Am Donnerstag um 11.00 Uhr soll es laut werden. Denn beim bundesweiten Warntag wird über verschiedene Kanäle ein Probealarm ausgelöst. Viele Sirenen werden in Niedersachsen zum ersten Mal heulen.

Beim Probealarm am bundesweiten Warntag werden viele neu angeschaffte Sirenen in Niedersachsen und Bremen am Donnerstag erstmals einem Praxistest unterzogen. Ausgelöst wird die für etwa 11.00 Uhr angekündigte Warnung vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn.

Bürgerinnen und Bürger sollen dann nicht nur über Sirenen und Lautsprecher der Kommunen vor Ort, sondern auch über das Cell Broadcast System auf ihren Mobiltelefonen eine Warn-Botschaft erhalten.

Für viele Sirenen ist der Warntag ein erster großer Praxistest, wie mehrere Landkreise und Städte anlässlich des Warntags mitteilten. Denn vielerorts wurden zuletzt alte Sirenen ertüchtigt oder neue moderne Sirenen installiert. Durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und die verheerende Flut im Ahrtal 2021 ist bei vielen Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen die Überzeugung gewachsen, dass auch dieses Warnmittel für die Alarmierung der Bevölkerung in Krisen- und Katastrophenlagen zur Verfügung stehen sollte. 

Erstmals seit rund 30 Jahren Sirenengeheul in Hannover

Viele neue Sirenen gibt es beispielsweise im Landkreis Nienburg, in der Stadt Wilhelmshaven und im Landkreis Emsland – allein dort wurden nach Angaben der Kreisverwaltung seit dem Frühjahr 2023 insgesamt mehr als 200 digitale Sirenen neu installiert. 

Die Landeshauptstadt Hannover will beim Warntag erstmals ihr neu installiertes Sirenennetz testen. 80 Sirenen stehen dafür schon bereit, bis Ende des Jahres sollen es insgesamt 112 werden. Laut der Stadt ist es das erste Mal überhaupt seit rund 30 Jahren, dass solche Sirenensignale im Stadtgebiet zu hören sein werden. „Das Hören lautstarker Warnsignale wird für viele Menschen nicht nur ungewohnt sein, sondern kann in Teilen der Bevölkerung unangenehme Gefühle und Erinnerungen auslösen“, sagte der Direktor der Feuerwehr, Christoph Bahlmann. Doch nur wenn die Anlagen getestet würden, könnten sie auch im Ernstfall einsatzbereit sein. 

Sirenennetz noch lückenhaft – Forderung nach Masterplan

Andernorts fehlen dagegen Sirenen noch oder der Aufbau der Anlagen ist noch nicht abgeschlossen wie etwa im Landkreis Verden. Die Stadt Braunschweig etwa hat nach eigenen Angaben noch kein Sirenenwarnnetz – die Installation wird dort vorbereitet. 

„Viele Landkreise in Niedersachsen betreiben derzeit den Wiederaufbau oder die Modernisierung des Sirenensystems, um den behördlichen Warnmix zu vervollständigen und auch zusätzlich zum Handynetz Tag und Nacht effektiv warnen zu können“, teilte der Hauptgeschäftsführer des Landkreistages, Hubert Meyer, auf Anfrage mit. 

Problematisch seien derzeit vor allem lange Lieferzeiten für moderne Sirenensysteme. Das Landkreistag fordert zudem, einen ausfinanzierten Masterplan für den Katastrophenschutz. Denn auch bei der Fahrzeugbeschaffung und der kritischen Infrastruktur gebe es einen großen Investitionsbedarf, teilte Meyer weiter mit. 

Test auch von mobilen Warnanlagen

Gerade in ländlichen Gebieten können Sirenen aber nicht überall gehört werden. Deshalb haben einige Landkreise und Städte auch mobile Sirenen und Warnanlagen im Einsatz, die im Ernstfall in die Gebiete fahren, um so die Bevölkerung zu warnen. Im Landkreis Lüchow-Dannenberg etwa sollen erstmals solche mobilen Durchsage- und Warnanlagen getestet werden. Dazu sind Fahrzeuge und Motorräder mit entsprechenden Anlagen in Orten unterwegs. „Dies ist ein erster Testlauf“, sagte Sebastian Jessen, zuständig für den Katastrophenschutz beim Landkreis in einer Mitteilung. „Uns geht es darum, Erfahrungswerte zu sammeln, wir wollen wissen, wie lange die Trupps tatsächlich brauchen und woran es möglicherweise auch hakt – um dann bei Bedarf nachsteuern zu können.“

Auch in Bremen werden neben 38 fest installierten Sirenen nach Angaben des Innenressorts erstmals auch vier mobile Sirenen eingesetzt werden. In Bremerhaven sollen zusätzlich Kirchenglocken läuten. 

Ohnehin setzen die meisten Kommunen auf einen ganzen Mix an Warnmitteln. Beispielsweise werden Warnungen auch über Social-Media-Kanäle oder digitale Informationstafeln ausgegeben. Der Landkreis Northeim setzt in seinem Mix an Warnmitteln seit Kurzem auch ein Warntelefon ein. Bei einem Anruf unter einer bestimmten Telefonnummer können Warnmeldungen – nicht nur am Warntag – rund um die Uhr abgehört werden.