Drei Jahre nach dem Mauerbau machte der amerikanische Bürgerrechtler und Pastor auf eigene Kappe einen Abstecher in die Hauptstadt der DDR. Für alle, die dabei waren, ein prägendes Erlebnis.
Ein Abstecher nach Ost-Berlin war gar nicht vorgesehen, und dann fehlte auch noch der Pass: Am 13. September 1964, vor genau 60 Jahren, machte sich Martin Luther King bei einem Besuch in West-Berlin überraschend auf den Weg in den Ostteil der geteilten Stadt. Die DDR-Grenzer am Checkpoint Charlie waren nach Angaben von Zeitzeugen verblüfft, ließen den amerikanischen Bürgerrechtler und Pastor aber tatsächlich ohne Pass mit einem „Scheckausweis“ passieren – so steht es in Stasi-Akten. Wenig später hielt King in der Marienkirche am Alexanderplatz vor Hunderten eine Rede, die in die Geschichte einging.
Daran erinnert die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz in den nächsten Tagen mit einer Veranstaltungsreihe. An diesem Freitag gibt es in der Marienkirche eine Feier mit der belarussischen Menschenrechtsaktivistin Olga Karatch und später ein Konzert mit Jocelyn B. Smith in der Sophienkirche, wo King 1964 ebenfalls sprach. Am Sonntag predigt der Theologe und ehemalige DDR-Außenminister Markus Meckel im House of One. Daneben gibt es diverse weitere Veranstaltungen.
Kings Rede in Ost-Berlin drei Jahre nach dem Mauerbau vom August 1961 hatte es in sich. Der Amerikaner nannte die Stadt ein „Symbol für die Trennungen der Menschen auf der Erde“. Und weiter: „Hier, egal auf welcher Seite der Mauer, sind Gottes Kinder, und keine menschengemachte Barriere kann diese Tatsache auslöschen.“ Es gebe ein verbindendes Schicksal, dem man nicht entrinnen könne.
King sprach sogar von der Versöhnung, „wo immer Menschen ‚die trennenden Mauern der Feindseligkeit niederreißen'“. So hat es die DDR-Staatssicherheit aufgezeichnet. Nach der Rede, das berichteten Zeitzeugen, sang ein Chor „Go down Moses“ mit der Schlusszeile „Let my people go“: Lass meine Leute frei.