Draußen Gewitter, Regen, stürmischer Wind – was zu Wagners „Holländer“, dem geheimnisvollen Seefahrer, passt. Doch in der aktuellen Inszenierung ist der Holländer auf Rachetour in der Kleinstadt.
Kleinstadt-Spießigkeit statt Meeresweite: Die aktuelle Inszenierung des „Fliegenden Holländers“ bei den Bayreuther Festspielen lässt den Holländer auf Rachefeldzug zwischen Backsteinhäusern und Wintergärten gehen. Bei der Premiere der Wiederaufnahme zeigte sich das Publikum zufrieden mit der Sängerriege, angeführt von Michael Volle in der Titelpartie und Elisabeth Teige als Senta – und beklatschte auch ausführlich Dirigentin Oksana Lyniv.
Sie war 2021 die erste Dirigentin überhaupt auf dem Grünen Hügel zu Bayreuth und weiß auch im vierten Jahr der Produktion zu überzeugen. Während draußen Regen und stürmischer Wind das Hochsommer-Wetter ablösten, waren die Premierenbesucher im Festspielhaus nach knapp zweieinhalb Stunden Oper sehr angetan.
Regisseur Dmitri Tschernjakow verlegt die Handlung in eine Kleinstadt. Der Holländer musste hier als Kind einst miterleben, wie seine Mutter eine Affäre mit Daland hatte, von der Nachbarschaft geächtet wurde und sich umbrachte. Viele Jahre später sinnt er auf Rache, kehrt in die spießbürgerliche Gesellschaft zurück. Dort fühlt sich auch Senta alles andere als wohl. Im Hoodie und mit Zigarette kämpft sie gegen die Konventionen. Die Regie-Ideen sind stimmig, am Ende brennt die Stadt – und der Holländer ist tot.
Am Freitag gehen die Festspiele mit der Wiederaufnahme der „Götterdämmerung“ weiter.