Nach dem Ausrutscher in Island berappelt sich das deutsche Frauen-Team gegen Österreich. Große Sorge bereitet allerdings die verletzt ausgewechselte Lena Oberdorf.
„Völlig losgelöst“-Gesänge beim letzten Olympia-Test – aber große Sorge um Lena Oberdorf: Mit einem versöhnlichen und schwungvollen Auftritt haben sich die deutschen Fußballerinnen zu den Olympischen Spielen verabschiedet. 43.953 Zuschauer im ausverkauften Stadion von Hannover feierten das Team von Bundestrainer Horst Hrubesch beim 4:0 (2:0) im letzten Härtetest gegen Österreich. Neun Tage vor dem ersten Gruppenspiel gegen Australien zeigten die DFB-Frauen ein völlig anderes Gesicht als zuletzt beim 0:3 in Island und machten Hoffnung auf einen Coup in Paris.
Allerdings musste die so wichtige Lena Oberdorf mit einer offenbar schwereren Knieverletzung vom Platz. „Sie hat vor Schmerzen geschrien“, berichtete Abwehrspielerin Kathrin Hendrich. Es würde der Mannschaft „verdammt wehtun“, wenn sie für Olympia ausfallen sollte, sagte Hrubesch. „Sie war ein wichtiger Faktor bei uns im Spiel. Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist. Warten wir mal ab“, sagte der Bundestrainer und kündigte eingehende medizinische Untersuchungen an.
Popp und Hegering nur Zuschauer
Klara Bühl sorgte zum Abschluss der EM-Qualifikation für die frühe Führung (11. Minute) und traf auch in der Nachspielzeit zum 4:0 (90.+3). Die weiteren Tore erzielten Jule Brand (39.) und Lea Schüller (52.). Die Gastgeberinnen spielten ohne Kapitänin Alexandra Popp, die nach einer Fußreizung ebenso geschont wurde wie ihre Wolfsburger Vereinskollegin Marina Hegering.
„Für mich ging es darum, dass wir zeigen, was wir können und dass wir ein anderes Gesicht haben als es in Island gewesen ist“, sagte Hrubesch in der ARD, nachdem er mit seinen Spielerinnen vor den begeisterten Zuschauern gefeiert hatte. „Ich freue mich riesig, dass wir so eine Kulisse haben.“
Für die Europameisterschaft 2025 in der Schweiz hatten sich die deutschen Frauen längst qualifiziert und konnten sich so weiter für die Sommerspiele empfehlen. Schon zur Halbzeit sangen die Fans zu Peter Schillings „Major Tom (Völlig losgelöst)“ wie bei der Männer-EM.
Beim olympischen Turnier trifft die deutsche Auswahl nach der Partie gegen Australien am 25. Juli dann auf Rekord-Weltmeister USA am 28. Juli ebenfalls in Marseille und auf Sambia am 31. Juli in Saint-Étienne. Hrubesch hat mehrfach betont, dass sein Team um die Medaillen mitspielen wolle. 2016 in Rio de Janeiro holten Popp und Co. Gold. „Was für uns wichtig war, ist, dass wir ein positives Ergebnis mitnehmen“, sagte Hrubesch. Man hätte das Ergebnis noch deutlicher gestalten können.
Frohms muss um Platz im Tor fürchten
Mit der Aufstellung spitzte Hrubesch den Konkurrenzkampf auf der Torhüterposition weiter zu: Die Wolfsburgerin Merle Frohms, bei der EM 2022 und WM 2023 unangefochtene Stammkeeperin, saß nur auf der Bank. Zwischen den Pfosten stand Ann-Katrin Berger vom US-Club NJ/NY Gotham FC. „Wenn beide Länderspiele durch sind, werden wir entscheiden, was wir machen“, hatte Hrubesch zuvor angekündigt.
Frohms hatte über Jahre hinweg überzeugt, Patzer wie zum 0:1 in Island vor vier Tagen kannte man von ihr eigentlich nicht. Bei Olympia könnte nun Berger zur Nummer eins aufsteigen. Die 33-Jährige hatte mit den wenigen Herausforderungen gegen die Österreicherinnen keine Mühe – und gab mit einem weiten Ball sogar die Vorlage zum 2:0. Brand machte in der Situation das, was Hrubesch oft von ihr gefordert hatte: Die schnelle Außenstürmerin suchte den Abschluss und traf.
Schreck mit Lena Oberdorf
Die zuletzt gelbgesperrte Lena Oberdorf gab ihrem Team zunächst wie gewohnt Struktur und Sicherheit. Im Gegensatz zu manch anderen Begegnungen in diesem Jahr gerieten die DFB-Frauen dieses Mal nicht in Rückstand. Bühl verwandelte einen Abpraller ihrer Bayern-Kollegin Lea Schüller zum 1:0.
Immer wieder rollten die Angriffe auf Austria-Torfrau Manuela Zinsberger zu. Von der Tribüne aus sah der künftige Bundestrainer Christian Wück, wie die DFB-Frauen auch nach der Pause Druck machten. Schüller vergab die dicke Chance zum 3:0 (49.) und traf kurz darauf die Latte. Im dritten Anlauf und auf Vorarbeit von Elisa Senß gelang ihr dann doch noch ein Tor.
Einen Schreckmoment gab es nach knapp 70 Minuten, als Oberdorf nach einem Zweikampf verletzt liegen blieb. Ohne auftreten zu können und gestützt auf Betreuer musste die künftige Münchnerin vom Platz. Für den besorgt schauenden Hrubesch war es in seiner zweiten Amtszeit als Interims-Coach bei den Frauen das insgesamt 20. Länderspiel – und sein letztes Heimspiel. Der 73-Jährige hört nach seiner Olympia-Mission auf.