Joachim Fuchsberger war der erste coole deutsche Krimi-Ermittler. Fast wäre er sogar der erste James Bond geworden.
Am 11. September 2014 verabschiedete sich mit Joachim Fuchsberger (1927-2014), von Fans und Freunden „Blacky“ genannt, einer der letzten großen Schauspieler und TV-Entertainer, deren Karrieren in der deutschen Nachkriegsära ihren Anfang nahmen und bis in die heutige Zeit ruhmvoll nachleuchten.
Seit den späten 1970ern bis kurz nach der Jahrtausendwende trat der sympathische Publikumsliebling mit den makellosen Manieren vor allem als Spiel- und Talkshow-Moderator in TV-Formaten wie „Der heiße Draht“, „Auf Los geht’s los“ oder „Heut‘ Abend“ in Erscheinung. Zum bundesrepublikanischen Superstar machten ihn jedoch seine zahlreichen Rollen in den Edgar-Wallace-Filmen, die sich vor allem in den Sechzigern beim Kino-Publikum größter Beliebtheit erfreuten.
Aufstieg zum deutschen Krimi-Superstar
In diesen von der deutschen „Rialto Film“ unter der der Ägide des deutschen Kult-Produzenten Horst Wendlandt (1922-2002) serienmäßig fabrizierten Kriminalfilmen, die sich an den Romanen des britischen Vielschreibers Edgar Wallace (1875-1932) orientierten, verkörperte Fuchsberger jeweils einen smarten Inspektor des Scotland Yard, der denkbar furchteinflößende Verbrecher zur Strecke brachte und dabei meist noch einer schönen Frau das Leben rettete.
Bereits der erste Film dieser insgesamt 32-teiligen Kinofilm-Reihe, „Der Frosch mit der Maske“ aus dem Jahr 1959, wurde überraschend zu einem riesigen Erfolg, der sich noch bis in die frühen Siebzigerjahre fortsetzen sollte. Für Blacky Fuchsberger, der zuvor bereits mit seiner Hauptrolle in dem Kriegsfilm „08/15“ (1954) einen ersten Erfolg als Schauspieler gefeiert hatte, bedeutete dies endgültig den großen Durchbruch. Auch weitere Stars dieser Zeit, wie die Ulknudel Eddi Arent (1925-2013), die verwegene Karin Baal (83) oder der auf psychopathische Rollen spezialisierte Klaus Kinski (1926-1991) sollten in ihren Karrieren von dem Hype um die actiongeladenen Edgar-Wallace-Verfilmungen gehörig profitieren.
Unerschrockenes Draufgängertum und elegante Coolness
Die von Fuchsberger verkörperten Scotland-Yard-Inspektoren, die mal Larry Holt, Mike Dorn oder auch Johnny Gray hießen, waren für das deutsche Publikum eine völlige Neuheit. Seinerzeit kannte man hierzulande lediglich die erste deutsche Krimi-Serie „Stahlnetz“, in der – meist in braver Zusammenarbeit mit den bundesdeutschen Polizeibehörden – reale Kriminalfälle verfilmt wurden. Von dem unerschrockenen Draufgängertum und der eleganten Coolness eines Blacky Fuchsbergers waren die Kommissare dieser TV-Serie jedoch meilenweit entfernt – zudem sah auch keiner annähernd so gut aus wie dieser.
Nach insgesamt dreizehn Edgar-Wallace-Thrillern stieg Fuchsberger, enttäuscht von der abnehmenden Qualität dieser Produktionen, nach „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“ (1971) als Scotland-Yard-Ermittler aus und verdingte sich noch für einige Jahre als Darsteller in Komödien wie „Ein Käfer gibt Vollgas“ (1972) oder Paukerfilmen wie „Das fliegende Klassenzimmer“ (1973), bevor er den Schauspielerberuf weitgehend an den Nagel hängte und sich als Moderator und Talkmaster im Fernsehen neue Aufgaben suchte.
In einem Interview mit dem „Stern“ erklärte er diesen Richtungswechsel später mit folgenden Worten: „Ich hatte in den frühen 70er Jahren gemerkt, dass meine Zeit als jugendlicher Liebhaber und ewiger Inspektor langsam vorbei war. Eine wunderschöne Zeit, keine Frage, aber ich wollte vermeiden, dass man irgendwann sagt: ‚Ach, das ist doch der Fuchsberger, der sah ja mal ganz gut aus‘. Dafür war ich ein bisschen zu eitel.“
James Bond war eine Nummer zu groß
Im selben Interview verriet Fuchsberger, dass er kurz nach dem Start der Edgar-Wallace-Reihe beinahe in die Rolle des heute legendären Geheimagenten James Bond geschlüpft sei. Eines Tages sei Horst Wendlandt, der Produzent der Wallace-Filme, auf ihn zugekommen und habe ihm mit den Worten „Das müssen wir machen“ einen Bond-Roman des britischen Autors Ian Fleming (1908-1964) auf den Tisch gelegt.
Seine Antwort sei gewesen: „Mensch, Horst, das ist ein Ding, das kannste nicht für 750 000 Mark in Schwarzweiß machen. Da musst du in Farbe drehen. Und dann die ganzen exotischen Locations. Das wird richtig teuer“. Danach habe sich Wendlandt nicht mehr an den glamourösen Stoff herangetraut und sich stattdessen die Verfilmungsrechte von Karl-May-Schmökern gesichert. Statt Blacky Fuchsberger wurde schließlich ein gewisser Sean Connery (1930-2020) der erste James Bond.
Krimi-Comeback in „Neues vom Wixxer“
Im Jahr 2003 sollte Fuchsberger seine Edgar-Wallace-Vergangenheit wieder einholen, als man ihn für eine Rolle in der Filmkomödie „Der Wixxer“ anfragte, einer Parodie auf Edgar-Wallace-Filmklassiker wie „Der Hexer“ (1964). Wie er dem „Stern“ verriet, habe er sich aufgrund des Titels gar nicht erst das Drehbuch angeschaut und dankend abgelehnt. Später hätten ihm die Drehbuchautoren Oliver Kalkofe (58) und Bastian Pastewka (52) eine DVD des fertiggestellten Films geschickt und ihn gleichzeitig für eine Fortsetzung des großen Kino-Erfolges angefragt. Diesmal schlug Blacky zu und wirkte in dem 2007 erschienenen Film „Neues vom Wixxer“ mit.
Seine letzte Rolle im erweiterten Edgar-Wallace-Kosmos brachte Fuchsberger auch gleich eine Beförderung in einen höheren Polizeirang ein. In der schrägen Komödie spielte er einen ehemaligen Scotland-Yard-Chef mit dem schlüpfrigen Namen Lord David Dickham.