktion eine Möglichkeit, Verstehen zu fördern und sich tiefgehend mit den Herausforderungen unserer Zeit zu beschäftigen.“
Das Buch ist ein Plädoyer fürs Hinschauen, fürs Überwinden von Trennendem, für Toleranz und Zusammenhalt – und auch für Geduld. Und es zeigt, welchen Einfluss schon die Jugend haben kann – im positiven wie im negativen Sinne.
In Band drei rund um das Königreich Skogland ist der einst von Putschisten entführte König Magnus wieder an Macht. Es herrscht Demokratie und einige Reformen, um den armen Norden und den reichen Süden endlich zu einen, wurden bereits umgesetzt. Doch sie gehen so manchem nicht schnell genug und anderen viel zu weit.
Unmut macht sich bereit, teils radikalisieren sich einzelne Gruppen oder Menschen. So sorgt der frustrierte Süd-Adel für Versorgungsengpässe und schiebt es der Regierung in die Schuhe. Und die Rebellen verursachen mit kleinen Anschlägen im Süden Angst und Schrecken.
Erzählt wird die Geschichte wie auch schon in Band 1 und Band 2 vor allem aus der Sicht der jungen Prinzessin und Halb-Nordlerin Jarven und ihrem Freund und Innenministersohn Joel, der ebenfalls aus dem Norden kommt.
Bis vor Kurzem lebte sie noch arm in Deutschland, nun wohnt sie in einem Elite-Internat im Süden Skoglands – und auf das geht auch der Eigenbrödler Hjalmar, Sohn reicher Südler. Der ist vor allem gemein zu allen und immer allein. Dass er rechtsextrem ist und sich als Auserwählter zur Rettung der „arischen Rasse“ sieht, weiß deshalb keiner. Und sein blutrünstiger Plan zur „Säuberung“ nimmt Formen an, als er Jarven und ihre Freundin über ein geplantes Nord-Süd-Jugendsommercamp reden hört.
Obwohl das Ende der Geschichte schon am Anfang weitgehend feststeht, kann man beim Lesen des Politthrillers „Skogland brennt“ leicht in einen Rausch geraten. Es geht in mehreren Strängen um politische Spiele im Verborgenen, Klüngeleien unter Reichen, Liebe im Teenageralter und die Macht auch von sozialen Medien. Boie zeichnet gesellschaftliche Strömungen und auch die Gedanken ihrer Figuren genau auf – seien sie noch so verkorkst, zermürbend oder pubertär.
Für zarte Nerven ist das Buch eher nichts, die Altersempfehlung wurde deshalb vom Hamburger Oetinger-Verlag auch auf 15 Jahre hoch gesetzt. Boie gibt in „Skogland brennt“ nicht leichtfertig Antworten oder Lösungen gegen Rechtsextremismus und Spaltung vor. Sie setzt darauf, dass die Leserinnen und Leser selbst denken und sie finden. Und dazu gibt das Buch – wie auch schon viele Jugendbücher Boies zuvor – auf jeden Fall Anstoß.