Nick Martin hat sich den Traum einer Weltreise erfüllt. Er reist seit zwölf Jahren – und bringt anderen bei, worauf es dabei ankommt.

Seite an Seite mit einem Komodowaran durch den Dschungel der indonesischen Komodo-Insel spazieren, sich mit dem Surfbrett in die Wellen vor den schönsten Küsten Australiens stürzen und mit dem Heißluftballon über die magischen Tempel von Bagan in Myanmar schweben – das ist der Stoff, aus dem Weltreise-Träume gemacht sind.

Und ein kleiner Einblick in das Leben von Nick Martin. Der gebürtige Franke reist seit mittlerweile zwölf Jahren durch die Welt – immer bereit für das nächste Abenteuer. Der 36-Jährige hat in all den Jahren weit mehr als 70 Länder bereist und für eine Weile in Australien, Ecuador, Neuseeland, der Schweiz und auf Fidschi gelebt.

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Nick Martin bezeichnet sich gerne selbst als Abenteurer, er hat seine Zehen in den Sand zahlreicher Strände auf allen Kontinenten gesteckt und nennt Menschen auf der ganzen Welt seine Freunde. Damit führt er ein Leben, von dem sich viele Menschen nur zu träumen wagen.

Studien zeigen: Deutsche träumen vom Reisen

Laut einer repräsentativen Studie im Auftrag des privaten Lottoanbieters Lottoland träumt jeder dritte Deutsche davon, mehr zu reisen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag von Eurojackpot.

Nick Martin lebt den Traum vieler Menschen – hier zum Beispiel mit dem Skateboard auf Fuerteventura.
© Nick Martin

Demnach würden 64 Prozent der Befragten sich in ihrer Freizeit selbst verwirklichen, wenn sie genug Zeit und Geld dafür hätten – zwei Drittel von ihnen auf Reisen.

„Durch die Corona-Pandemie und den damit verbundenen vorrübergehenden Reise- und Kontaktbeschränkungen ist der Wunsch mehr zu reisen und von der Welt zu sehen, zuletzt sicher noch einmal viel stärker geworden“, sagte Axel Weber, Sprecher von Eurojackpot bei der Vorstellung der Studie.

Der neue Wert vom Reisen

Eine These, der auch Nick Martin zustimmt. ­Aber der Reise-Experte beobachtet noch eine ganz andere aktuelle Entwicklung in der Reisewelt: „Seit Beginn der Corona-Pandemie gibt es definitiv immer mehr digitale Nomaden, also Leute, die ihren Job ortsunabhängig ausüben“, erzählt er dem stern bei einem virtuellen Treffen während eines kurzen Zwischenstopps in der deutschen Heimat.

Natürlich gebe es aber auch nach wie vor den klassischen Pauschaltouristen, der im Sommer in den Süden ströme. Insgesamt sei die Wertschätzung für Reisen aber gestiegen. „Ich kenne so viele, die jetzt ihre Weltreise nachholen wollen“, erzählt Martin.

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Die gute Nachricht: Wer in den Startlöchern steht und sein Fernweh stillen möchte, der steht vor immer mehr Möglichkeiten. Zum Beispiel in Australien. Vor dem Ausbruch der Pandemie galt das Land als echtes Backpacker-Paradies. Mit dem ersten Lockdown war dann erstmal Schluss mit Rucksacktourismus.

Das Problem: Ganze Wirtschaftszweige in dem Land bauen auf arbeitswilligen Backpackern auf. Backpacker können ihr Work-and-Travel-Visum deshalb jetzt bis zu drei Jahre verlängern. Ursprünglich hieß es nach zwei Jahren für die Backpacker: Hoo roo, Australia!

Gesundheit geht vor, oder?

Mexiko, Fuerteventura, Costa Rica – so ungefähr liest sich Nick Martins Bucket-List während der Corona-Pandemie. Bei einem kurzen Aufenthalt in Deutschland bemerkte der Abenteurer dann ein unangenehmes Gefühl im Rücken.

Nach einigen Untersuchungen beim Arzt kam er mit der Diagnose Bandscheibenvorfall wieder nach Hause ­– und blieb für Monate. „In dieser Zeit war meine größte Reise vom Sofa ins Bett“, erinnert sich Martin.

Im Februar 2022 dann der Befreiungsschlag: Die Physiotherapie hat Wirkung gezeigt, die Rückenschmerzen sind Geschichte. Nick Martins erste Handlung? Auf zum Flughafen und ab in die Dominikanische Republik. „Ich wollte gucken, ob ich wieder reisen kann. Zum Glück lautete die Antwort: Ja!“

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Dass selbst ein Bandscheibenvorfall ihn einmal nicht davon abhalten könnte, die Welt zu entdecken – das hätte Nick Martin vor zwölf Jahren wohl selbst noch nicht gedacht. Damals war von dem Abenteurer, der in ihm steckt, noch nicht allzu viel zu sehen: Fachabitur, Zivildienst, Ausbildung, gutes Gehalt und Dienstwagen – ein stinknormaler Lebenslauf. Bis es ihn dann doch in die Ferne zog. Der Rest ist Geschichte.

Das Problem mit dem Wörtchen „Aber“

Eine Geschichte, die rein theoretisch auch andere Menschen schreiben könnten. Wäre da nicht dieses kleine Wörtchen „Aber“. Ich möchte eine Weltreise machen, aber ich habe nicht genug Geld; aber was sollen denn dann die anderen Leute denken; aber ich habe Angst, damit überfordert zu sein.

