Die ARD wiederholt einen „Tatort“ aus Frankfurt. Anwaltssohn Frederick Seibold wird entführt. Wenig später tauchen Lösegeldforderungen und abgetrennte Gliedmaßen auf. Der Fall nimmt für die Kommissare Janneke und Brix eine unerwartete Wende.

3 von 5 PunktenEin Kriminalfall, der zur Entführungsposse wird

Worum geht’s?

Frederick Seibold (Helgi Schmid) wird am helllichten Tag vom Golfplatz entführt. Vier mit Tiermasken vermummte Täter zerren ihn in einen Lieferwagen und bringen ihn in dunkles Kellerloch. Wenig später tauchen bei seiner Ex-Freundin und seinem Vater, einem renommierten Wirtschaftsanwalt, Erpresserschreiben auf. Ebenfalls im Umschlag befindet sich je ein abgetrennter Finger. Als sich herausstellt, dass die Gliedmaßen nicht von dem Entführten stammen, stehen die Frankfurter Hauptkommissare Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) vor einer doppelten Herausforderung: Sie müssen nicht nur eine fingerlose Leiche finden, sondern auch das Versteck von Frederick Seibold.PAID Warum ich seit 50 Jahren „Tatort“ gucke – und es auch weiter tun werde_15.30

Warum lohnt sich der „Tatort: Wer zögert, ist tot“?

Der Titel klingt vielversprechend und tatsächlich nimmt der Krimi zu Beginn ordentlich Fahrt auf. Zudem werden gesellschaftlich relevante Themen angerissen, wie etwa die Wohnungsnot in Großstädten, hier am Beispiel von Frankfurt. Oder aber das Schicksal vieler Frauen, vor allem alleinerziehender Mütter, die „unter dem Existenzminimum“ leben, obwohl sie sich den ganzen Tag abrackern, wie Kommissarin Janneke es in einer Szene formuliert. Die Frauen im Film werden als stark und loyal porträtiert, während die Männer mehrheitlich selbstverliebte Jammerlappen sind. Überhaupt ist hervorzuheben, dass viele Frauen an der HR-Produktion beteiligt waren – vor und hinter der Kamera.

Was stört?

Der Film kann sich nicht recht entscheiden, was er sein will: klamaukige Gaunerkomödie oder seriöser Krimi. Petra Lüschow, die Drehbuch und Regie verantwortet, formuliert es so: „Im Zentrum meiner Geschichten stehen ambivalente, verletzliche Figuren, die tapfer kämpfen, aber nicht immer gewinnen. Mich interessiert, warum wir gefangen bleiben und was uns gefangen hält, aber das Tragische, das dem zugrunde liegt, lässt sich im Komischen oft besser präzisieren. Komik ist gewandelter Schmerz.“ Die fehlende Konzentration auf ein Genre, macht es dem Zuschauer leider zunehmen schwierig, bei der Stange zu bleiben. Außerdem ist schon ab Minute 30 klar, wer hinter der Entführung von Frederick Seibold steckt.Tatort Ausstiege 16:40

Die Kommissare?

Hauptkommissar Brix ist gleich doppelt eingespannt: Mit seiner Kollegin Janneke muss er den Fall lösen und für sich und seine Mitbewohnerin Fanny (Zazie de Paris) sucht er eine neue Wohnung. Die ist nach einem Überfall traumatisiert und traut sich nicht mehr vor die Tür. Am Ende führt gerade Fannys Angst zur entscheidenden Wende.

Ein- oder ausschalten?

Wer den Fall noch nicht kennt, sollte ihm eine Chance geben.

Die „Tatort„-Folge „Wer zögert, ist tot“ wurde erstmals am 29. August 2021 ausgestrahlt. Die ARD wiederholt den Film am Freitag, 30. August 2024, um 23.20 Uhr.