Tauziehen kennen viele von Volksfesten oder aus der Schulzeit. Doch am Wochenende messen sich die besten deutschen Tauzieher mit der internationalen Konkurrenz in Mannheim.

Unterarmkrämpfe und Hornhaut an den Händen – damit haben Tauzieh-Sportler regelmäßig zu kämpfen: Von Donnerstag an messen sich in Mannheim insgesamt 25 Nationen aus aller Welt bei der Tauzieh-Weltmeisterschaft. Pro Mannschaft ziehen acht Mitglieder am Seil – Ziel ist es, den Gegner vier Meter über die Linie zu bekommen. 

„Es geht vor allem natürlich um Kraft und Ausdauer, gerade im Leistungssportbereich zählt vor allem auch die Technik“, sagte Corsin Wörner, Sportdirektor Tauziehen beim Deutschen Rasenkraftsport- und Tauzieh-Verband. Insgesamt 25 Tauzieh-Vereine gehörten zum Verband, die meisten davon befänden sich in Süddeutschland. 2.000 bis 2.500 Tauzieher gebe es, davon rund 20 Prozent Frauen.

Theresa Schwegler aus Göppingen betreibt die Sportart seit 13 Jahren. „Tauziehen wird so oft verbunden mit irgendwelchen übergewichtigen schweren Männern, die halt an irgendeinem Seil ziehen“, sagte die 27-Jährige. „Für uns war das schon immer auch eine Motivation zu zeigen, dass es ein Sport ist, den auch die Frauen ausüben können.“ Ein Sport, der alle Muskeln beanspruche – bei dem man auch nebenher einiges tun müsse, damit man die richtige Technik ausführen könne. 

Ziel ist, im Gleichschritt nach hinten zu laufen

„Jede Mannschaft entwickelt ihre eigene Technik, aber wichtig ist, dass das Seil eine Höhe hat.“ Dazu müssten alle den gleichen Schritt haben, den gleichen Druck am Fuß. „Die ganze Zeit müssen wir den gleichen Fuß bewegen und die gleiche Kraft aufwenden, damit man überhaupt funktionieren kann – das fasziniert mich auch, weil es acht Frauen am Seil sind, die das Gleiche tun müssen.“

Die Sportler trainieren das ganze Jahr, wie Wörner sagte. Im Winter gehe es viel in den Kraftraum. Vor den Weltmeisterschaften werde dann immer mehr am Seil gearbeitet. „So, dass man im Sommer jetzt drei-, viermal in der Woche am Seil steht, aber dann noch zusätzlich sein Krafttraining absolviert.“ Gezogen wird ohne Handschuhe. Hornhaut an den Händen lasse sich da nicht vermeiden, sagte Wörner – und auch die Unterarme würden irgendwann schlapp machen.

Wichtig ist, den Boden zu kennen

Für den 18-jährigen Ben Zürn aus Kirchzarten bei Freiburg ist das Teamerlebnis einer der wichtigsten Punkte bei der Begeisterung für den Sport – gemeinsam ins Ausland zu fahren, Turniere zu machen. Wichtig für den Erfolg beim Ziehen ist für ihn, den Boden zu kennen. „Bei einem tiefen Boden muss man gut stehen können, bei einem harten Boden muss man schnell und kraftvoll sein.“ Da müsse man sich immer gut anpassen. Und: „Dann muss man halt der Stärkere sein – psychisch, physisch.“ 

Laut Wörner gehören die Deutschen zu den Spitzen-Teams. Im vergangenen Jahr etwa wurde die U23-Mannschaft in der Schweiz Weltmeister. Die WM in Mannheim läuft bis zum Sonntag, dem 8. September.