Nick Martin kennt viele Argumente, die uns vom Reisen abhalten. „Viele informieren sich ausschließlich mit Nachrichten über das Weltgeschehen. Dadurch haben sie ein schlechtes Bild von einigen Ländern.“ Dabei sei die Welt viel freundlicher, als man denkt.

Der lebenslustige Franke lebt Reisen, und zwar auch dann, wenn er gerade nicht in der Welt unterwegs ist. Seine Abenteuer kann man mittlerweile in zwei Büchern nachlesen oder sich von ihm selbst erzählen lassen, wenn er mal wieder als Speaker unterwegs ist.

Reisen lernen an der Travel University

Wer gerade von einer Weltreise träumt, der kann sich außerdem in die Travel University einschreiben. Mit einem klassischen Studium hat das allerdings wenig zu tun. Zwar ist das Ganze aufgeteilt in Bachelor und Master, aber eher, um den Inhalten eine Struktur zu verleihen.

Das einzige, das an ein richtiges Studium erinnert: Die Inhalte bauen aufeinander auf. Im Bachelor lernen die Teilnehmenden, welches Mindest sie für eine Weltreise brauchen, wie sie ihren Traum finanzieren und worauf es bei der Planung ankommt. 

Im Juli 2022 hat Nick Martin das erste Mal ein Adventurecamp in Marokko veranstaltet.

Im Master wird es dann individueller: Es geht um Reisen mit chronischen Krankheiten, Vanlife und digitales Nomadentum. Die Inhalte basieren aber nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern auf den Erfahrungen von Nick Martin, seiner Partnerin Stefanie Oeffner und anderen Weltreisenden.

Konkrete Reisetipps suchen die Nutzer vergeblich – denn die Tutoren wollen ihre Schüler zu eigenen Plänen inspirieren. Dafür kriegen die Travel-Studenten für knapp 100 Euro eine Community aus Gleichgesinnten und Tipps für ein Einstieg ins Weltreise-Leben. 

Martin selbst erklärt das Konzept so: „Wir geben auf der Plattform unsere eigenen Erfahrungswerte aus mehreren Jahrzehnten Weltreise weiter. Dabei gibt es auch gerne mal einen verbalen Arschtritt von uns“, ergänzt Nick Martin das Portfolio. Zweifel und Angst als Ausrede fürs Daheimbleiben? Keine Chance. 

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Was brauche ich für eine Weltreise?

Eine Weltreise ohne Mut, die gibt es nicht. Wer neue Kulturen und Perspektiven kennenlernen möchte, der muss bereit sein, seine Komfortzone zu verlassen. Auch ein gesundes Selbstvertrauen kann helfen, sich den Herausforderungen zu stellen, die einen unterwegs erwarten. „Außerdem muss man bereit sein, seine Scheuklappen abzulegen und offen für neue Sichtweisen sein“, ergänzt Martin. Das sei aber mit jedem neuen Ort einfacher.

Eine weitere Sache, die man für eine Weltreise zwingend braucht: Geld. Aber wie dick muss mein Geldbeutel denn sein? Darauf gibt es laut Nick Martin keine allgemeine Antwort: „Ich kann nicht einfach sagen, eine Weltreise kostet 23.000 Euro.“ Es komme immer auf den individuellen Reisestil, die Route und die Ansprüche des Reisenden an.

Nick Martin schaut gemeinsam mit seiner Freundin Stefanie Oeffner auf Kapstadt.

Wenn Nick Martin übers Reisen spricht, dann strahlen seine Augen, seine Stimme wird lauter, er dreht in jedem Sinne auf. Das steckt an. Und genau das will er auch erreichen: Inspirieren und motivieren, Vorbild sein. Natürlich zieht er aber auch für sich selbst einen großen Mehrwert aus seinem Lebensstil. Fragt man ihn nach den drei großen Lehren aus zwölf Jahren Weltreise, nennt er immer die Gleichen:

„Fehlermachen ist geil.““Nobody gives a shit.““Ich bin selbst für mein Leben verantwortlich.“

Wüstenabenteuer in Mauretanien

Szenenwechsel: Wir befinden uns in Mauretanien, dem neben Nordkorea am wenigsten bereisten Land der Welt. Die Landschaft ist geprägt von Dünenlandschaften und Granitformationen, zwei Drittel des Landes sind von der Sahara bedeckt. Das Thermometer zeigt 44 Grad Celsius an – im Schatten.

Nick Martin sitzt auf dem Iron-Train in Mauretanien.
© Nick Martin

Mitten durch die Wüste fährt mit 35 Kilometern die Stunde ein über sieben Kilometer langer Zug, der Iron-Train. Er gilt als schwerster und längster Zug weltweit. Und auf einem der mit Eisenerz beladenen Waggons sitzt ein junger Mann; der ganze Körper mit Sandstaub bedeckt, Skibrille und Kopfbedeckung übers Gesicht gezogen  – und ein dickes Grinsen im Gesicht.

Der nächste Haken auf Nick Martins Bucket-Liste. „Bis jetzt habe ich jede Reise gemacht, die ich bisher machen wollte“, sagt der 36-Jährige. Und auch, wenn es ein gefährlicher Trip war, will er keine Sekunde davon missen. Und seine Reisegeschichte ist noch lange nicht zu Ende: „Ich lebe nach dem Grundsatz: Die einzige Reise, die man bereut, ist die, die man nicht macht!“

Quelle: Nick Martin von der Travel University