Das iPhone ist der Grundstein des Apple-Geschäfts. In diesem Jahr soll das neue Modell den Konzern in die KI-Ära katapultieren. Nutzer in Europa müssen aber vorerst auf wichtige Funktionen verzichten.

Apple setzt bei seinen neuen iPhones auf bessere Kameras und Künstliche Intelligenz. Viele der neuen KI-Funktionen werden Nutzer in der Europäischen Union allerdings zunächst nicht erleben. Der Konzern hält sie unter Verweis auf rechtliche Unsicherheiten durch das neue Digitalgesetz DMA zurück. Mit neuer Software für die AirPods-Ohrhörer könnte Apple zugleich den Hörgeräte-Markt aufmischen, auch in Deutschland.

Kamera-Steuerung erster neuer iPhone-Knopf

Ein neuer Knopf ist die markanteste Veränderung des iPhone-Designs seit mehreren Jahren. Er dient zur Kamera-Steuerung und kann mehr als nur die Kamera auslösen. Apple will damit die Nutzer auch dazu animieren, mit Hilfe von KI mehr über ihre Umgebung zu erfahren.

Der Knopf beim iPhone 16 funktioniert zum einen ähnlich wie bei Fotokameras: Beim Durchdrücken gibt es ein Bild, ein leichter Druck aktiviert einen Schieberegler auf dem Bildschirm. Dadurch kann man zum Beispiel den Zoom oder Farbeffekte steuern, ohne dafür wie bisher auf den Bildschirm tippen zu müssen. Auch kann man mit Hilfe des Knopfs schnell zwischen Foto- und Video-Modus wechseln.

Der Kamera-Button ist aber auch eine Abkürzung zu KI-Funktionen. So kann man damit zum Beispiel ein Konzert-Poster oder ein Tier fotografieren, um mehr darüber zu erfahren.

Alle neuen Modelle für Apple-KI gerüstet

Insgesamt behalten das iPhone 16 und das teurere und besser ausgestattete iPhone 16 Pro weitgehend das Design der jüngsten Vorgänger-Modelle. Aber die beiden Kameras des Standard-Modells sind wieder in einer Linie nebeneinander angeordnet, wie einst beim iPhone X. Mit dem Kamerasystem können die Telefone nun auch dreidimensionale Videos für Apples Computer-Brille Vision Pro aufnehmen.

Im Inneren gibt es neue Chips und mehr Arbeitsspeicher. Das ist eine Voraussetzung dafür, dass die neuen Funktionen mit Künstlicher Intelligenz auf den Geräten flüssig laufen. Von den früheren Modellen ist lediglich das iPhone 15 Pro leistungsstark genug für „Apple Intelligence“. Der Startpreis des Standard-Modells des iPhone 16 bleibt unverändert bei 949 Euro.

Neue Sprachen für „Apple Intelligence“ – Deutsch nicht erwähnt

Diese KI-Funktionen sollen unter anderem schon in der Vorschau E-Mails und Textnachrichten in wenigen Worten zusammenfassen, individuelle Emoji-Symbole aus Textvorgaben erstellen und Informationen auf Zuruf herausfischen. So soll die Suche in der Foto-Mediathek viel besser werden, da die Software den Inhalt der Bilder analysiert. Wann diese fortgeschrittene Apple-KI nach Deutschland kommen könnte, ist offen. 

Bisher funktioniert „Apple Intelligence“ ohnehin nur auf Englisch. Bei dem Event kündigte Apple für kommendes Jahr aber weitere Sprachen an – „darunter“ Französisch, Spanisch, Chinesisch und Japanisch. Deutsch wurde nicht ausdrücklich erwähnt.

Das EU-Gesetz für Digitale Märkte, der Digital Markets Act (DMA), stellt Regeln für große Plattformen auf. Apple ist vor allem besorgt, dass die DMA-Vorgaben zur Öffnung für andere Hersteller und Dienste-Anbieter den Schutz der Nutzer-Daten beeinträchtigen könnten und will erst Zusicherungen, dass man die fortgeschrittenen Funktionen exklusiv anbieten kann.

Kommt Absatz-Schub durch Interesse an KI?

Das iPhone ist das mit Abstand wichtigste Apple-Produkt. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres brachte es gut die Hälfte des Konzernumsatzes ein. Zudem ist das iPhone die Basis für das lukrative Geschäft mit Abo-Diensten und Apps sowie Zubehör wie den AirPods-Ohrhörern. 

Einige Marktbeobachter erwarten einen Nachfrageschub beim iPhone 16 durch das Interesse an den neuen KI-Funktionen. Da die neuen Funktionen über mehrere Software-Updates hinweg eingeführt werden, ist unklar, ob es schon bei dieser iPhone-Generation ein Faktor sein wird. 

Branchenexpertin Carolina Milanesi von der Analysefirma Creative Strategies zeigte sich zugleich überzeugt, dass es dem Konzern darum gehe, möglichst viele Nutzer zum Upgrade auf neue Geräte zu bewegen, die für „Apple Intelligence“ bereit sind. 

Apple ist nach verkauften Stückzahlen die Nummer zwei im Smartphone-Markt hinter Samsung – zuletzt machten im wichtigen Markt China aber einheimische Hersteller wie Huawei dem iPhone-Konzern wieder mehr Konkurrenz. Auch Samsung und Google als Entwickler des konkurrierenden Betriebssystems Android und der hauseigenen Pixel-Smartphones setzen mit Wucht auf Künstliche Intelligenz.

AirPods Pro können auch Hörgerät

Die AirPods Pro, die sich bisher durch Geräuschunterdrückung hervorhoben, sollen künftig auch als Hörgerät eingesetzt werden können. Sie werden auch für einen Hörtest geeignet sein. Nach Freigabe durch Regulierungsbehörden soll die Funktion bis Ende des Jahres unter anderem auch in Deutschland eingeführt werden.

Wenn die Funktion greift, könnte Apple damit den Hörgeräte-Markt aufmischen, in dem Geräte oft mehrere tausend Euro kosten. Der iPhone-Konzern verkauft die AirPods Pro für 279 Euro. Zugleich bringt Apple die Geräuschunterdrückung auch in eine Version des Basis-Modells der AirPods. 

Apple-Watch wird größer und dünner

Zehn Jahre nach der ersten Ankündigung spendiert Apple seiner Computer-Uhr eine Frischekur. Die Apple Watch wird merklich dünner und bekommt größere Displays.

Ein leistungsstärkerer neuer Chip soll ermöglichen, dass die Apple Watch Series 10 automatisch ausgewählte Informationen anzeigen kann, wenn man sie braucht. Eine neue Funktion für die Apple Watch ist die Erkennung von Schlafapnoe – einer Erkrankung, bei der die Atmung kurzzeitig aussetzen kann. 

Damit man die Uhr länger tragen kann, sollen 30 Minuten Ladezeit die Batterie auf 80 Prozent auffüllen – und acht Minuten am Ladegerät sichern acht Stunden Schlaferfassung. Bisher laden viele Nutzer die Uhr über Nacht. Auch wird die neue Apple Watch die Wassertemperatur und Tiefe erkennen können.

Die Apple Watch wurde im September 2014 vorgestellt und kam im Frühjahr 2015 in den Handel. Seitdem führt Apple im Smartwatch-Markt – auch wenn zuletzt vor allem chinesische Hersteller etwas aufholen konnten. Zuletzt hatte Apple die Displays der Watch vor einigen Jahren etwas vergrößert. Der Startpreis bleibt bei 449 Euro.