Das erste Mal ein Kreuz machen: Sarah Dowidat hat sich auf ihre erste Bundestagswahl gefreut. Durch vorgezogene Neuwahl darf sie jetzt doch nicht wählen. Sie ist frustriert – aber gibt nicht auf.

Das erste Mal ihr Kreuz machen, das erste Mal ihre Stimme bei der Bundestagswahl abgeben und die Wahl mit entscheiden: Sarah Dowidat hatte sich schon sehr auf den 28. September gefreut. Doch dann zerbrach die Ampel-Koalition, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) stellte die Vertrauensfrage und der Wahltermin rutschte auf den 23. Februar. Dowidat darf dann aber nicht wählen. Denn die Schülerin aus Kaiserslautern wird erst im Juni 18 Jahre alt.

„Es war auf jeden Fall sehr frustrierend“

Nach dem Ampel-Aus hatte sie gar nicht direkt daran gedacht, was das für ihre Stimmabgabe bedeutet. „Ich hab’ auf Instagram bei der Tagesschau gesehen, dass es Neuwahlen geben wird“, erinnert sie sich. „Ich hab’ aber gar nicht im Kopf gehabt, dass ich danach erst 18 werde.“ Am nächsten Tag habe sie ihre Mutter dann daran erinnert. 

„Es war auf jeden Fall sehr frustrierend“, sagt die 17-Jährige. „Ich persönlich hab‘ schon sehr drauf hingefiebert. Weil die nächsten Jahre, finde ich, politisch sehr entscheidend sind, weil sehr viel los ist in der Welt.“ Gerade für junge Menschen seien die kommenden Jahre sehr entscheidend. „Ich hätte gern die politische Richtung mitbestimmt. Das kann ich jetzt nicht mehr machen“, sagt Dowidat. „Die Frustration ist bei mir und bei meinen Freunden schon groß.“

Fast 20.000 junge Menschen betroffen

Dowidat ist bei weitem nicht die Einzige, die das betrifft. Bei der Wahl am 23. Februar werden laut Statistischem Landesamt rund 112.000 junge Menschen in Rheinland-Pfalz erstmals ihre Stimme bei einer Bundestagswahl abgeben können. Hätte die Wahl, wie ursprünglich geplant, am 28. September stattgefunden, wären es rund 131.400 potenzielle Erstwähler und Erstwählerinnen gewesen. 

Heißt: Rund 19.400 junge Menschen feiern zwischen den beiden Wahlterminen ihren 18. Geburtstag. Am 23. Februar sind sie mit 17 Jahren also zu jung zum Wählen – und müssen auf die nächste Bundestagswahl warten. 

In Dowidats Freundeskreis ist die entgangene Wahlchance ein Thema. „Ein paar meiner Freunde sind schon 18 und dürfen wählen, ein paar geht es wie mir – einigen ist es aber auch egal“, sagt Dowidat, die auch im Vorstand der Landesschüler*innenvertretung Rheinland-Pfalz ist. „Es sind aber viele, die sagen, es ist wirklich frustrierend.“

„Ich werde immer meine Meinung weiter sagen“

Was ihr bei einer Wahl wichtig gewesen wäre, darüber hatte sie sich schon gründlich Gedanken gemacht. „Mir persönlich ganz wichtig ist das Leben in der Demokratie und dass wir ein vielfältiges und offenes Deutschland haben“, sagt sie. „Ich glaube, das ist vielen jungen Menschen wichtig. Und einfach als junge Person das Gefühl zu haben, man hat eine Stimme und die wird auch gehört.“

Zumindest bei der Bundestagswahl wird ihre Stimme dieses Jahr noch nicht gehört. Davon lässt sie sich aber nicht unterkriegen. „Ich werde immer meine Meinung weiter sagen und auf Demonstrationen weiter präsent sein und in der Schüler*innenvertretung weitermachen“, sagt sie. 

Es sei gerade als junger Mensch wichtig, die Punkte, die man bei einer Wahl berücksichtigt hätte, weiterzuleben. „Das mit den Wahlen ist ärgerlich, hindert mich aber nicht daran, meine Meinung kundzugeben.“