AfD-Politiker laden zu einem „Bürgerdialog“ in die Essener Philharmonie. Das ruft Kritiker auf den Plan, die zu Tausenden vor das Gebäude kommen und ihre Sorge um die Demokratie zum Ausdruck bringen.

Mehrere Tausend Menschen haben gegen eine Abendveranstaltung von Bundestagsabgeordneten der AfD in Essen protestiert. Die Politiker hatten zum „Bürgerdialog“ in der Essener Philharmonie geladen. In unmittelbarer Nähe fanden sich die Demonstranten zu der Gegenveranstaltung unter dem Motto „Demokratie stärken“ ein und bedachten Gäste der AfD-Veranstaltung mit Pfiffen und Buh-Rufen, als diese an ihnen vorbei in das Gebäude gingen. 

Sie skandierten Sätze wie „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“ und hielten Banner hoch, auf denen „Demokratie – was sonst“ und „Zusammen gegen den Faschismus“ stand. Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl zunächst auf 4000. Es habe keine besonderen Vorkommnisse gegeben, sagte ein Polizeisprecher am frühen Abend.

Demo erinnert etwas an Juni-Proteste

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Veranstaltung der AfD zu Protesten in der Ruhrmetropole führt: Ende Juni hatte die Partei ihren Bundesparteitag in Essen abgehalten. Dagegen waren mehrere zehntausend Menschen auf die Straße gegangen. Initiativen wie „Zusammen gegen Rechts Essen“, „Aufstehen gegen Rassismus“ und „Essen stellt sich quer“, aber auch Beschäftigte der Theater und Philharmonie Essen (TUP), organisierten Protestaktionen.

Publizist und Moderator Michel Friedmann wollte am Abend im Aalto-Theater einen Vortrag zur Wahrung der demokratischen und humanistischen Grundsätze halten. Gemeinsam mit dem TUP setze man damit ein Zeichen für eine offene, vielfältige und tolerante Gesellschaft, betonten die Organisatoren. 

Scharfe Kritik an AfD

Das Bündnis „Zusammen gegen Rechts“ kritisierte, die AfD bedrohe vielfältige Kunst und Kultur. Die Toleranz für selbstbestimmtes und buntes Leben sinke bereits deutlich „durch die rassistische und demokratiefeindliche Propaganda der AfD“. Am Essener „Bürgerdialog“ beteiligt sind die AfD-Abgeordneten Martin Renner, Stefan Keuter und Kay Gottschalk. Keuter hatte vor einem Jahr im Bundestag für einen Eklat gesorgt, als er die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) indirekt mit Adolf Hitler verglich. Gegen Renner war Ende 2022 ein Strafbefehl wegen Beleidigung erlassen worden.