Dass er einmal mehr Zeit auf der Bühne als im Studio verbringen würde, hätte Filmkomponist Hans Zimmer nicht gedacht, denn ihn plagte das Lampenfieber. Mit 67 kündigt er die nächste große Tournee an.

Hans Zimmer hat mal wieder alle Hände voll zu tun. Der mehrfache Grammy- und Oscar-Gewinner („Der König der Löwen“, „Dune“) setzt gerade in Nordamerika seine Welttournee fort, während er wie üblich an neuer Filmmusik arbeitet. Obendrein hat er am Donnerstag, seinem 67. Geburtstag, seine nächste Europa-Tournee angekündigt. Mit „Hans Zimmer Live – The Next Level“ will er seinem Publikum im kommenden Jahr ein neues Konzertspektakel präsentieren.

„Ich verrate euch noch nicht, was genau es wird“, sagt Zimmer im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Der populäre deutsche Hollywood-Komponist ist wenige Tage vor seinem Geburtstag per Zoom aus seinem Haus in Los Angeles zugeschaltet. Für 2025 und 2026 verspricht er „ein überraschendes Erlebnis, das euch glücklich macht, euch ein Lächeln aufs Gesicht zaubert und das man nicht so schnell vergessen wird“.

Großes Kino auf der Konzertbühne

Die Shows sollen besonders visuell noch spektakulärer werden als bisher. Durch seinen Job ist er aufwendige Kulissen gewohnt. Etwas Ähnliches will er nun in die Konzerthallen und auf die Bühne bringen. Befreundete Regisseure wie Denis Villeneuve schickten ihm Ideen. Großes Kino für die Bühne soll es werden.

„Ich habe keine Angst davor, Sets zu bauen und Leute durch die Luft fliegen zu lassen“, sagt Zimmer. „Die Industrie, die beeindruckende Lichtinstallationen und großartige Unterhaltungskonzepte entwickelt, läuft auf Hochtouren. Jeden Tag erfinden die eine neue Art, Magie für das Publikum zu erschaffen. Und ich nutze das voll aus.“

Mit seinem Konzept habe er andere nicht lange überzeugen müssen. „Eine Tour ist teuer“, erklärt Zimmer. „Und ich bin immer von Menschen umgeben, Buchhaltern und Leuten, die aufs Geld gucken und sagen: „Nein, das sollten wir nicht machen. Das können wir uns nicht leisten, das ist verrückt.“ Aber als ich ihnen das Design für die neue Bühne gezeigt habe, haben alle gesagt: „Das müssen wir machen.““

Rockstar-Leben war nicht vorgesehen

Dass er eines Tages wie ein Rockstar gigantische Welttourneen absolvieren würde, hatte der Komponist nicht geplant, als er vor fast genau zehn Jahren mit zwei Konzerten im Londoner Hammersmith Apollo sein Live-Debüt gab. „Die ersten Auftritte waren furchterregend“, erinnert sich der gebürtige Frankfurter. Er habe fürchterliches Lampenfieber gehabt. „Ich wollte das ursprünglich gar nicht machen. Aber dann wurde es gut.“

Sänger Pharrell Williams („Happy“) und Gitarrist Johnny Marr („How Soon Is Now“) hatten ihn dazu animiert. „Pharrell war der festen Überzeugung, dass ich mich nicht in einem dunklen Raum oder hinter einem Bildschirm verstecken sollte, dass ich rausgehen und den Leuten ins Gesicht schauen müsste. Er kam bei der ersten Tournee vorbei, um sicherzugehen, dass es mir gut geht. So war es auch mit Johnny Marr. Sie waren für mich da. Das ist echte Freundschaft.“

Mehr Konzerte, weniger neue Filme

Inzwischen nehmen die Konzerte in Zimmers Leben mehr Zeit ein als das Komponieren neuer Filmmusik. Darüber ist der viel beschäftige Musiker selbst ein wenig erstaunt. „Moment mal! Ich bin 67. Ich sollte das nicht machen. Ich sollte vor dem Fernseher sitzen und Schokolade essen“, scherzt er und lacht herzlich. „Aber ich freue mich darauf, das zu tun. Ich mache zwar weniger Filmmusik, aber es gibt auch weniger Filme, für die ich Musik machen will.“

Steve McQueens Kriegsepos „Blitz“ und Joseph Kosinskis Actionfilm „F1“ sind Hans Zimmers jüngste Projekte. Er liebe auch die Arbeit mit Regisseuren wie Ron Howard und Denis Villeneuve, für dessen Epos „Dune“ er einen Oscar erhielt. Zuletzt hätten ihn aber vor allem kleinere, unabhängige Filme gereizt. „Kleinere Filme sind interessanter, weil sie ein größeres Risiko eingehen“, sagt er. „Auf Tour gehe ich das größere Risiko ein.“

Zimmer verspricht Musik, die er zuvor nicht live gespielt hat

Für weit über 100 Filme hat er die Musik komponiert. „In jedem meiner Filme gibt es mindestens 40 verschiedene Musikstücke. Material gibt es also genug“, sagt Zimmer und kündigt auch musikalische Veränderungen an. „Ich habe wahrscheinlich gerade die beste Band der Welt. Die sind hungrig. Die wollen eine Herausforderung.“

Noch steht die Setlist für „The Next Level“ nicht fest. Aber Zimmer stellt in Aussicht, dass Musik aus länger zurückliegenden Filmhits wie „Black Rain“, „Backdraft“, „True Romance“ oder „Black Hawk Down“ dazukommen könnten. „Es gibt noch einige gute Stücke aus den 80ern und 90ern, die wir nie verwendet haben.“

Gleichzeitig ist kaum denkbar, dass er die ikonische Musik aus Filmklassikern wie „Der König der Löwen“, „Fluch der Karibik“ oder „Inception“ nicht mehr spielt. Oder doch? „Wenn die aktuelle Tournee vorbei ist, werdet ihr „Der König der Löwen“ oder „Fluch der Karibik“ in dieser Version nicht wieder hören“, sagt er und grinst vielsagend. „Aber es gibt ja noch 100 andere Versionen.“