„Die Partei“ versucht den Diebstahl ihrer Wahlplakate aufzuklären. Als diese offenbar im CSU-Parteigebäude auftauchten, war die Verwunderung groß.

Verschwundene oder beschädigte Wahlplakate sind ein Ärgernis für sämtliche politische Parteien. Neben der Arbeitskraft, die Mitglieder in die Verteilung und das Aufstellen der Schilder stecken, ist häufig auch ein finanzieller Schaden mit dem Verlust verbunden. Ganz abgesehen von der ausbleibenden politischen Wirkung der Plakate, wenn sie – zumindest zeitweise – von keinem Wähler wahrgenommen werden können. Ein recht ungewöhnlicher Fall von abhandengekommenen Wahlplakaten ereignete sich nun in München. Wie Mitglieder der Partei „Die Partei“ berichten, seien Aufsteller, die sie vor der CSU-Zentrale in München platziert hätten, kurz darauf im Inneren des Gebäudes wieder aufgetaucht. Was ist da passiert?

Der Vorsitzende Martin Sonneborn schreibt in einem Post auf Instagram über Plakate seiner Partei, dass „in München zweimal hintereinander mehrere Exemplare direkt vor der CSU-Zentrale verschwanden“. Es handele sich um zwei Motive, auf denen Friedrich Merz abgebildet sei. Der Vorsitzende der CSU-Schwesterpartei CDU werde darauf mit den Slogans „Wenn du Trump bei Wish bestellst“ und „blackrockmatters“ gezeigt.

Wish ist eine Plattform für Discountartikel. Merz wird also als eine Art Billigversion von Trump dargestellt. Blackrock wiederum ist eine Vermögensverwaltungsgesellschaft und ein ehemaliger Arbeitgeber von Friedrich Merz. Angelehnt an den Slogan „Black Lives Matter“ wird dem Kanzlerkandidaten der Union damit quasi unterstellt, die wahre Intention seiner Arbeit sei das Wohlergehen vorwiegend reicher Menschen.

„Diebesgut direkt in der CSU-Zentrale“

Irgendwann wurde es der Partei „Die Partei“ zu bunt mit den Plakatdiebstählen und sie versteckte kleine GPS-Tracker darin. Es folgte „großes Erstaunen“, wie Sonneborn dem stern bestätigte, denn „die GPS-Daten lokalisierten das Diebesgut direkt in der CSU-Zentrale“. Zusätzlich sei „der Diebstahl auch noch von einem Passanten mit dem Handy gefilmt“ worden. Zum Beweis veröffentlichte „Die Partei“ auch einen Screenshot der Tracker-App, auf dem der Standort der Plakate zu erkennen ist.

Einige Zeit nach den ersten Meldungen übern den Plakatklau seien die Schilder dann am Donnerstagmorgen erneut bewegt worden. Bayerns „Die Partei“-Landesprecherin Anna Bauer bestätigte dem stern, dass es um „10.34 Uhr Bewegung gab und die Plakate zur gegenüberliegenden Straßenseite gebracht wurden, wo sie dann auch aufgefunden werden konnten“.

Der GPS-Tracker zeigt laut „Die Partei“, wo genau sich die Plakate in dem Moment befinden
© Joshy Cornelius / Die Partei

Sollten CSU-Mitglieder die Plakate abgebaut und vorübergehend in ihrer Parteizentrale deponiert haben, könnten sie sich wegen Diebstahls oder möglicherweise auch Sachbeschädigung strafbar gemacht haben. „Anzeige ist raus! (Aktenzeichen BY8547-501230-2518)“ schreibt Sonneborn auf Instagram dazu. Auch ein Redakteur der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ bestätigt in einem Artikelkommentar, dass es tatsächlich zu einer Anzeige gekommen sei. Die CSU in München hingegen teilte dem stern auf Anfrage mit, dass ihr „zu dem Sachverhalt keine Erkenntnisse“ vorlägen.

Die Staatsschutzabteilung der Münchner Polizei bearbeitet die Anzeige laut „Süddeutscher Zeitung“ inzwischen. „Man prüfe, wie das Abhängen der Plakate strafrechtlich zu bewerten sei“, sagte ein Sprecher dem Blatt. Der mögliche Strafrahmen reicht von einer Geldstrafe bis zu einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. 

Als grundsätzlich bedauerlich bewerten jedoch auch die Christsozialen selbst das Phänomen Plakatdiebstahl und beschweren sich ihrerseits über die „täglich zerstörten und entwendeten Plakate der CSU“.

Quellen:„Neue Osnabrücker Zeitung“, Instagram, „Süddeutsche Zeitung“