Er war Teil des größten Gefangenenaustauschs seit dem Kalten Krieg: Wladimir Kara-Mursa wirkte auf der Pressekonferenz nach seiner Ankunft in Köln gelöst. Der Deal habe 16 Menschenleben gerettet.
Nach seiner Freilassung im Rahmen des größten Gefangenenaustauschs zwischen Russland und dem Westen seit dem Kalten Krieg hat der russische Oppositionelle Wladimir Kara-Mursa Kanzler Olaf Scholz (SPD) und den Deutschen gedankt. „Es war keine einfache Entscheidung für Bundeskanzler Scholz“, sagte Kara-Mursa am Freitag bei einer Pressekonferenz in Bonn mit weiteren Freigekommenen. Wichtiger Bestandteil der Vereinbarung mit Russland war die Freilassung des sogenannten Tiergarten-Mörders Vadim Krasikow aus deutscher Haft.
Kremlkritiker Kara-Mursa: Gefangenenaustausch hat „16 Leben Menschenleben gerettet“
„Gestern wurden 16 Menschenleben gerettet“, hob Kara-Mursa bevor. „Ich glaube nicht, dass es auf der Welt etwas Wichtigeres gibt.“ Der 42-Jährige fügte hinzu, er wolle „allen Menschen in Deutschland danken, die sich für Befreiung der politischen Gefangenen eingesetzt haben und es weiter tun“. Nawalny Gefangenenaustausch 17:58
„Ich fühle mich wie im Film: Gestern war ich noch in Haft, und heute bin ich am schönen Ufer des Rheins in Bonn„, beschrieb Kara-Mursa seinen Gefühlszustand nach seiner Freilassung am Donnerstag. „Das ist alles sehr surreal.“
„Putin ist ein Diktator, ein Mörder“
Zugleich machte Kara-Mursa deutlich, dass er seinen Widerstand gegen den russischen Staatschef Wladimir Putin fortsetzt. Der Kreml-Chef sei „ein Diktator, ein Usurpator und ein Mörder“, der unter anderem für den Tod von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny in russischer Lagerhaft sowie für den Tod zahlreicher ukrainische Kinder verantwortlich sei.
Russland und sein Verbündeter Belarus sowie auf der anderen Seite Deutschland, die USA und drei weitere Nato-Staaten hatten den Gefangenenaustausch am Donnerstagnachmittag in der türkischen Hauptstadt Ankara vollzogen. Russland ließ 15 Inhaftierte frei, unter ihnen vier Gefangene mit deutschem Pass. Begrüßung per Handschlag – was verbindet Putin und den Tiergartenmörder? 14:19
Auch die Freilassung eines in Belarus zunächst zum Tode verurteilten und später begnadigten Deutschen konnte erreicht werden. Nach russischen Angaben wurden im Gegenzug acht russische Häftlinge und zwei Minderjährige nach Russland ausgeflogen.
Der Oppositionelle überlebte mehrere Giftanschläge
Die russischen Behörden hatten Kara-Mursa im April 2022 inhaftiert, nachdem er in einer Rede in den USA Russland „Kriegsverbrechen“ gegen die Ukraine vorgeworfen hatte. Im April 2023 wurde er zu 25 Jahren Haft verurteilt. Es war eine der längsten Haftstrafen, die je gegen einen Kritiker von Kreml-Chef Wladimir Putin verhängt worden war.
Der 42-Jährige leidet unter einer Erkrankung des Nervensystems. Nach seinen Angaben handelt es sich dabei um die Folgen von mehreren Giftanschlägen. Recherchen von Medien wie „Der Spiegel“ und „Bellingcat“ stützen Kara-Mursas Vergiftungsvorwürfe.