Polens Ministerpräsident Tusk und die kosovarische Präsidentin Osmani-Sadriu erhalten den Medienpreis M100. In seiner Laudatio wird der ehemalige Bundespräsident Gauck grundsätzlich.

Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck sieht im Wahlsieg von Polens Ministerpräsident Donald Tusk voriges Jahr ein wichtiges Signal. „Dieser Sieg ist von Bedeutung über die Republik Polen hinaus“, sagte Gauck am Donnerstagabend bei der Verleihung des M100 Media Award in Potsdam. „Denn er zeigt, es ist nicht zwangsläufig, dass populistische, fremdenfeindliche und antieuropäische Kräfte aus der Angst der Menschen dauerhaft Kapital schlagen.“ 

Das gelinge diesen Kräften zwar allzu oft, meinte Gauck, das spüre man „auch in diesem Land“. Doch Tusks Sieg habe gezeigt: „Demokraten vermögen Mehrheiten zu organisieren, wenn sie den Bedürfnissen der Menschen nach Freiheit und nach Sicherheit Rechnung tragen.“

Tusks Bündnis hatte im Herbst 2023 die Wahl gegen die rechtspopulistische Partei PiS gewonnen und die Regierung im Nachbarland übernommen. Gauck sagte, für Polen sei es eine schwierige Zeit. Doch fügte er mit Blick auf Tusk hinzu: „Wir sehen an ihm, was Menschen in ganz Europa oft schmerzlich vermissen. Auch liberale und offene Gesellschaften brauchen eine entschlossene und robuste und erkennbare Führung. Dann entsteht Vertrauen. Wo dies nicht geschieht, schwindet Vertrauen.“

„Wegbereiter für ein stabiles Europa“

Tusk war selbst nicht in Potsdam. Der polnische Justizminister Adam Bodnar nahm den Medienpreis an seiner Stelle entgegen. Ebenfalls ausgezeichnet wurde die kosovarische Präsidentin Vjosa Osmani-Sadriu. „Sie sind Wegbereiter für ein modernes, stabiles Europa“, begründete Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) die Entscheidung. Er ist Vorsitzender des M100-Beirats. 

Mit dem undotierten Medienpreis M100 Media Award sollen nach Angaben der Veranstalter mutige Menschen geehrt werden, die in ihrer Heimat gegen Unterdrückung protestieren und sich für Freiheit und Menschenrechte einsetzen. Vor der Verleihung diskutierten rund 80 Chefredakteurinnen und Chefredakteure sowie Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft über die Auswirkungen von Desinformation und die Verteidigungsfähigkeit Europas angesichts des Ukraine-Krieges.