Der Last-Minute-Wechsel von Robin Gosens hat in der Mannschaft von Union Berlin für mächtig Ärger gesorgt. Noch Stunden vor Spiel hatte es geheißen, dass der Ex-Nationalspieler bleibt.

Manchmal ist das Fußball-Business gnadenlos. Besonders in den letzten Stunden des geöffneten Transfers-Fensters, in denen Profis buchstäblich in letzter Sekunde von einem Verein zum anderen wechseln, ist der Druck groß. Manchmal scheitern solche Transfers an Details oder Fehlern, die den Beteiligten unterlaufen, oder an einem unvorhersehbaren Sinneswandel. Im Fall von Robin Gosens, der knapp vor Toreschluss vom 1. FC Union Berlin an den AC Florenz verliehen wurde, war das nicht der Fall. Beim ehemaligen Nationalspieler war es eher überraschend, dass der Transfer noch zustande kam.

Stunden zuvor, beim gemeinsamen Mittagessen der Mannschaft vor dem Spiel am Abend gegen den FC St. Pauli, waren alle Beteiligten davon ausgegangen, dass Gosens in Berlin bleibt. Er sollte spielen, Trainer Bo Svensson rechnete fest mit ihm, genau wie das ganze Team. 

Doch es kam anders.

Alle dachten: Robin Gosens spielt am Abend

Als Trainer Svensson die Mannschaft später auf das Duell einschwor, befand sich Gosens schon bei einem letzten medizinischen Test, der seinen Fitnesszustand feststellen sollte – mit Erfolg. Nach nur einer Spielzeit war schließlich klar, dass der Rekordeinkauf und Topscorer der abgelaufenen Spielzeit schon wieder weg war, vorerst jedenfalls. Ein „sehr, sehr komischer Tag“, fasste Svensson zusammen.Christoph Daum Tod Nachruf Besuche Köln 12.03

Das Team war mehr als irritiert. Nach dem mühsamen 1:0-Sieg gegen den Hamburger Aufsteiger, platzte es aus Kapitän Rani Khedira heraus. „Da muss ich ehrlich sagen: Es ist eine Katastrophe“, sagte der Kapitän des 1. FC Union Berlin bei DAZN. „Da sollten sich die schlauen Menschen auch mal irgendwie Gedanken drüber machen, dass wir zwar Fußballspieler, aber auch Menschen sind.“ Zuvor war er gefragt worden, wie die Mannschaft auf den kurzfristigen Abgang von Nationalspieler Robin Gosens reagiert habe.

Der 30 Jahre alte Gosens habe „fast schon mit Tränen in den Augen“ dagestanden, sei „völlig aufgelöst“ gewesen, tat Khedira kund. „Beim Mittagessen war es klar, dass er bei uns bleibt, dass er spielt. Und zwei Stunden später, nach seinem Mittagsschlaf, kommt dann die Nachricht, dass es dann doch so aufgeht“, erklärte er das Hin und Her am Freitag. „Wenn man das so am Spieltag mitnehmen muss, finde ich das komisch.“

Robin Gosens wollte zurück nach Italien

Es bleibt festzuhalten, dass Gosens den Wechsel forciert hatte. Das Problem war nur, dass der erst auf den letzten Metern realisiert wurde, und das war offensichtlich vorher nicht absehbar. Ein echter Stressmoment für alle Beteiligten. 

Wie Union-Geschäftsführer Horst Heldt betonte, sei Gosens aus rein persönlichen Gründen in die Toskana gewechselt. „Er hatte uns ja schon immer gesagt, dass er wechseln möchte, wenn die Möglichkeit bestehe“, sagte Heldt, der einige Anfragen für Gosens erhalten hatte, der seine bisher beste Karrierezeit bei Atalanta Bergamo und Inter Mailand verbrachte: „Und dann macht es auch keinen Sinn, einen Spieler zu behalten, der nicht richtig bei der Sache ist.“ Über die genauen Konditionen des Transfers teilte Union wie üblich nichts mit.DFB_Stiller 19.00

Auch wenn der Wechsel am letzten Transfertag überraschend kam, hat Union mit der Verpflichtung von Tom Rothe von Borussia Dortmund II schon vorgesorgt. Der 19-Jährige nahm gleich die Position des Nationalspielers ein. „Er hat sich die erste halbe Stunde schwer getan“, sagte Trainer Svensson über Rothes erstes Union-Heimspiel, wies aber auch auf die Umstände hin. „Erst dreieinhalb Stunden vor Spielbeginn kann er sich sortieren“, erklärte Svensson. „Die zweite Halbzeit war er besser, wir werden viel Freude mit ihm haben.“

Gosens sucht seine Chance derweil wieder auf internationaler Bühne. In Florenz, das am Donnerstag die Gruppenphase der Conference League erreicht hatte, könnten die Tränen schnell wieder trocknen.

Mit Material von DPA