Ein Professor beleidigt eine Studienanfängerin mit arabischen Wurzeln rassistisch. Es ist nicht der erste Zwischenfall. Um sich zu retten, muss er die Frau auf einen Debattier-Wettbewerb vorbereiten.

Es ist ein beliebtes Filmthema: Zwei Menschen sindsich zutiefst unsympathisch, müssen aber aufgrund äußerer Zwängekooperieren und lernen überraschende Seiten am jeweils anderenkennen. Darum geht es auch in Sönke Wortmanns Komödie „Contra“, dieein ernstes Thema unterhaltsam und doch tiefgründig nahebringt. Der Kinohit von 2021 läuft am Montag um 20.15 Uhr im Ersten.

Ein zynischer Rhetorikprofessor überzieht darin die Studentin Naima inder Vorlesung mit rassistischen Bemerkungen und macht sich über sielustig. Um den Disziplinarausschuss gnädig zu stimmen, soll er siedeshalb auf einen bundesweiten Debattier-Wettbewerb vorbereiten. Einschwieriges Unterfangen, denn bei beiden sind die Widerstände gegendie Zusammenarbeit ziemlich groß.

Nach Vorbild aus Frankreich

Grundlage ist der französische Film „Die brillante MademoiselleNeila“, der 2018 ins Kino kam. Daniel Auteuil spielte damals denwortgewandten Professor, der die Studentin Neila wegen ihreralgerischen Wurzeln fertig macht. Ein älterer, verbitterter weißerMann und eine junge Frau mit Migrationshintergrund aus derberüchtigten Vorstadt – für die Constantin Film Produktion war das einespannende Konstellation, die sie auf deutsche Verhältnisse übertragenwollten.

Statt in Paris spielt „Contra“ in Frankfurt am Main. Christoph MariaHerbst („Der Vorname“) verkörpert den Rhetorikprofessor Richard Pohl.Für die Rolle der Studentin fiel die Wahl auf Nilam Farooq, bekanntaus Filmen wie „Du Sie Er & Wir“ und als langjährige TV-Kommissarinin der ZDF-Krimireihe „SOKO Leipzig“.

Für Naima geht mit ihrem Jurastudium ein Traum in Erfüllung. Sie willAnwältin werden und hofft, ihrer Mutter und ihren Brüdern dadurch einbesseres Leben bieten zu können. Endlich in Deutschland ankommen undnicht nur mit Bleiberecht geduldet werden! Und dann das: „In meinemKulturkreis bedeutet Pünktlichkeit noch etwas“, wirft Professor PohlNaima an den Kopf, als sie wenige Minuten zu spät in die Vorlesungkommt. Naimas Kommilitonen filmen Pohls peinlichen Auftritt, der inden sozialen Medien bald für Aufsehen und Entsetzen sorgt.

Widerwillig befreundet

Mit dem Professor will Naima nach dieser schmerzlichen Erfahrungnichts mehr zu tun haben. Doch dann erkennt sie die Chance, die ihrdie Teilnahme am Debattier-Wettbewerb bietet, zumal sie rhetorischsehr talentiert ist. Auch Pohl hat zunächst keine Lust, die Studentinzu schulen, sieht aber keine andere Möglichkeit, seiner drohendenSuspendierung zu entgehen. Widerwillig lassen sich beide auf dasgemeinsame Training ein und lernen am jeweils anderen überraschendeSeiten kennen. Alles läuft bestens, bis Naima die wahren Beweggründefür die Hilfsbereitschaft des Professors herausfindet: Nicht etwaÜberzeugung und Reue, sondern Eigennutz.

„Contra“ kommt um manche Klischees nicht herum. Doch Wortwitz undFeingefühl für leise Zwischentöne machen die Komödie sehenswert. Aufunterhaltsame Weise führt der Film vor Augen, dass es eben nicht nurdie großen Dinge sind, in denen sich Rassismus und Diskriminierungäußern. Es sind viele kleine Begebenheiten, unüberlegte Bemerkungen,Blicke, Verhaltensweisen, die Menschen ausgrenzen und verletzen. Kein“Man darf doch wohl noch sagen“ oder „Das war doch nicht so gemeint!“- hier bezieht der Film eine eindeutige Position und stellt klar,dass jeder Mensch eine Würde besitzt, die niemand verletzen sollte,nicht mal im Scherz.