In der Oder ist vor Tagen höchstwahrscheinlich eine Robbe gesichtet worden. Das ist zwar kurios, aber aus Sicht eines Forschers gar nicht so ungewöhnlich.
Sie sind eher an Deutschlands Küsten, in Nord- und Ostsee zu Hause. Die mutmaßliche Entdeckung einer Robbe in der Oder bei Schwedt im Nordosten Brandenburgs muss aus Sicht von Forschern aber kein Grund zur Beunruhigung sein. Für Robben sei es kein Problem, Flüsse hinaufzuschwimmen, sagte Guido Dehnhardt, Professor an der Universität Rostock, der dpa. „Man muss sich um das Tier keine Sorgen machen. Wenn es gesund ist, wird es auch den Weg zurück finden.“
Dehnhardt leitet das Marine Science Center, ein Robbenforschungszentrum in Rostock-Hohe Düne in Mecklenburg-Vorpommern. Junge Seehunde und Kegelrobben ziehen allein durch die Ostsee und suchen nach neuen Ansiedlungsgebieten, wie er sagte. „Sie sind sehr wanderlustig.“ In Flüssen bleiben sie meist nicht längere Zeit.
In der Oder hatte es in der vergangenen Woche mehrere Sichtungen durch Besucher und Angler im Nationalpark Unteres Odertal gegeben. Die Naturwacht schickte Fotos und Videos an das Meeresmuseum in Stralsund. Es war laut Meeresbiologen nicht ganz klar, ob es sich um einen Seehund oder eine Kegelrobbe handelt.
Es kommt immer wieder vor, dass Robben – der Oberbegriff für verschiedene Arten, also auch für Seehund oder Kegelrobbe – in Flüssen auftauchen. Sie gehören zu den größten Raubtieren in Deutschland. Im Rhein wurden etwa 2014 und 2020 Robben entdeckt. Laut des Nationalparks Unteres Odertal wurde in der Oder bei Schwedt bereits 2012 eine Kegelrobbe nachgewiesen.
Roben sind hervorragend an das Leben im Wasser angepasst und haben ein dickes Fettpolster unter der Haut. Kegelrobben etwa können im Wasser um die 100 Kilometer an einem Tag zurücklegen. In der Ostsee leben laut Dehnhardt rund 40.000 Kegelrobben, die meisten von ihnen aber in Skandinavien.