Wer die Schule ohne Abschluss verlässt, hat es schwer. Eine zweite Chance bieten die Volkshochschulen, wo Berufs- und Mittlere Reife nachgeholt werden können. Die Lehrer gehen auch hinter Gitter.

Mehr als 150 junge Frauen und Männer haben in diesem Jahr an den Volkshochschulen ihren Schulabschluss nachgeholt. Allein in Schwerin wurden jetzt 46 Abschlusszeugnisse der Berufs- oder Mittleren Reife überreicht, wie die Stadt mitteilte. An der Volkshochschule Rostock schafften 17 Menschen die Berufsreife und 37 die Mittlere Reife. Im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte legten 19 erfolgreich die Zentralprüfungen zur Mittleren Reife ab, in Vorpommern-Greifswald 24 und in Nordwestmecklenburg 12, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.

Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) übergab in Schwerin die Zeugnisse und unterstrich damit die Bedeutung des zweiten Bildungswegs. „Unsere Volkshochschule steht für die zweite Chance“, sagte er. „Die Schulabschlüsse eröffnen den Absolventinnen und Absolventen Türen in einen neuen, selbstbestimmten Lebensabschnitt, in eine ökonomische sowie persönliche Unabhängigkeit. Das schafft ein Mehr an Bildungsgerechtigkeit und Beteiligung.“ Die Berufsreife wird benötigt, um eine Berufsausbildung zu starten. Mit der Mittleren Reife erweitert sich das Spektrum der erlernbaren Berufe beträchtlich.

Unterricht in der JVA

Die Kurse der Volkshochschule des Landkreises Rostock zum Erlangen von Schulabschlüssen haben eine Besonderheit: Sie werden für Insassen der Justizvollzugsanstalt Bützow angeboten, im Rahmen der Resozialisierung. In der JVA schafften dieses Jahr acht Insassen die Berufsreife und fünf die Mittlere Reife, wie der Landkreis mitteilte. Auch in der JVA Neustrelitz, wo viele junge Inhaftierte einsitzen, gibt es Kurse. Dort bestanden im vergangenen Jahr drei Insassen die Prüfungen zur Mittleren Reife.

Mehr Zuwanderer ohne Schulabschluss

Die Volkshochschulen beobachten eine wachsende Nachfrage nach Kursen, gerade auch unter Zuwanderern. „Zunehmend verlassen Schülerinnen und Schüler von geflüchteten Familien die Regelschule, ohne Schulabschluss“, heißt es etwa von der Volkshochschule in Rostock. In großen Städten ist die Nachfrage größer als im ländlichen Raum. So werden in Neubrandenburg derzeit zwei Kurse angeboten. 

„In Hinsicht auf die Nachfrage würde auch ein dritter Kurs zustande kommen, allerdings fehlen dafür die entsprechenden Lehrkräfte“, heißt es. Im ländlicheren Raum sei die Nachfrage geringer. „So konnte in Waren in den letzten zwei Schuljahren kein Kurs angeboten werden, da die Mindestteilnehmerzahl nicht erreicht wurde. Auch am Standort Demmin fehlen Teilnehmende, um einen neuen Kurs im Schuljahr 2024/25 zu starten.“ 

In Schwerin gab es dieses Jahr mit 46 erfolgreichen Absolventen über 20 Prozent mehr als 2023, wie die Leiterin der Volkshochschule, Susanne Kapellusch, sagte. Für das kommende Schuljahr sei die Zahl der Anmeldungen bereits wieder groß. Es gebe nur noch wenige Plätze im Bereich der Berufsreife sowie für die Abendklasse der Mittleren Reife.